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Es ist einige Zeit vergangen, seit John Cleaver das erste Mal auf die Dämonen gestoßen ist, die er die Verwelkten nennt. Inzwischen arbeitet er in einer Spezialtruppe des FBI und kämpft nicht mehr als Jugendlicher in einer Kleinstadt gegen seine Feinde, sondern ganz offiziell und als Teil eines Teams. Genau das macht es für ihn aber auch schwieriger, schließlich ist John selbst nicht ganz normal und weiß, dass ein "Monster" in Form eines Soziopathen in ihm wohnt, das ihn am liebsten zu einem Serienmörder werden lassen würde. Er hat Regeln, die seine Lust zu töten unter Kontrolle halten sollen, denn schließlich will er eigentlich niemandem wehtun oder Menschen verletzen. Doch er hat seine Opfer gefunden. Dämonen, die in menschlichen Körpern unter uns leben und die Johns Mitmenschen schaden. Was sie Grausames anrichten können und über welche Macht sie verfügen, sieht er immer wieder, wenn er Brook besucht, die das Gedächtnis der Verwelkten "Niemand" in sich hat. Von der jungen Frau, die er gemocht hat, ist nicht mehr viel übrig. Da erscheint es eine gute Idee, dass er jetzt sogar offiziell Jagd auf diese Monster machen darf. Oder etwa nicht?
Für John Cleaver soll es kein einfaches Unterfangen in einem Team zu arbeiten. Jeder seiner Kollegen hat einen Charakter und eine Vergangenheit und eine ganz bestimmte Art mit ihm umzugehen. Alle behandeln ihn wie ein Kind, dabei ist er doch der einzige, der wirklich weiß, wie die Verwelkten ticken, und kann sie mit Hilfe einer geheuchelten Freundschaft durchschauen und so selbst zu Opfern machen. Nur eins bleibt ihm verwehrt: das Töten selbst. Keiner würde zulassen, dass das Kind in der Truppe die Waffe führt, die den Dämon von dieser Welt verbannt. Immer muss John tatenlos danebenstehen, wenn es endlich so weit ist. Doch wie lange kann er das aushalten? Wie lange werden ihn seine Regeln vor sich selbst und seinen geplanten Taten schützen? Erst als John einen Brief bekommt, der von einem Verwelkten stammt, ändert sich etwas. Es bleibt ihm nichts weiter übrig als noch weiter in die Welt aus Monstern, Tod und Verrat einzutauchen.
Mit "Du bist noch nicht tot" geht die John Cleaver-Reihe endlich weiter. Darauf haben die Fans vier Jahre lang gewartet. Die erste Trilogie war in sich abgeschlossen, es blieben aber noch einige Fragen offen. Im diesem ersten Band des zweiten (ebenfalls dreibändigen) Zyklus werden einige davon beantwortet.
John ist jetzt ein offizieller Monsterjäger, das ändert einiges in der Geschichte. Autor Dan Wells konzentriert sich jetzt noch deutlich mehr auf die Jagd der Verwelkten und liefert jede Menge Action und Hintergrundinformationen zu diesen Wesen. Es macht ihm sichtlich Spaß ihre unterschiedlichen Fähigkeiten auszuarbeiten, die immer aus etwas resultieren, das ihnen fehlt. Die bizarren Wesen sind bedrohlich und gefährlich, gerade weil sie mitten unter uns leben und sich nicht als die Dämonen zu erkennen geben, die sie sind. Und von denen präsentiert der Roman wirklich jede Menge.
Daneben steht Johns Gefühlschaos im Mittelpunkt. Hinter der Unzufriedenheit, nicht das tun zu können, wonach es ihn tief im Inneren verlangt, kommt immer wieder die (fehlende?) Einsamkeit zum Vorschein. Das Team, in dem er jetzt arbeitet, bereitet ihm mehr Schwierigkeiten als es ihm eine gute Gesellschaft wäre. Es ist erschreckend, in die Gedankenwelt dieses fiktiven Charakters einzutauchen und sich von ihm erklären zu lassen, wie er jeden einzelnen von ihnen töten würde. Einfach weil er es könnte. Diese Szene führt dem Leser deutlich vor Augen, mit was für einer Person er es mit dem Protagonisten John Cleaver zu tun hat. Umso erschreckender wird es, wenn sich eine gewisse Sympathie für ihn einstellt, wenn das Verständnis für seine Handlungen die Oberhand gewinnt. Dieser Trick gelingt dem Autor hervorragend dadurch, dass er die Geschichte von John selbst erzählen lässt.
Von dem Jungen, wie wir ihn aus dem ersten Zyklus kennen, ist viel verloren gegangen. Seine ersten Schritte in Richtung eines eiskalten Monsterjägers mitverfolgen zu können, war neu und ungeheuer faszinierend. Nun gibt es keine jungen Mädchen mehr, um die man sich sorgen könnte, keine Leichenhalle mehr, die Hauptfigur und Leser gleichermaßen fasziniert hat. Jetzt ist da "nur noch" die Monsterjagd. Eine absolut spannende, zugegeben, denn Dan Wells zieht den Leser mit seinem flüssigen Schreibstil und einer rasanten Geschichte schnell in seinen Bann. Und doch fehlt irgendetwas. Es fällt schwer das in Worte zu fassen, es könnte einfach nur der Reiz des Neuen sein. Und dass der fehlt, lässt sich bei einem vierten Band einer Serie schließlich kaum vermeiden.
Für das volle Lesevergnügen wäre es empfehlenswert die ersten drei Teile der Reihe zu kennen. Zwar lässt sich die Handlung auch so verstehen, aber einige Anspielungen auf die Vergangenheit können nicht nachvollzogen werden.
Fazit: John Cleaver-Fans können endlich wieder in die Welt des sympathischen Soziopathen eintauchen und werden mit einer spannenden Dämonenjäger-Geschichte voller Überraschungen belohnt.
Auf der Verlagswebseite gibt es das erste Kapitel des Buches als Leseprobe.