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Natürlich fährt Germain Maltret zur Beerdigung seiner Mutter, auch wenn er nicht gerade behaupten kann, dass er intensiv trauert. Dafür standen sie sich nicht nah genug. Terre-Clapier ist eher ein kleines Dorf, als eine Stadt, die Hektik des Geschäftsmannes kann er dort schnell abstreifen. Hier sind es die uralten Mysterien, die plötzlich lebendig werden und ihm das Leben schwer machen. Schon auf der Hinfahrt begegnet Maltret eine seltsame junge Frau, das ist jedoch nichts gegen das Erlebnis bei der Beerdigung auf dem Friedhof. Maltret ist sich ganz sicher, sich selbst gesehen zu haben. Oder einen Doppelgänger. Beides natürlich völliger Unfug und er weiß selbst nicht, wie er die Erscheinung bezeichnen soll, die, kaum, dass sie von ihm entdeckt wurde, flüchtete. War das Gesehene überhaupt real?
Mit solchen Fragen will Germain Maltret sich erst später beschäftigen, muss er sich doch vorrangig um organisatorische Dinge in Bezug auf den Tod seiner Mutter kümmern. Dazu gehört das Erbe eines alten Gutshauses. Um sich vor Ort ein genaues Bild machen zu können, mietet er sich ein Zimmer in einer kleinen Pension und ist erstaunt, als er dort erneut auf die Frau trifft, die er schon auf dem Weg getroffen hat. Es scheint fast, als wären die beiden auf eine eigenartige Weise miteinander verbunden. Victor Franek verspricht ihm Unterstützung. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber ein erfahrenes Medium und ist sich sicher, das Erscheinen von Maltrets Doppelgänger erklären zu können. In dem alten Gutshaus soll auf spirituellem Weg Genaueres herausgefunden werden, doch was dort passiert kommt unerwartet und mit einer Heftigkeit, die alle Beteiligten überrascht. Wer ist der mysteriöse Doppelgänger wirklich? Und wie hängen die junge Frau und Franek damit in Zusammenhang?
Wie passend: "Doppelgänger – Das doppelte Böse" erscheint im Splitterverlag als Komplettausgabe im Doppelband. Erzählt wird eine klassische Gruselgeschichte, die auf dem deutschen Motiv des Doppelgängers beruht. Das wird nicht nur im Comic selbst erklärt, sondern auch im Titel deutlich, der auch im französischen Original "Doppelgänger" lautet. Die Handlung entpuppt sich nach und nach als eine moderne Grusel- und Gespensterstory, wie man sie zum Beispiel aus "Akte X" kennt. Dabei werden die Zusammenhänge gekonnt in kleinen Häppchen offenbart, sodass es für den Leser bis zur letzten Seite spannend bleibt. Grusel und Ungläubigkeit gewinnen immer mehr die Überhand, denn genau wie der Protagonist Maltret selbst, kann der Leser kaum glauben, welch unerwartete Wahrheiten sich hier nach und nach auftun.
Die Geschichte konzentriert sich ganz klar auf die wichtigen Charaktere. Das wird durch die schlichte Abwesenheit von Nebenfiguren und die fehlende Ablenkung im Hintergrund ganz klar fokussiert. Wie bei einem klassischen Krimi tauchen nur die Figuren auf, die gerade etwas Wichtiges für den Verlauf der Geschichte beizutragen haben. Dadurch entsteht zusätzlich eine immer leicht surreal wirkende Umgebung. Straßen, auf denen nur ein einziges Auto fährt oder Cafés, in denen es nur die Protagonisten und den Kellner gibt, sorgen für die Illusion der Isoliertheit.
Die Farben sind gedeckt, hauptsächlich ist das typische Braun des Dorfes Terre-Clapier zu sehen oder hin und wieder etwas Grün. Das passt gut zu der Grundstimmung des Comics. Die Zeichnungen sind nicht zu detailliert, aber auch keinesfalls grob zu nennen. Einziger Schwachpunkt ist die Mimik der einzelnen Personen. Gerade der Protagonist hat oft den immer gleichen Gesichtsausdruck, was durch das Tragen einer Sonnenbrille zusätzlich verstärkt wird. Hier wären vielfältige Variationen möglich gewesen, da die Handlung mit intensiven Emotionen arbeitet. Leider werden selbige hauptsächlich erzählt und sind nicht so intensiv sichtbar, wie zu erwarten wäre.
Fazit: "Doppelgänger – Das doppelte Böse" ist eine gelungene Mystery-Geschichte. "Akte X" ohne FBI-Agenten ist eine durchaus passende Beschreibung. Die Handlung ist perfekt konstruiert und genau das Richtige für Comic-Fans von Grusel und Übernatürlichem.
Auf der Webseite des Splitterverlags gibt es eine ausführliche Leseprobe.