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Ismael, ein junger Mann ohne Perspektive an Land sucht sein Glück auf der See. Nach seiner Zeit bei der Handelsmarine reizt ihn das Abenteuer und er will auf einem Walfänger anheuern. So lernt er Queequeg kennen, einen Harpunier, der seine Dienste ebenfalls für die Jagd auf Pottwale anbietet. Schnell freunden sich die beiden Männer an und Ismael wählt ein Schiff aus, auf dem sie beide anheuern. Seine Wahl fällt auf die
Pequod ohne zu wissen, wem das Schiff untersteht. Ohne die Geschichten von Kapitän Ahab und seinen unglaublichen Hass auf den weißen Wal zu kennen, dem der Kapitän vor Jahren begegnete, sich im Kampf mit ihm maß und sein Bein verlor. Ohne den Namen Moby Dick jemals gehört zu haben, stechen die beiden Männer als Teil der Crew in die See auf eine blutige Reise.
"Call me Ishmael", so beginnt Herman Melvilles bekanntes Werk Moby Dick und auch Olivier Jouvray und Pierre Alary legen in dieser Adaption ihrem Erzähler Ismael ähnliche Worte in den Mund, wenn er nach seiner Rettung aus einem schwimmenden Sarg seine Geschichte und damit die letzte Jagd von Kapitän Ahab und der Crew der
Pequod erzählt. Im Vergleich zur Vorlage wurde der Text drastisch gekürzt, dafür übernehmen die Bilder dessen Aufgabe. Teilweise verzichten Jouvray, der für die Adaption und den Text verantwortlich ist, und Zeichner Alary über mehrere Panels, sogar über mehrere Seiten vollkommen auf Text. Keine Gespräche, keine erklärenden Worte, kein Erzähler - der Leser wird mit den Bildern und deren Aussagen alleine gelassen. Generell wirkt die Geschichte sehr wortkarg, da Ismaels Begleiter Queequeg nicht "vernünftig" sprechen kann. Sätze wie "Du zusehen, wie ich machen, okay?" lassen den Blick des Lesers auf die Bilder schwenken, denn in diesen wird ohne große Worte die Geschichte rund um das fanatische Ich von Ahab - gelungen - gezeigt.
Der Wille, sich an einer dummen stummen Kreatur zu rächen, ist verrückt, und es ist Blasphemie.
Ton in Ton bleiben die Bilder oft in erdnahen Farben, auffallende Kolorierungen, beziehungsweise Akzente sind selten zu sehen. Nur das Blut der verletzten und erlegten Wale hebt sich etwas aus der sonstigen Färbung ab. Ansonsten spiegelt die Farbe die Emotionen oder das Schicksal der Charaktere wieder. So dominieren bei Hass oder Gefahr meist rote Töne, während in ruhigeren Sequenzen blasse Gelb- und Blautöne vorherrschen. Generell ist der Zeichenstil sehr hart ausgefallen. Viele Striche, sehr viele Schraffuren, wenig Details. Den Protagonisten sind die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften in den jeweiligen Panels trotzdem anzusehen. Bisweilen wirken einzelne Abschnitte nur anskizziert, beinahe unfertig, wie die selbst auferlegte Mission, die Ahab sich und seiner Crew zumutet. So unterstützt dieses Stilmittel die einzelnen Strips, die die verblassende Erinnerung des Erzählenden, der sich bemüht das Erlebte zu berichten, ohne Worte greifbar macht.
Kurzum: Graphic Novels sind eine besondere Form der Adaption, die gepaart mit einer klassischen Vorlage - wie hier - sehr lesenswert sind. "Moby Dick" unterhält und bietet karge, aber ausdrucksstarke Zeichnungen.
Eindrücke der Zeichnungen sind auf der Webseite des Splitter Verlags einzusehen.