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Fünf neue Kurzdramen

Autoren: Harold Pinter
Verlag: Rowohlt Tb

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis


Seit Harold Pinter 2005 Literaturnobelpreisträger wurde, hätte man ihn ja häufiger in den Buchhandlungen erwartet, aber erstens lesen ja nur wenige freiwillig Theaterstücke, und zweitens war selten jemand so umstritten wie der Dramatiker, dessen Stücke eigentlich schon niemand mehr spielt, der ähnlich wie einige Jahre vorher Dario Fo sich in den Theatern schon überlebt hat. rororo hat ein schmales Bändchen mit fünf neuen Kurzdramen wieder herausgebracht. Zusätzlich füllen ein Interview von 1985 und ein Stückchen Kurzprosa die Seiten.

"Familienstimmen"

Drei Stimmen aus einer Familie versuchen zu kommunizieren, scheitern daran aber auch kläglich. Während die erste erzählt, fragt die zweite nach den Briefen der ersten, die nie kamen. Launig meldet sich die dritte Stimme zu Wort - es geht hier um eine sprachlose Familie, die in viel zu vielen Worten zeigt, wie wenig sie kommunizieren kann.

"Victoria Station"

Ein Taxifahrer nimmt einen seltsamen Auftrag nicht wirklich an. Fahrer und Zentrale reden wiederum viel, aber aneinander vorbei, der Mann in der Zentrale kann einem wirklich Leid tun, aber der Taxifahrer ist irgendwie jenseits des normalen Zeit- und Raumkontinuums.

"Eine Art Alaska"

Nach einem dreißigjährigen Koma wacht eine Frau auf und wird von ihrem Arzt und ihrer Schwester damit konfrontiert, kein Teenager mehr zu sein.

"Genau"

Eine gerade mal dreiseitige Szene über zwei Männer, die trinken und sich über zwanzig Millionen Tote unterhalten.

"Noch einen Letzten"

Ein Folterer nimmt sich eine ganze Familie mitsamt dem siebenjährigen Sohn vor. Die Frau wird vergewaltigt, der Sohn ermordet - doch der Folterer gebärdet sich weiterhin gerne als Mann von Welt.


Die fünf Stückchen sind sehr verschieden, erscheinen teilweise wirklich nur wie Fingerübungen, in denen ein älterer Schriftsteller schaut, ob er seine Finger noch fürs Stückeschreiben nutzen kann. Das meiste wirkt vor allem belanglos, berührt nicht, und selbst wenn man es sich ja immer auf eine Bühne transformiert denken muss, bleibt außer ein bisschen Wortgeklingel nicht mehr viel übrig. Allein "Noch einen Letzten" lässt so etwas wie die Faszination des Bösen aufsteigen, aber auch da wirkt das Ende irgendwie belanglos und fast unmenschlich kalt.

Ein Bändchen ohne große Überraschung und ohne großen Bezug zur heutigen Zeit. Wie zu viele Dramatiker des letzten Jahrhunderts bleibt Pinter ein Kind seiner Zeit und somit ein Zeitphänomen - Klassiker wird er wohl nicht mehr.

Holger Hennig



Taschenbuch | Erschienen: 01. Oktober 2005 | ISBN: 3499123711 | Preis: 5,90 Euro | 122 Seiten

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