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Die attraktive Manie ist mit der Hilfe eines ungewöhnlichen Heißluftballons geflüchtet, um der Verhandlung zu entgehen, bei der ihr vorgeworfen wurde den Nordpol gestohlen zu haben. Zusammen mit ihren Freunden, den Äumeln, dem Maler Eugen und dem Forscher Perock, begibt sie sich auf eine Reise ins Ungewisse. Sie landen schließlich auf einer Art fliegender Insel, auf der es keinerlei Farben gibt. Nicht nur Manie ist überrascht, als sich der Herr des sich dort befindlichen Schlosses als Herr Kummer vorstellt, schließlich kennt man ihn nur als Legende. Da er nun aber real zu sein scheint, scheut Manie sich nicht, ihn für ihre Zwecke zu benutzen, falls möglich, während die anderen sich in seinem Schloss umsehen. Perock entdeckt dabei sogar einen eigentümlichen, mechanischen Riesenvogel, der ein Eigenleben zu haben scheint.
Währenddessen ist der kleine Hase Polo auf dem Schiff von Kapitän Albrecht eher unglücklich. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich die Liebe seines Lebens zu finden. Sein Herz schlägt für eine Frau, von der er nur ein Bild kennt. Das jedoch hat sein Herz so sehr zum Schmelzen gebracht, dass er an nichts anderes mehr denken kann. Bei dieser Frau handelt es sich um niemand anderen als Manie. Selbst das Flehen seiner Freunde kann ihn nicht erweichen, sein Ziel ist klar, egal was das für ihn oder die ganze Welt bedeuten mag. Und die Welt betrifft es durchaus, wenn er sich auf Reisen begibt, denn Polo hütet ein ganz besonderes Geheimnis.
"Die Schöne soll sterben" entführt den Leser ein zweites Mal in die skurril-surrealistische Welt von "Azimut", die in
"Jäger der verlorenen Zeit" ihren Anfang nahm. Die Handlung schließt nahtlos an das Geschehen aus dem ersten Band an.
Zeit spielt in diesem Comic eine ganz besondere Rolle, allerdings verhält es sich mit ihr nicht unbedingt so, wie wir es gewohnt sind. Sie hat deutlich mehr zu bieten, als das sie einfach nur verstreichen kann. Allein die Tierwelt, die Wesen mit merkwürdigen Eigenschaften hervorbringt, weiß den Leser zu überraschen. Zum Beispiel lässt einen der Stich einer Unglücksbremse schlagartig altern. Solche oder ähnliche Überraschung hat "Azimut" immer wieder zu bieten. Manche fügen sich als wichtiges Element in die Geschichte ein, andere machen einfach nur Spaß und kommen nur am Rande vor, ohne dass sie eine besondere Bedeutung hätten. Die wichtigsten dieser Wesen, Chronoptären genannt, werden in einer Art Enzyklopädie in wunderschönen Skizzen auf den Vorsatzblättern vorgestellt.
Die herrlich unergründliche Geschichte stellt alles in den Schatten, was in letzter Zeit auf dem deutschen Comicmarkt erschienen ist. Sie lässt sich von ihrer Art her vielleicht mit den frühen Romanen von China Miéville oder Michael Marrak vergleichen, genau genommen trotzt sie aber jedem Vergleich und ist ein komplett eigenes Universum.
Manchmal erscheint sie völlig poetisch und hintergründig, dann wieder einfach nur skurril. Manche Dinge passieren einfach, andere fügen sich nach und nach zu einem großen Zusammenhang. Aber ganz egal, was für den großen Handlungsbogen wirklich wichtig erscheint, jeder einzelne Moment ist es wert, genossen zu werden. Der Leser wird geradewegs in eine Art lebendig gewordenes Dali-Gemälde teleportiert und kann sich an den vielen, liebevollen Details gar nicht sattsehen.
Für den mittleren Band einer Trilogie ist "Die Schöne soll sterben" unglaublich stark. Gerade mit Herr Kummer zeigen die Macher Wilfrid Lupano und Jean-Baptiste Andreae, was für herrliche Charaktere sie entwerfen können.
Das fulminante und fantastische Spektakel um Zeiten, Orte und lebendig gewordenen Kummer ist einzigartig und für jeden Comic-Fan, der auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem ist, eine absolute Empfehlung.
Die Leseprobe auf der Webseite des Splitter-Verlags gibt einen kleinen Einblick in die fantastische Welt von Azimut.