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Im Grafenberger Wald wird ein Toter gefunden, der fachmännisch ausgeweidet und entmannt worden ist. Ein Fall für Hauptkommissar Clemens von Bühlow und sein Team, denen es in kurzer Zeit gelingt, den Namen des brutal ermordeten Mannes festzustellen. Doch gleichlaufend mit seiner Identifizierung gibt es auch ein erstes Motiv. Denn der als Musiker tätige Belgier wurde einen Tag zuvor in einem medienträchtigen Verfahren von dem Vorwurf freigesprochen, seine behinderte Tochter Marie jahrelang missbraucht zu haben. Ein Desaster für Maries Mutter, die schwere Vorwürfe gegen den Staatsanwalt erhebt. Doch sie ist nicht die Einzige, die in ihm einen Schuldigen sieht und so ist schon kurz nach der Verhandlung ein rächender Mörder in Düsseldorf unterwegs, um die Fehler der Justiz auszubügeln.
"Ausgeweidet" ist das Debüt des in Düsseldorf lebenden Autorenduos Brigitte Lamberts und Annette Reiter, die gleich im ersten Fall der beiden Hauptkommissare Clemens von Bühlow und Maria Esser mit einem brisanten Thema an den Start gegen. Denn wie in ihrem Buch erwähnt, ist die Dunkelziffer an Missbrauchsopfern unter geistig behinderten Menschen wesentlich größer als bei Gesunden. Bei Weitem kein Grund, um Selbstjustiz zu verüben - und doch gibt es immer wieder Menschen, die genau das tun. Deshalb nehmen sich die erfahrenen Kommissare auch als allererstes den Umkreis des Toten vor und beginnen bei Familieangehörigen und Freunden zu ermitteln. Eine akribische Recherche, die in allen ihren Einzelheiten geschildert wird und dem Leser die Chance einräumt, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Doch mit nur wenigen Spuren und fadenscheinigen Alibis braucht es einige Zeit, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen und deshalb geschieht es, dass dieser noch einmal tätig wird.
Erzählt wird die tagelange Suche nach einem Mörder in einer geradlinigen Art und Weise, sodass es keine relevanten Nebenhandlungen gibt. Mit der Beschreibung eines brutalen Mordes beginnend, setzten sich die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge fort und bestehen zum überwiegenden Teil aus den stetigen Bemühungen der Ermittler, ihren Fall schnell aufzuklären. Dabei lernt der Leser vor allem Clemens von Bühlow und Maria Essler kennen, die in ihrer Handlungsweise sehr real geschildert sind. Überhaupt wird in diesem Krimi auf übermäßig viele Episoden aus dem Privatleben, alkoholbedingte Abstürze und leidige Kompetenzstreitigkeiten verzichtet, wie sie in anderen Krimis oftmals üblich sind und somit hat der Leser das Gefühl, an einer wirklich stattfindenden Ermittlung teilzuhaben. Nur die Figur des Mörders kommt hierbei viel zu kurz und vermittelt keinen nachvollziehbaren Eindruck.
Fazit:
"Ausgeweidet" ist ein spannender Regionalkrimi, der vor allem von seinen gut geschilderten und wendungsreichen Ermittlungen lebt, den Leser aber nicht in die Gedankenwelt eines gerechtigkeitsliebenden Mörders eintauchen lässt.