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Die Welt im 41. Jahrtausend. Neben unserer Welt, dem Realraum, existiert der Warp: ein verstörendes Reich der Schatten und des Wahnsinns, dessen furchterregende Wesen die Seelen der Lebenden jagen. Milliarden Menschen über die Galaxie verstreut, werden regiert vom unsterblichen Gott-Imperator, und leben in einem ständigen Kampf gegen Aliens und Dämonen. Einige sind Mutanten, manche können mit ihrem Geist in den Warp sehen, andere beten zum Gott der Maschinen. Unsere Zukunft ist düster, gefährlich, verstörend - ein endloser Kampf.
"Relic" versetzt das altbekannte Spiel
Talisman, das mittlerweile in der vierten Edition erschienen ist, in das dystopische Universum des Games Workshop Klassikers Warhammer 40.000. Wo früher Barde, Krieger und Mönch durch Felder, Mienen und Schluchten unterwegs waren auf dem Weg zur Krone der Macht, kämpfen nun Ultramarines, Maschinenseher und Freihändler gegen Aliens, Dämonen und die Auswirkungen des Warp. Spielaufbau und Prinzip sind grundsätzlich gleich. Doch wurden entscheidende Schwächen des alten Talisman erkannt und hier verbessert. Außerdem wurde an anderen Stellen leicht variiert und "aufgebohrt", das Spiel also etwas vielfältiger gemacht.
Die Helden des 41. Jahrhunderts Das Spielfeld teilt sich in drei ringförmige Bereiche, die drei Sphären . Bis zu vier Spieler übernehmen jeweils einen Charakter. Ziel des Spiels ist es seinen Charakter ins Zentrum des Spielbrettes zu bringen, und das dort ausliegende Szenario als Erster zu lösen. Doch das ist schwieriger, als es klingt. Jeder Spieler erhält zu dem von ihm ausgesuchten imperialen Soldaten, Adepten oder Inquisitoren einen Charakterbogen, eine große Karte aus festem Papier, die die Eigenschaften der Figur aufführt. Es handelt sich dabei um Stärke, Willen und Scharfsinn, die jeweils in Punktwerten angegeben sind. An einem Aufsatz des Charakterbogens mit solide gearbeiteten Zahlrädern kann der Spieler diese Werte einstellen und verstellen, denn sie können sich im Verlaufe des Spieles ändern. Ein viertes Zahlenrad gibt die Anzahl der Lebenspunkte des Charakters an. Auch diese ist veränderlich bis hin zum Wert Null, den der Spieler tunlichst vermeiden sollte, auch wenn die Figur, im Gegensatz zum früheren Talisman, bei einem Lebenspunktestand von Null nicht stirbt. Zudem verzeichnet der Charakterbogen noch die Stufe des Charakters (von Start bis 12) und unterschiedliche Sonderfähigkeiten, die der Charakter mit sich bringt.
Und überall lauern Gefahren Ist ein Spieler an der Reihe bewegt er seine Figur zunächst innerhalb der äußeren Sphäre, also dem äußersten Felder-Ring auf dem Spielbrett. Jedes Feld löst bestimmte Begegnungen aus, die entweder festgeschrieben sind, oder durch das Ziehen von Karten ermittelt werden. Ein Teil dieser zufälligen gezogenen Begegnungen sind Gegner die den Charakter angreifen und die er in einer seiner drei Eigenschaften (Stärke, Wille oder Scharfsinn je nach Vorgabe der Karte) besiegen muss. Gelingt dies, erhält der Spieler die Gegner-Karte als Trophäe mit einem bestimmten Punktwert. Unterliegt der Spieler jedoch, verliert der Charakter Lebenspunkte und muss ohne Trophäe in der nächsten Runde weiterziehen. Gekämpft wird durch das Werfen von Würfeln, wozu immer ein Mitspieler die Partei der Gegner würfelt. Zusätzlich zu körperlichem Schaden, also dem Verlust von Lebenspunkten, gibt es auch Begegnungen die Charaktere in den Wahnsinn treiben, der faktisch schwerer wiegt als null Lebenspunkte. Wahnsinn wird dargestellt durch Verderbnis-Karten, die der Spieler ziehen muss. Wird hierbei ein bestimmtes Limit überschritten, scheidet die Figur komplett aus dem Spiel aus, und der Spieler muss mit einer neuen Figur ganz von Vorne beginnen. Begegnungen sind also gefährlich, trotzdem ist es wichtig sie gezielt zu suchen, denn letztlich gilt es Trophäenpunkte zu sammeln und die erhält der Spieler nur, wenn er Gegner bei zufälligen Begegnungen besiegt.
