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Daddyjack Litte hat jemanden erschlagen, darum macht sich die ganze Familie auf den Weg nach Florida. John und Edward, die beiden Söhne des Mannes sind nicht etwa entsetzt, sondern fasziniert von der Tat. So wie sie bisher erzogen wurden, haben sie keinen Zweifel, dass es eines Tages so kommen musste und dass es auch ganz in Ordnung ist. In Florida angekommen, werden sie von ihrer Mutter gegen den Vater aufgehetzt. Bald sind sie selber auf der Flucht und sie entscheiden sich dazu, nach Texas zu gehen, wo ein Mann noch zu Land kommen kann. Beide, im Grunde noch Kinder, machen sie sich keine Illusionen über die nötigen Mittel, an ihr Ziel zu kommen und so haben sie keine Skrupel, sich mit Gewalt durchzusetzen.
Als der Krieg zwischen den USA und Mexiko ausbricht, geraten die Brüder auf unterschiedliche Seiten. Beide betreten einen Weg, der ins Verderben führt, und als sie sich aus den Augen verlieren, scheint die Katastrophe unausweichlich.
Ganz sicher ist „Das Böse im Blut“ ein außergewöhnlicher Roman, der den Lesern im Gedächtnis bleibt. Selten wurden Gewalt und Verbrechen so kompromisslos in Szene gesetzt. Dabei schert sich James Carlos Blake nicht um Grenzen. Sein Wilder Westen hat nichts von der romantischen Inszenierung, wie sie in den frühen Western zu sehen ist. Seine Hauptfiguren sind so weit von glorreichem Heldentum entfernt, wie es nur geht. Damit stehen sie nicht alleine da. John und Edward fehlt von Anfang an der moralische Kompass. Die Welt, in der sie aufgewachsen sind, bestehet auf dem Gesetz des Stärkeren und drakonischen Strafen für die Schwächeren, und als sie sich auf den Weg in eine neues Leben aufmachen, kommt es noch schlimmer. Sie geraten in eine Spirale der Gewalt, die sich immer schneller dreht und immer größere Opfer verlangt.
Es ist eine Welt des Wahnsinns, in welcher die Brüder leben. Die Menschen mögen die Bibel kennen, danach leben tun sie nicht. Frauen sind nicht mehr wert als Tiere, die nach Belieben benutzt, bestraft und entsorgt werden können. Mütter bieten ihre Töchter zum Sex an, Brüder begehren ihre Schwester, Stiefväter ihre Töchter. Indianer werden getötet, Ohren und Finger als Trophäen aufbewahrt. Sie zu töten, ist kaum eine Sekunde des Nachdenkens wert. Das ist schrecklich, entspricht aber dieser dreckigen, rohen, primitiven Gesellschaft, in der ein falsches Wort, ein falscher Blick schon ausreicht, um einem anderen aufzulauern und ihn zu gnadenlos zu verprügeln, wenn nicht gar zu töten. Die Menschen nehmen diese Regeln achselzuckend hin, denn das Gesetz ist weit weg und im Zweifelsfall gewinnt derjenige, der schneller schießt.
Kein Wunder, dass „In the rogue blood“ 1997 den "Los Angeles Times Book Prize for Fiction" gewann und die Kritiken sich förmlich überschlugen. Selten beschrieb ein Buch so grausam und so deutlich die hässliche Seite der Geburt der USA und zog die Leser dabei so in seinen Bann.
Blakes rauher, ungeschliffener Stil verleiht der Handlung eine unglaubliche Wucht. Keine noch so unmenschliche Handlung wird durch Umschreibungen abgemildert, jede Tat gnadenlos beschrieben und jeder heimtückischer Gedanke auf den Punkt gebracht.
„Das Böse im Blut“ ist kein Buch für die Freunde typischer Western. Wer auf unerwartete Menschlichkeit hofft, ist hier fehl am Platz. Und doch finden sich auch kurze Momente, in denen der Autor Schönheit beschreibt, sei es in Landschaftsbeschreibungen oder in kurzen Begegnungen mit anderen Menschen, die von der Gnadenlosigkeit ihrer Zeit nicht berührt wurden. So kurz diese Ereignisse sind, lassen sie die Leser doch innehalten und Luft holen. Diese Zeilen sind ein Lichtblick in einem düsteren Drama, das seinen Lesern nichts schenkt und sie in eine Welt zieht, die sie nicht so leicht wieder vergessen werden.
Randomhouse bietet eine
Leseprobe an.