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Als die Polizistin D. D. Warren alleine an einen Tatort zurückkehrt, um zu ermitteln, passiert ihr ein Unglück. Sie stürzt die Treppe hinab und erleidet eine schwere Schulterverletzung. So weit ist der Hergang klar. Warum aber feuerte sie Schüsse aus ihrer Dienstpistole ab? D. D. kann sich nicht mehr erinnern, ahnt jedoch, dass hinter diesem Sturz mehr steckt als sie ahnt.
Adeline Glen ist Schmerzspezialistin. Sie therapiert und berät Patienten, indem diese über die Schmerzen reden. Adeline nutzt dabei ihr Einfühlungsvermögen, um daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Das an sich ist eine ungewöhnliche Berufswahl, aber in ihrem Fall ist es noch bemerkenswerter, denn Adeline selber verspürt keinen Schmerz. Das hat ihr in ihrer Kindheit geholfen, denn ihr Vater war ein Serienmörder, der auch zu Hause nicht davor zurückschreckte, Menschen zu verletzen. Als beide Frauen aufeinandertreffen, wird klar, dass ein Nachahmer dahinter steckt. Will er seinem Idol ein Denkmal setzen, oder Adelines Vater gar übertrumpfen? Ist Adeline in Gefahr?
"Schmerz" ist der siebte Fall für D. D. Warren. Die junge Frau ermittelt wie gewohnt gradlinig und entschlossen. Die Probleme, die sie durch ihre Verletzung hat, beeinflussen ihr Verhalten jedoch und machen die Ermittlungen für die Leser etwas interessanter. Noch dazu bieten sie die ideale Möglichkeit, die zweite Hauptfigur der Geschichte einzuführen: Adeline Glen, die nicht nur an einem seltenen Gendefekt leidet, sondern in deren Familie mit ihrem Vater und ihrer Schwester gleich zwei Mörder vorkommen.
Was für ein Ausgangspunkt! Hier stimmen die Voraussetzungen und Lisa Gardner verfügt über genug Schreiberfahrung, diese Story sicher nach Hause zu bringen. Erstaunlicherweise gelingt dies nur bedingt. Keine Frage, Lisa Gardner erzählt die Geschichte routiniert, spielt mit den verschiedenen Perspektiven und hat auch genug recherchiert um Adeline glaubhaft wirken zu lassen. Da gibt es nichts zu meckern. Wirklich nah gehen die Figuren den Lesern aber nicht. Wenn Adeline ihre Schwester besucht, dann bleiben beide so flach und distanziert, als ob sie hinter Glas betrachtet werden. Es ist kurios, aber obwohl in diesem Buch geritzt und geschnitten wird, was das Zeug hält, geht nichts davon wirklich unter die Haut, zu routiniert, zu glatt sind die Figuren. Dass einige Fragen offen bleiben, hilft nicht wirklich. Vielmehr wirkt es so, als ob die Autorin eine Liste mit Zutaten abgehakt hätte, die den Fall interessanter machen.
Geheimnisvolles Lied - Check
Rose am Tatort - Check
Verletzung - Check
Ja, und? Was davon ist am Ende wirklich für die Handlung wichtig? Es wird Frau Gardners Geheimnis bleiben. Sicher erzeugen all diese "Zutaten" Stimmung, aber das hilft dem Buch nicht weiter. Es fehlt das gewisse Etwas, um "Schmerz" aus der Masse der modernen Thriller herauszuheben. Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, aber es ist Durchschnitt. Wären Thriller gerade nicht so beliebt, vielleicht würde es im Gedächtnis bleiben. So aber ist es nur eines von vielen Büchern, die sicher ihre Leser finden, letztlich aber nur "Verbrauchsliteratur" sind.
Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.