Zinzi December hat einen Job. Eigentlich sucht sie nur verlorene Gegenstände und bringt sie ihren Besitzern zurück. Dieses Mal aber soll die eine junge Frau suchen, bevor die Presse davon Wind bekommt. Gar nicht so einfach, denn nicht nur, dass die Vermisste prominent ist, Zinzi trägt auch noch ein Faultier und eine magische Begabung mit sich herum. Und sie ist in Zoo City, einem Teil Johannesburgs, in dem man besser keine dummen Fragen stellt.
Schneller als sie gucken kann, ist sie in Schwierigkeiten und sie wird ihren ganzen Mut und ihre Zähigkeit brauchen, um diesen Schlamassel zu überleben.

Das mit dem Arthur C. Clarke Award ausgezeichnete "Zoo City" ist nach "Shining Girls" der zweite Roman von Lauren Beukes und dieses Mal geht sie in eine ganz andere Richtung.
Nach einem plötzlichen Ausbruch von Magie ist die Welt nicht mehr, wie sie einmal war. Wer ein Verbrechen begeht, findet sich plötzlich mit einem Geistertier wieder, von dem derjenige sich nicht wieder trennen kann. Damit einher geht auch eine magische Begabung, die teilweise jedoch eher wie ein Fluch daher kommt. Derartig bloßgestellt kann niemand seine Sünden verbergen und es sind regelrechte Ghettos entstanden, in denen die "Getierten" leben.
Die Autorin befasst sich ausführlich mit den Folgen, die für die Gesellschaft entstehen, wenn Menschen derart sichtbar ausgegrenzt werden. Für Zinzi war es ein Abstieg in die Slums und ein Überlebenskampf, der ihr täglich alles abverlangt. So muss sie nicht nur einen Auftrag übernehmen, der ihr bestenfalls unheimlich ist, sie schuldet einem örtlichen Verbrecher auch noch eine Menge Geld, das sie auf jede erdenkliche Art auftreiben muss.
Es fällt schwer, sie sympathisch zu finden, wenn sie zum Beispiel Spammails verschickt, ein älteres Ehepaar um sein letztes Erspartes betrügt oder sich ohne jedes Mitgefühl für ihre Mitmenschen durchs Leben schlägt.
Nein, nett ist sie nicht, die Welt, die Lauren Beukes da entworfen hat. Aber sie ist spannend, interessant und zieht die Leser in ihren Bann. Was hat es denn nun auf sich mit der Magie? Warum Tiere? Und was hat Zinzi verbrochen, dass sie so gestraft wird?
All das wird angedeutet, der Leser erfährt ein paar Details, welche die Geschichte weiter ausschmücken, aber eine komplette Lösung gibt es nicht.

Das ist geschickt gemacht und gibt der Handlung gerade so viel Hintergrund, dass es schwer ist, das Buch an die Seite zu legen. Der Kniff funktioniert erstaunlich gut und so macht es enormen Spaß, mit Zinzi unterwegs zu sein und ihren Auftrag zu erledigen. Mehr als einmal gerät sie in Gefahr, wird aber nie zur Superheldin, der die Lösung leicht fallen könnte. Im Gegenteil, der Preis, den sie zahlen muss, ist enorm hoch.
So ganz nebenbei lässt Frau Beukes dann auch noch die Thematik der Kindersoldaten, der Bürgerkriege und der Armut einfließen. Es geht gar nicht anders, die Story erwischt die Leser stellenweise unvermutet und daher mit einer Eindringlichkeit, die ans Herz geht.
Die Protagonistin mit ihrer spröden Tapferkeit ist dabei eine untypische Heldin, die in kurzen Momenten über sich hinaus wächst und die mit sich selbst erst ins Reine kommen muss. Das dies ein schwerer Weg ist, wird deutlicher, je mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren ist.
Nach Abschluss des Buches bleiben Fragen offen und ein zweiter Band ist möglich.
Hinter den Getierten steckt noch eine spannende Geschichte, die nicht komplett erzählt wurde und die Frau Beukes hoffentlich in nächster Zeit zu Papier bringt.

"Zoo City" ist ohne Frage magisch. Es ist aber auch spannend, unterhaltsam und empfehlenswert.
Wer Freude an Thrillern, an Magie oder an spannenden Hauptfiguren hat, sollte sich diesen Titel merken.

Ein Blick in die Leseprobe lohnt sich.