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Während einer Radtour durch Schottland verschwinden drei englische Pfadfinder spurlos. Vera Lorrimer, Journalistin und Schwester einer der Vermissten, reist daraufhin in das kleine Dorf Killamy, um eigene Nachforschungen anzustellen. Bei den Ansässigen stößt sie jedoch auf eine Mauer des Schweigens. Erst die Begegnung mit dem anachronistisch anmutenden Edward Mackintosh, der in seinem Leben noch nie außerhalb des geheimnisvollen Geisterwaldes war und von der heutigen Welt keine Ahnung hat, bringt Licht ins Dunkel. Sein Adoptivvater ist Achaz, ein Jahrhunderte alter Druide, der über den Geisterwald herrscht und die Menschen der Umgebung mit den von ihm kontrollierten Baumgeistern in Angst und Schrecken versetzt. Er ist für das Verschwinden der Menschen verantwortlich. Mit Unterstützung der Polizei wollen Vera und Edward dem Alten das Handwerk legen. Doch sie ahnen nichts von dem finsteren Plan, den Achaz im Geheimen verfolgt.
Als "Gespensterkrimi" (damals noch ohne Bindestrich) erblickte im Jahr 1973 beim Bastei-Verlag der erste Band einer neuen Heftromanreihe das Licht der Welt. Unter dem Motto "Zur Spannung noch die Gänsehaut" erschienen über zwölf Jahre hinweg nicht nur knapp 600 Einzelhefte unter dem Titel, sondern die Reihe wurde auch zum Geburtshelfer für mehrere später eigenständige Bastei-Serien, von denen "Geisterjäger John Sinclair" heute die bekannteste und langlebigste ist. Bereits 2004 hatte Lübbe Audio versucht, Romane dieser Reihe als Hörspiele zu vertonen. Leider endete das Experiment nach sechs Veröffentlichungen. Nun hat sich der Produzent Contendo Media die Lizenz gesichert, und es liegen die ersten beiden Folgen ("Mörderbäume", "
Teufelstochter") der neuen "Gespenster-Krimis" (jetzt mit Bindestrich) vor.
"Mörderbäume" ist eine Adaption des gleichnamigen Gespensterkrimis 138 aus dem Jahr 1976. Als Autor wurde damals Brian Elliot angegeben, ein Pseudonym des Schriftstellers Walter Appel, der mittlerweile ausschließlich als Earl Warren veröffentlicht. Das Drehbuch für dieses Hörspiel stammt von Markus Topf, der sich bereits durch andere bei Contendo Media erschienene Serien wie "Mord in Serie" einen Namen gemacht hat.
Die Handlung enthält viele Elemente des klassischen Grusel-Heftromans, beispielsweise das abgeschiedene Dorf mit seinen verschwörerischen Bewohnern oder die alte pseudo-keltische Magie samt Druiden. Positiv fällt allerdings auf, dass diesmal eine selbstbewusste junge Frau als Hauptcharakter auftritt und nicht nur die Rolle der Jungfrau in Nöten übernimmt, sondern sich bei Bedarf auch gegen aufdringliche junge Dorfbewohner durchsetzen kann. Auch die Laufzeit von etwa 87 Minuten ist beeindruckend, wurde für die Geschichte das Medium CD doch voll ausgenutzt.
Für die Vertonung konnte Contendo Media eine ganze Reihe erfahrener Schauspieler beziehungsweise Sprecher gewinnen, von denen Jürgen Thormann in der Rolle des Achaz als Synchronstimme für Michael Caine oder Peter O'Toole sicher der bekannteste ist. Aber auch Christine Pappert und Uve Teschner liefern als Vera Lorrimer und Edward Mackintosh eine gute Leistung. Ebenso zu loben ist das Sound Design, das vor allem bei der Darstellung der Baumgeister ganze Arbeit geleistet hat.
Das stimmungsvolle Cover zeigt eine Fratze aus holzartigem Material und soll wohl eines der Baumgesichter darstellen. Bei genauerem Hinsehen ist allerdings zu erkennen, dass dieses Gesicht mehr aus Stroh und dünnen Ästchen denn aus Borke besteht, wie es im Hörspiel der Fall ist. Nichtsdestotrotz schafft es eine beklemmende Atmosphäre und stimmt den Betrachter auf die Naturverbundenheit des dargestellten Grauens ein.
"Mörderbäume" ist ein guter Start für die neuen Gespenster-Krimis von Contendo Media. Die Vorlage von Earl Warren alias Walter Appel gehört zu den besseren Einzelromanen der ehemaligen Heftreihe, ohne die typischen Elemente eines Siebzigerjahre-Gruselheftchens vermissen zu lassen. Die Umsetzung als Hörspiel ist professionell und zeitgemäß, wenn man sich auch in unserer globalen Welt das abgelegene schottische Dörfchen, wie es regelmäßig in Heftromanen vorkommt, nicht mehr vorstellen kann. Insgesamt ein lohnenswerter Kauf, vor allem bei 87 Minuten Spieldauer.