Der Ruf der Macht Hat der Spieler ausreichend Trophäenpunkte zusammen, kann er sie abgeben und seinen Charakter um eine Stufe erhöhen. Je nachdem was auf dem Charakterbogen verzeichnet ist, erhält der Spieler dadurch etwa einen Zuwachs in einer Eigenschaft oder auch Einflusspunkten, mit denen er an anderer Stelle hilfreiche Gegenstände für seinen Charakter erwerben kann, wie etwa Waffen. Nach und nach werden die Charaktere auf diese Weise immer mächtiger. Und das müssen sie auch, denn früher oder später werden die Figuren die äußere Sphäre verlassen und in die mittlere und später in die innere Sphäre vordringen. Diesen letzten kleinen Felder-Ring in der Brettmitte, muss der Charakter schlussendlich von Feld zu Feld abschreiten, um das Zentrum des Spielbretts zu erreichen und sich dem dort ausliegenden Szenario zu stellen. Natürlich geschieht dies im Wettlauf mit den anderen Spielern, doch die Felder der inneren Sphäre verlangen den Charakteren schwere Würfelproben auf ihre Eigenschaften ab. Sind diese zu niedrig, verliert der Charakter schnell all seine Lebenspunkte und sollten diese auf Null sinken, muss der Spieler wieder in den äußeren Sphäre beginnen. Jeder muss also abwägen, wann er es wagen kann, mit seinem Charakter diesen anspruchsvollen letzten Teil des Spielbretts zu betreten. Und darüber hinaus benötigt der Spieler noch ein Relikt, bevor er in die innere Sphäre vordringen darf. Relikte wiederum kann der Spieler erhalten, indem er neben den zahlreichen Begegnungen die er ausführt, um Trophäen zu sammeln, noch Missionen löst, die ebenfalls in Form von Karten zufällig verteilt werden. So muss ein Spieler etwa bestimmte Gegner töten, oder auf einem bestimmten Feld Gegner besiegen, um eine Mission zu erfüllen.
Ohne Angriff überholen Bei "Relic" befinden sich zwar alle Spieler in einer Art Wettlauf um als Erster die Spielfeldmitte zu erreichen. Doch ist ein erheblicher Unterschied zum früheren Talisman, dass die Charaktere nicht direkt gegeneinander kämpfen können. Ein Spieler kann einen anderen nicht angreifen und ihm auch nur dann Dinge abnehmen, wenn eine Karte dies ausdrücklich erlaubt, etwa im Rahmen einer Mission. Doch zumindest ist ein Szenario geblieben, bei dem es gilt ab dem Zeitpunkt, an dem die Brettmitte erreicht ist, gegen die Charaktere seiner Mitspieler zu kämpfen. Sonst geht es lediglich darum schneller mächtiger zu werden, um vor den anderen die innere Sphäre durchschreiten zu können und das Endszenario zu lösen.
Bewertung "Relic" ist eine gelungene neue Auflage von Talisman. Einige der Schwächen des beliebten alten Klassikers wurden hier ausgemerzt. Zwar werden glückliche Spieler auch bei "Relic" schnell immer mächtiger und hängen die weniger glücklichen Spieler ab, so dass eine größer werdende Schere sich öffnet. Doch zumindest muss der schwächere Spieler nicht auch noch vor seinem übermächtigen Mitspieler weglaufen, denn dieser kann nur Monster bekämpfen und nicht einfach einen andere Spielfigur vom Brett nehmen. Auch wurden die Kämpfe in drei statt nur zwei Kategorien eingeteilt, gemäß der nun drei statt früher nur zwei Eigenschaften der Charaktere, was zu einer größeren Vielfalt führt. Und da bei "Relic" im letzten Ring des Spielbretts alle Eigenschaften gefordert werden, da es nicht möglich ist, wie bei Talisman, entweder den Weg der Stärke, oder den Weg des Talentes zu gehen, muss jeder Spieler auf alle Eigenschaften seines Charakters achten und kann nicht so eingleisig fahren, wie dies früher möglich war. Die Missionen, durch die der Spieler sich Relikte erarbeiten kann, sind ein schöner Zusatz, ebenso wie die Verderbniskarten. Schade ist allerdings, dass nicht die Anzahl von bis zu sechs Spielern übernommen wurde, sondern "Relic" auf lediglich vier Spieler reduziert ist.
Das Spiel ist toll gestaltet, mit hochwertigen Figuren und stabilem schön designten Spielmaterial. Hinzu kommt ein fantastisches Artwork. Das düstere Warhammer 40.000 Setting passt gut zum alten Talisman-Spiel-Konzept, so dass mit "Relic" insgesamt ein rundes gut gearbeitetes Spiel mit Kultfaktor im Heidelberger Spieleverlag erschienen ist (im Englischen bei Fantasy Flight Games). Wie auch schon bei Talisman ist jedoch natürlich vieles vom Glück der einzelnen Spieler abhängig, sowohl durch Würfeln, das die Grundlage jedes Spielzuges bildet, als auch durch das Kartenziehen auf fast allen Feldern. Die strategische Komponente bleibt deutlich zurück. "Relic" ist ein Spiel, das einen ganzen Abend Zeit braucht und für das die Spieler die richtige Laune brauchen und sicherlich den Bezug zum dargestellten Hintergrund. Für alle Fans des alten Talisman, Anhängern des Warhammer Universums oder Rollenspieler, die sich gerne auch mal einen Abend um ein Brettspiel setzen, könnte "Relic" allerdings ein guter all-time-favorite sein.
Wer Interesse hat, kann auf der
Website des Heidelberger Spieleverlags auch schon mal einen Blick in die Regeln werfen.