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 Shadowrun-Roman, Band 65: Im Namen des Herrn

Serie: Shadowrun-Roman, Band 65
System: Shadowrun
Autoren: André Wiesler
Verlag: Fantasy Productions

Cover
Gesamt ++++-
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Als gläubiger Christ und angehender Mönch hat es Mark nicht leicht in der Sechsten Welt: Nächstenliebe hat keine Lobby und die katholische Kirche einen schlechten Ruf. Daran sind unter anderem Runner wie die clevere Quiz und ihre Teamkollegen schuld, die Trollsamurai Ferrum, der Decker Mikropulse und der Elsterschamane Glitzer. Doch Zufälle führen ihre Wege zusammen. So kommt es, dass das Team später Mark hilft, als der unter einen unberechtigten Mordverdacht gerät und die Flucht in die Schatten antreten muss. Damit fangen die Schwierigkeiten aber erst richtig an. Mark lernt, dass nicht alle seine Glaubensbrüder fromme Lämmer sind und ein uraltes Ritual scheint auch eine Rolle zu spielen; mächtige Gegner erscheinen auf der Bildfläche.

Wird Mark seine Weste reinwaschen können? Klappt die Zusammenarbeit zwischen dem atheistischen Team und Mark? Welches Geheimnis ist mit Mark verbunden? Werden Mark und das Team lang genug überleben können, um großes Unheil zu verhindern?

Dieser Roman ist wie ein guter Action-Film: Man wird direkt in die Handlung reingezogen und dann geht es spannend bis zum Schluss weiter. Eines der Bücher, die man in einem Rutsch durchlesen möchte und auch kann.

Der Roman spielt in den ADL (Allianz Deutscher Länder). Genauer gesagt hauptsächlich in Wuppertal, teilweise aber auch in der Umgebung (Düsseldorf, Hagen etc.). Der Autor ist gebürtiger Wuppertaler, dass merkt man dem Roman auch an; vor allen, wenn der Wuppertaler SV gegen Schalke gewinnt ... Laut Verlagsinfo spielt der Roman im Rhein-Ruhr-Megaplex, aber damit verbindet man ja eher Essen, Dortmund, Bochum etc. Am Ende geht es in das theokratische Westphalen.

Die Figuren werden locker eingeführt. Zwar gibt es keine ausführliche Lebensgeschichte als Hintergrund, aber genügend Tiefgang beziehungsweise Individualität, dass man sie genug kennen lernt, um sie unterscheiden zu können und (nicht) zu mögen.

Die Hauptfigur ist der angehende Mönch Mark. Er lebt in einer kleinen Kirchengemeine mit Pater Alonsius, Luke und Frederik, dem Gelehrten. Alle haben ihre Eigenheiten, ihre "Makel" etc. und reden natürlich auch über (ihre) Religiosität. Auch dadurch werden sie zu mehr als reinen Schablonen.

Das Läufer-Team wird angeführt von Quiz, einer cleveren Menschenfrau, von der man etwas mehr erfährt. Für die Muskeln ist die Trollsamurai Ferrum zuständig, die mit Quiz sogar privat befreundet ist, manchmal erstaunlich schlaue Sachen sagt und trotz der vielen Cyber-Muskeln und des Jobs manchmal auch Herz zeigt. Dazu kommt der kleinwüchsige Decker Mikropulse und der Elsterschamane Glitzer, beides Menschen. Auch wenn der Personenhintergrund nicht 20 Seiten umfasst, erhält man schnell einen Zugang zum Team.

Böse Zungen könnten jetzt sagen, dass sind doch alles laufende Klischees: die clevere Menschenfrau mit Herz, die dumme Trollsamurai, der arme kleinwüchsige Decker und der notgeile Schamane. Andererseits arbeitet Shadowrun nun mal auch mit Klischees und das erfolgreich.

Der Bösewicht schließlich ist ein mehr als fähiger Killer namens Sokrates. Auch dieser hat "das gewisse Etwas".

Die Handlung verläuft gradlinig und ohne allzu häufige Orts- und Personenwechsel, sodass man leicht im Lesefluss bleiben kann. Erfreulicherweise kommt "Im Namen des Herrn" ohne die leider oft typischen Weltverschwörungen, Killersatelliten und ähnlichen Dingen aus.

Der Roman handelt viel von der Kirche im Jahre 2054 und ihre Positionierung in der Sechsten Welt (Stichworte Magie, Metamenschen etc.). Es wird ein Blick hinter die Kulissen geworfen. Wer sich für diese Thematik interessiert, ist hier gut bedient. Anderererseits könnte ein sehr gläubiger Christ Bauchschmerzen bekommen. Auch wenn der Konvent differenziert dargestellt wird, so überwiegt doch meiner Meinung nach der kritische Blick auf die Kirche.

Das Fazit lautet "lesenswert". Wer ein paar kurzweilige Lese-Stunden im Shadowrun-Universum verbringen will, kann hier zu greifen. Sicherlich, hier liegt kein SR-Meilenstein vor, aber trotzdem ein solider, flott geschriebener und zu lesender SR-Roman. Auch gerade für Einsteiger ist er denke ich gut geeignet. Erfahrene SR-Leser, die diverse Handlungsstränge quer um die Welt/durch die Zeiten mögen, für die es mindestens um eine Weltverschwörung gehen muß und/oder die nur die Ausnahme-Romane der SR-Reihe lesen wollen, sind hier evtl. literarisch unterfordert. Leser aus deutschen Landen haben natürlich noch den "Heimvorteil". Ist ja doch ganz nett, mal was über Wuppertal zu lesen und nicht über Seattle.

Bernd Wachsmann



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2004 | ISBN: 3890645941 | Preis: 9 Euro | 416 Seiten

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