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Barbicane, Nicholl und Ardan wagen die gefährliche Reise zum Mond. Sie sitzen in einer hohlen Granate und werden mit einer gewaltigen Kanone in den Weltraum geschossen. Die drei Männer überleben den Abschuss, nur ein Hund hat sich so schwer verletzt, dass ihn die drei Freunde nach seinem Tod in den Weltraum werfen müssen. Sie warten ungeduldig auf den Moment, an dem die Kapsel zwischen der Erdanziehung und der Anziehung des Mondes nahezu stillstehen wird. Denn dann entscheidet sich, ob die Reise weitergeht, an Ort und Stelle endet oder sie zur Erde zurückfallen.
Trotz der Begegnung mit einem kleineren Trabanten der Erde gelingt es, den kritischen Moment zu überstehen. Doch sie fallen nicht geradewegs auf den Mond zu, wie berechnet, sondern driften ein klein wenig ab - vermutlich durch den Trabanten und sein Schwerefeld sind sie minimal vom Kurs abgewichen. Doch diese kleine Abweichung hat für die drei Reisenden gravierende Folgen. Sie geraten in eine Umlaufbahn um den Mond. Zentrifugalkraft und Zentripetalkraft halten sich die Waage und sie drohen, bis in alle Unendlichkeit um den Mond zu kreisen. Zwar können sie durch ihre geringe Höhe über dem Mond viele Einzelheiten erkennen, aber die Frage, ob eine Atmosphäre vorhanden ist oder ob der Mond von "Seleniten" bewohnt ist, lässt sich nicht klären. Die überbordende Fantasie von Ardan steht der positivistischen Einstellung von Barbicane und der kritischen und subversiven Haltung des Kapitäns Nicholl gegenüber.
Die drei Freunde haben nur für wenige Tage Wasser und Sauerstoff und überlegen verzweifelt, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, den Flug der Kapsel zu verändern und doch noch zum Mond zu gelangen - oder wieder Richtung Erde davonzufliegen.
Die 222 Minuten dieses Hörspiels werden dem Zuhörer sehr lange vorkommen. Unzählige völlig uninteressante Einzelheiten über Antrieb, Physik, Mondkarten, Zentrifugalkraft, Fluchtgeschwindigkeit, Rückstoß, Ballistik, Chemie und "Selenitenkunde" werden in ellenlangen Sätzen vorgetragen. Zwar müht sich Rufus Beck redlich, der Vorlage wenigstens ein wenig Spannung zu entlocken und seine ausdrucksstarke Stimme vermittelt in drei Rollen die ganze Anspannung, unter der die Mondreisenden leiden, doch es ist zwecklos. Der Text ist einfach langweilig, die Geschehnisse sind bis zur Unkenntlichkeit zerredet und durch endlose Monologe träge und unterschiedslos. Die Vorlage leidet unter der enormen Genauigkeit von Jules Verne auch noch die kleinsten Details auszuformulieren und wissenschaftlich zu fundieren. Einer Geschichte, die reine Fantasie ist und endlose Fehler beinhaltet, tut dies nicht gut. Mehr Mut zur Lücke wäre bei dieser Hörspielproduktion mehr gewesen. Statt jede Zeile zu vertonen, hätte eine geschickte Auswahl und Akzentuierung Wunder gewirkt. Dies zwar auf Kosten der Werktreue, aber mit dem Ergebnis, dass die Geschichte an Tempo und Spannung hätte gewinnen können.
So quält sich der Hörer durch wirklich stundenlange Schilderungen und Satzwüsten, ohne dass wirklich irgendetwas passiert. Es ist kaum sinnvoll, zehn Minuten lang den Schilderungen über die Oberflächenformen des Mondes, seine verschiedenen Bezeichnungen und grafischen Umsetzungen in diversen Mondkarten zu lauschen.
Sehr schade, birgt dieses Hörspiel doch eigentlich eine fantastische Reise zum Mond, lange bevor diese Reise möglich und auch nur im entferntesten angedacht war. Hinzu kommt ein Sprecher, der alles gibt und eine Art Hörspiel daraus zu machen vermag.
Hätte man sich für ein zweistündiges Hörspiel entschieden, es hätte gut ausgehen können, so aber ist Langeweile das stärkste Gefühl, dass ich habe, wenn ich diese Produktion anhöre.
Dazu kommt, dass mir die Intonation des Franzosen Ardan durch Rufus Beck nicht gefällt. Das näselnde Deutsch mit einem überdeutlichen, fast karikaturhaften französischen Akzent ist nervig und stört meinen Hörgenuss - das aber ist Ansichtssache, einigen Hörern gefällt diese Art der Rollendifferenzierung bestimmt.
Fazit: Ein langweiliges Hörbuch, das lediglich durch einen Sprecher in Bestform geadelt wird und das des einmaligen Hörens wert ist. Wer dem Genre und dem Autor Jules Verne nicht sehr viel abgewinnen kann, wird sich abwenden und über die immerhin 23,90 Euro ärgern, die er ausgegeben hat. Wer aber den ersten Teil besitzt ("Die Reise zum Mond") und wissen will, wie es den drei Helden ergangen ist, sollte zugreifen.