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Im Grunde müsste Clarissa die glücklichste Frau auf Erden sein, gibt es doch einen Mann, der sie mit Blumen und Geschenken über alle Maßen verwöhnt, der intensiv ihre Nähe sucht und ihr immer wieder anbietet, alles für sie zu tun.
Doch das, was sie wirklich will, tut Rafe nicht: sie in Ruhe lassen.
Denn Clarissa liebt ihn nicht, im Gegenteil, und er macht ihr Angst. Nach der Trennung von ihrem Freund hat sie sich für eine Nacht mit ihm eingelassen, doch die Umstände, unter denen das geschah, sind ihr nicht ganz geheuer, zumal sie keinerlei Erinnerung an die Nacht hat. Bei Rafe handelt es sich um einen Stalker der schlimmsten Art, aber weder bei der Polizei noch bei ihren Freunden findet Clarissa Hilfe. Als sie herausfindet, dass Rafes frühere Freundin seit Jahren spurlos verschwunden ist, fühlt sie sich auch nicht gerade besser.
Es bleibt Clarissa nichts anderes übrig, als ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich, ohne jegliche Hilfe von dem hochintelligenten Unhold zu befreien.
Stalking gehört mittlerweile nicht mehr zu den exotischen Thrillerthemen, und es erfordert schon etwas Geschick, eine Story mit diesem Inhalt aufzubauen, ohne dass Langeweile aufkommt. Claire Kendal gelingt es, den Leser beziehungsweise Hörer tief in die sich stetig verschärfende, scheinbar immer aussichtsloser werdende Situation ihrer Protagonistin hineinzuziehen, sie zeichnet ein so anschauliches wie unheimliches Psychogramm des Stalkers, der sein Netz enger und enger um Clarissa webt und dabei auch ihre beste Freundin instrumentalisiert.
Etwas farblos bleibt hingegen Clarissa selbst, sie wirkt austauschbar, könnte eigentlich jede beliebige Frau sein. Das mag beabsichtigt sein, denn so kann sich auch jede Hörerin - und sicher die meisten männlichen Hörer ebenso - in die Figur hineinversetzen. Dennoch hätte ich mir an diesem Charakter einige Ecken und Kanten gewünscht, die Clarissa eine eigene Persönlichkeit verliehen hätten.
Eingebunden in die Geschichte ist ein Fall von Entführung und Vergewaltigung, dem Clarissa als Schöffin beiwohnt. Sie erfährt so fast unmittelbar, wie manches ohnehin psychisch beschädigte Verbrechensopfer vor Gericht gedemütigt wird. Glaubwürdig zeigt die Autorin auf, wie Clarissa den Mut findet, anhand dieser Erfahrung ihren eigenen Weg zu gehen, um sich ihres Peinigers zu entledigen.
Also alles in allem eine richtig gute Geschichte, die sich aber leider an etlichen Stellen zieht und nicht recht in die Gänge kommt. Es muss ja nicht ständig "Action" geben, natürlich lebt ein Psychothriller von der psychischen Anspannung, vom Kopfkino der Protagonisten und sich langsam aufbauender Panik. Davon ist jedoch in "Du bist mein Tod" nicht viel zu spüren, sondern im Grunde wiederholen sich die Muster, wenn Rafe mal wieder ein neues Geschenk abgegeben hat oder sie unmittelbar bedroht. Dass dann doch ein wenig Langeweile mitten im Thriller aufkommt, kann auch die exzellent vortragende, sich gut in Geschichte und Protagonistin einfindende Sprecherin Vera Teltz nicht verhindern.
Ein tolles Thema, gut aufbereitet trotz einiger kleiner Schwächen.
Eine
Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Hörbuch angeboten.
Geliefert wird das Hörbuch als ansprechend und informativ gestaltetes Karton-"Leporello" mit Steckfächern für die fünf CDs.