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 Artemis Fowl, Folge 1: Artemis Fowl

Artemis Fowl, Folge 1

Serie: Artemis Fowl, Folge 1
Autoren: Eoin Colfer
Sprecher: Nathaniel Parker
Verlag: Der Hörverlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Vor nunmehr einem Jahr begann der Hörverlag damit, eine neue und lobenswerte Reihe in sein Programm einzuführen, die es auch deutschen Hörern ermöglichen sollte, englischsprachige Produktionen zu genießen: die "English Edition". Neben fantastischen Hörspielen wie "The Hobbit" und "The Lord of the Rings", zahlreichen "Paul Temple"-Kriminalfällen oder Douglas Adams’ "The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy" veröffentlichte der Hörverlag Ende Januar 2006 den ersten Teil der Bestseller-Reihe "Artemis Fowl" als ungekürzte, englischsprachige Lesung.

Der junge Artemis Fowl ist zwar erst zwölf Jahre alt, seiner Verhaltensweise jedoch merkt man dies nicht an. Im Gegenteil - der Junge fühlt sich erwachsenen Personen ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Denn Artemis Fowl ist hochintelligent. Bei Recherchen im Internet stößt der jüngste Spross eines alten irischen Verbrecher-Imperiums immer wieder auf Berichte und Hinweise über fantastische Erscheinungen. - Doch aus den Informationen, die andere Menschen sofort als Hirngespinste oder erfundene Geschichten abstempeln würden, zieht Artemis Fowl andere Schlüsse: Er ist davon überzeugt, dass tief unter der Erde das Volk der Feen, Elfen, Zwerge, Gnome, Kobolde und Trolle - kurz: das Erdvolk - überlebt hat. Und dieses hütet - glaubt man den Geschichten - das Gold am Ende des Regenbogens. Dieses Gold ist es, an dem Artemis Fowl mehr als nur interessiert ist, denn seit sein Vater spurlos verschwunden ist, hat sich das Familienvermögen der Fowls stetig verkleinert. Als er schließlich in den Besitz des geheimen Buches der Elfen gelangt und sich in die Regeln und Verhaltensweisen der unterirdischen Bewohner eingelesen hat, beginnt Artemis Fowl damit, einen Plan auszutüfteln, wie er das Erdvolk überlisten und das Gold in seinen Besitz bringen könnte. - Einen zugegebenermaßen sehr gefährlichen und riskanten Plan, bei dessen Ausführung er auf die Hilfe seines Leibwächters Butler und dessen Schwester Juliet vertrauen muss. Tatsächlich gelingt es Artemis und Butler, Captain Holly Short, eine Elfe der Zentralen Untergrund-Polizei (ZUP), während ihres "Rituals", bei welchem sie ihre magischen Kräfte auflädt, zu entführen und schließlich eine Lösegeldforderung an das Erdvolk zu übermitteln. Doch hat Artemis Fowl wirklich noch die Fäden in der Hand oder unterschätzt er seinen mächtigen und intelligenten Gegner, der sich all die Jahre lang versteckt halten konnte? Denn nach einem von der ZUP veranlassten Zeitstopp wird Fowl Manor auf einmal von den Polizei-Einheiten des Erdvolks belagert und Artemis sieht sich Kobolden, Gnomen, Elfen und Trollen gegenüber ...

Nachdem die englische Schriftstellerin Joanne K. Rowling mit ihrer Roman-Reihe um den Zauberschüler Harry Potter eine weltweite Euphorie auslöste, erlebte das Genre der fantastischen Jugendbuchliteratur einen umglaublichen Aufschwung. Während es heute viele weitere Serien gibt, die man "Harry Potter" gleichstellen möchte, war es die Figur "Artemis Fowl" aus der Feder des Iren Eoin Colfer, die 2001 als eine der ersten von der Presse als Konkurrent oder Gegenpart zu "Harry Potter" betitelt wurde. Mittlerweile sind vier Romane um Artemis Fowl erschienen und noch immer kann sich die Fantasy-Reihe internationaler Bestseller-Erfolge erfreuen.

