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Wunderlich leidet. Seine Freundin Marie hat mit ihm Schluss gemacht, für ihn völlig überraschend, und er droht in Selbstmitleid und Versagensängsten zu versinken - ohne jegliche Idee, wie das Leben nun weitergehen soll.
Da macht sich plötzlich sein Handy selbstständig und sendet ihm sonderbare SMS ohne erkennbaren Absender. Es antwortet auf seine Gedanken und kann, zumindest bisweilen, in die Zukunft sehen. Und es verordnet ihm eine Reise in den Norden. Nach einigem Zögern und etwas Protest stimmt Wunderlich zu, stellt sich auf eine etwas abenteuerliche Fahrt ein und packt einen Rucksack und sein altes, sehr lange nicht mehr benutztes Zelt.
Doch schon bald, nachdem Wunderlich seinen Zug in Richtung Norden besteigen hat, häufen sich sehr skurrile Ereignisse. Die Schaffnerin verdonnert ihn zum Aussteigen beim nächsten Halt, der, wie Wunderlich nachträglich herausfindet, schon seit Jahren nicht mehr genutzt wird. Ihm begegnen einige Menschen, die in ihrem Leben sehr viel mehr verloren haben als er, und er freundet sich mit ihnen an.
Mit einigen Tagen Verzögerung erreicht Wunderlich die Nordsee, nicht unbedingt seine ursprüngliche Idee vom Norden, doch als Kompromiss annehmbar; schon nach kurzer Zeit stellt er allerdings fest, dass ihn sein Ziel langweilt und er sehr viel lieber wieder die Menschen sehen möchte, die er unterwegs kennen gelernt hat. Also macht er sich wesentlich früher als erwartet auf den Rückweg - und erlebt eine gewaltige Überraschung.
Sicher kennt der Hörer den ein oder anderen Wunderlich, einen farblosen Zeitgenossen, der durchs Leben dümpelt und sein Umfeld und sich selbst langweilt. Wunderlich ist so wenig auffällig, dass es schon wieder wunderlich wirkt. Nur als Hutträger unterscheidet er sich von den meisten Zeitgenossen, weshalb ihn eine seiner Bekanntschaften von unterwegs "Hutmann" nennt.
Zunächst wirkt die gesamte Handlung durchaus schlüssig: Liebeskummer und die Frage, wie es weitergehen soll. Dann treten die übersinnlichen Eigenschaften des Handys auf und schließlich die erwähnten skurrilen, wenn nicht surrealen Vorkommnisse, die Wunderlich nachhaltig verändern, ihn fordern, Verantwortung übernehmen, Neugier entwickeln lassen.
Der Hörer muss sich auf die fantastischen Elemente, das Groteske, wie gesagt Surreale einlassen können, sonst wirkt die Story dick aufgetragen und fad. Er sollte das erfühlen, was unter der vorgetragenen Handlung steckt, die Charaktere und ihre Interaktion, das Mystische mit seiner Bedeutung auf sich wirken lassen. Andernfalls taugt der Roman nichts. Es gibt zwei Ebenen, die einfache Erzählebene, die vom Konkreten ins Abstrakt-Übersinnliche und wieder zurück wandert, und die Ebene, die Wunderlichs Entwicklung weg vom grauen, auf Marie fixierten, ungeschickten Langweiler aufzeigt.
Kaminski liest in gewohnter Qualität, engagiert, die Spannungskurven geschickt verfolgend, sich in die Charaktere einfühlend. So begeistert das Hörbuch auch als solches und wird an keiner Stelle langweilig.
Nicht zuletzt gefällt die Aufmachung - sowohl das Layout als auch die Verpackung der CDs in eleganten schwarzen Papierhüllen, die zusammen mit dem informativen Booklet in einer Kartonschachtel geliefert werden.
Ein Hörvergnügen abseits vom Mainstream, das den Hörer jedoch durchaus fordert: keine leichte Kost, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, dafür ein Angebot, das eigene Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Eine
Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.