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In der Reihe "Filmgenres" des Reclam-Verlages bringt es das vorliegende Buch im Reclam-üblichen Format mit 371 Seiten zu einem stattlichen Umfang.
Sechzig Filme des entsprechenden Genres werden im Buch nicht nur gelistet, sondern auch besprochen. Damit bietet die Herausgeberin Ursula Vossen natürlich nur einen Einblick, denn bekanntlich gibt es sehr viel mehr Filme dieses Genres.
Doch vor dem Einblick in wichtige und aus verschiedensten Gründen besonders erwähnenswerte Filme wendet sich die Herausgeberin mit einer knapp zwanzig Seiten umfassenden Einleitung an den Leser - und zwar einer, die auf diesem dafür doch recht eng bemessenen Platz eine gelungene Zusammenfassung der Historie des Horrorfilms, der Akzeptanz und Ablehnung, die dem Horrorfilm widerfährt, und der unterschiedlichen Strömungen bietet.
Die Filmvorstellungen beginnen mit "Das Cabinet des Dr. Caligari" aus dem Jahr 1919 und läuten damit einen chronologischen Filmüberblick ein. Ebenso wie "Nosferatu" aus dem Jahr 1922 von Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau beispielsweise locken diese alten Streifen heutzutage kaum noch eine Katze vor dem Ofen hervor, und doch waren es wegweisende Werke, die schon allein aus diesem Grunde ihre Aufnahme in das Buch fanden.
Mit dabei ist auch der schwarzweiße "Freaks" von 1932, der auch heute noch in regelmäßigen Abständen im TV ausgestrahlt wird.
Schon die Einleitung spricht nicht nur von den vielen verschiedenen Strömungen des Horrors, die vom Gruselstreifen, bei dem der Zuschauer sich den Schrecken im Grunde selbst schafft, bis hin zum Gore- oder Splatterstreifen reichen, bei dem Ekelszenen mit viel Blut und Eingeweiden für eine ganz andere Form des Horrors verantwortlich sind. Es wird auch gesagt, dass jede Zeit, im Grunde jede Dekade, ihren eigenen Horror hat und Horror oder das, was der Zuschauer als solchen auffasst, so schnell wechselt, dass der Horrorfilm zu den schnelllebigsten Genres zu zählen ist.
Sieht man von den erstgenannten Filmen hin zu "Psycho" aus dem Jahr 1960, dann zu "Die Nacht der reitenden Leichen" von 1971 oder noch weiter bis in die Achtziger mit "Poltergeist" oder die Neunziger mit Filmen wie "From Dusk till Dawn" oder gar die Umwälzung, die mit "Blair Witch Project" 1999 geschah, lässt sich diese Behauptung schnell an konkreten Beispielen festmachen.
Mit "Van Helsing" von 2004 verlässt das Buch den Leser - oder umgekehrt - und man darf gespannt sein, von welchen Neuerungen ein solches Nachschlagewerk wohl fünf Dekaden weiter zu berichten hätte.
Bei allen Filmen sind Angaben zu Titel, Produktionsland und -jahr sowie Laufzeit dem Text vorangestellt, ebenso Namen von Regisseur, Buchautor und Darstellern sowie der Verantwortlichen für Kamera und Musik.
Die Texte zu den einzelnen Filmen beschränken sich nicht auf eine Inhaltsangabe, sondern liefern stets auch wertvolle Hintergrundinformationen. Diese beziehen sich auf Regisseur und Darsteller ebenso wie auf den geschichtlichen oder gesellschaftlichen Wert des jeweiligen Werkes.
Auch gibt es einige der im Buch genannten Filme in unterschiedlichen Versionen, wobei die anderen Versionen kurz genannt und auf Unterschiede, beispielsweise in Blickwinkel oder Interpretation der Buchvorlage, eingegangen wird.
Diese Informationen sind sehr reichhaltig und verständlich aufbereitet, und jedem Filmfan wird es eine Freude sein, dieses Buch zu lesen.
Die chronologische Auflistung erweist sich neben dem Inhaltsverzeichnis als sehr gute Strukturierung, allerdings findet sich am Ende des Buches auch ein Register mit Filmtiteln. An dieser Stelle sind nicht nur die ausführlich vorgestellten Filme nachzusehen, sondern auch sämtliche Querverweise zu anderen Filmen, die im Buch Verwendung fanden.
Insgesamt ist dieses Buch eine Freude für jeden Fan des Horrorfilms, und zwar unabhängig davon, ob er Filme der Gruselart wie "Poltergeist", Teenslasher wie "Scream", Splatterstreifen wie "Brain Dead", asiatischen Horror wie "Ringu" oder noch andere Formen bevorzugt. In diesem Buch werden sie alle nicht nur genannt, sondern auch in einen höchst lesenswerten Kontext gesetzt.
Das einzige Manko ist die doch sehr große Begrenztheit des Werkes, die zwar auf alle möglichen Zeiten und Strömungen einzugehen versuchte, dabei aber sowohl im historischen Bereich als auch in der Neuzeit viele gute und ebenfalls wichtige wie aussagestarke Filme auf der Strecke ließ.