Tatsächlich kann Eoin Colfer seinen Leser durch eine interessante Richtung der Fantasy überzeugen. So rüstet er im Vergleich zur klassischen Fantasy im Sinne Tolkiens auf, lässt seine fantastischen Kreaturen zu einem der Menschheit an technologischem Fortschritt deutlich überlegenen Volk werden und sie versteckt im Erdinneren leben. An der Erdoberfläche hingegen spielt sich das alltägliche Leben der Menschen ab, die alle Magie als Geschichten und Märchen abgetan haben. - Alle bis auf einen. Mit Artemis Fowl schafft Eoin Colfer einen glaubwürdigen Charakter, der aufgrund seines Alters und der seltenen Momente, in welchen er Gefühle zeigt, zwar noch ein Kind, in seiner geistigen Entwicklung jedoch einem Erwachsenen nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen ist. Und obwohl man meinen könnte, dass Artemis Fowl als Verbrecher eigentlich zu den Bösen gehören sollte, wächst er dem Leser schnell ans Herz. Diese Figur, die in Begleitung eines überaus sympathischen wie auch unnahbaren Leibwächters agiert, setzt der Autor dem gesamten hochtechnologischen Erdvolk gegenüber, das mit modernsten Waffen dafür sorgen will, dass die Existenz der Feen und Elfen auch weiterhin unbekannt bleibt. Diese Mischung aus Fantasy, Realität und High-Tech ist es, die "Artemis Fowl" zu einer rasanten und spannenden, gleichzeitig aber auch zu einer humorvollen Geschichte macht.

Für das vorliegende Hörbuch seiner "English Edition" gibt der Hörverlag als Anspruchswert den Begriff "intermediate" an - eine mittlere Schwierigkeitsstufe also. Doch bereits auf der ersten CD zeigt sich, dass "Artemis Fowl" doch ein bisschen mehr Konzentration erfordert als man es von dieser Angabe erwarten könnte, zumindest für jemanden, der des Englischen nicht fließend mächtig ist. Denn nicht nur, dass während der Erzählung durch den Anteil an High Technology Begriffe und Wörter verwendet werden, die nicht dem Schulgebrauch entstammen, der Sprecher der vorliegenden ungekürzten Lesung, Nathaniel Parker, liest zudem - wie bei englischsprachigen Sprechern in der Regel üblich - sehr schnell. Obwohl man sich die meisten Begriffe und Wendungen aus dem Kontext erschließen kann, vor allem dann, wenn man auch die deutsche Übersetzung des Buches kennt, stellt "Artemis Fowl" somit einen Anspruch, der das Level "intermediate" doch noch ein wenig übersteigt.
Dabei wird die Lesung durch Nathaniel Parkers angenehmen Sprachrhythmus zu einem spannenden Abenteuer. Während der Sprecher anfangs nur mit sehr subtilen Stimmnuancen arbeitet und sich die verschiedenen Charaktere akustisch nur wenig voneinander unterscheiden, setzt Nathaniel Parker im weiteren Verlauf der Lesung auch hörbar unterschiedliche Stimmfärbungen ein. Zieht man jedoch einen Vergleich zwischen der wunderbaren deutschen Lesung von Rufus Beck und der Leistung Nathaniel Parkers, so zieht letzterer eindeutig den kürzeren. Zudem sind dem Hörer manche Stimmfärbungen aus der Interpretation des deutschen Sprechers bereits bekannt und werden von diesem als optimaler empfunden, so zum Beispiel das bassige Stimmvolumen Butlers oder der immer wieder wiehernde Zentaur Foaly.

Zwar präsentiert sich das Hörbuch "Artemis Fowl" in einem Schuber, der dem üblichen Design des Hörverlags angepasst wurde, ansonsten jedoch wirkt die Aufmachung der Lesung nicht sonderlich überzeugend. Während zum einen das verwendete Coverbild - welches auch auf die CDs selbst gedruckt wurde - nicht unbedingt neugierig macht oder gar zum Hören anregt, sind zum anderen die Booklets und Inlays der CD-Hüllen nur sehr mager gestaltet. So finden sich dort lediglich ein paar Pressezitate - interessanterweise auch eines, wenn auch sehr kurzes, vom Stern, das auf Englisch übersetzt wurde -, Kurzbiografien über Autor und Sprecher sowie eine kurze Übersicht über die Hauptcharaktere.

Fazit:
Mit "Artemis Fowl" legt der Hörverlag eine weitere Produktion im Rahmen seiner Reihe "English Edition" vor. In einer ungekürzten Lesung trägt Nathaniel Parker zunächst auf sehr subtile Art, später auch durch deutlich differenzierte Stimmfärbungen die spannende und zugleich amüsante Erzählung aus der Feder Eoin Colfers vor. Einem Vergleich mit der deutschen Lesung, die von Rufus Beck interpretiert wurde, kann die englische Produktion jedoch nicht standhalten.

Valentino Dunkenberger



CD | CD-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 3899407652 | Laufzeit: 367 Minuten | Originaltitel: Artemis Fowl | Preis: 29,95 Euro

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