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Zu den wesentlichen Künstlern der Leipziger Schule, nicht zuletzt auch der Neuen Leipziger Schule, gehört zweifelsfrei Arno Rink, auch wenn im Allgemeinen eher seine Schüler, etwa Neo Rauch, im Rampenlicht stehen. In der Kunsthalle Rostock ist nun bis zum 18.10.2015 eine Werkschau zu diesem außergewöhnlichen Künstler zu sehen, der neben Ölgemälden auch zahlreiche Zeichnungen angefertigt hat. Inhalt dieser Besprechung ist der bei Hirmer erschienene Katalog zur sinnvoll terminierten Retrospektive – Rink wird heuer 75 Jahre alt.
Anders als die meisten Ausstellungskataloge enthält dieser keine umfangreichen Essays, sondern - abgesehen von den Abbildungen der Exponate - nach einem Vorwort des Leiters der Kunsthalle Rostock lediglich einen Artikel von Dr. Ulrich Ptak über die Zeichungen Rings und - gewissermaßen in die Ausstellung eingestreut - zwei weitere Textbeiträge von Nero Rauch und Michael Triegel. Selbstverständlich gibt es auch einen gut sortierten Anhang mit Abbildungsverzeichnis, Biografie, Werkstandorten, Informationen zu den Autoren und Impressum.Der Katalog selbst folgt mehr oder weniger der Chronologie, wobei inhaltliche Nähe der strengen zeitlichen Abfolge vorangestellt wird. Es finden sich überwiegend Gemälde im Buch, jedoch hat auch eine ganze Reihe von Zeichnungen Eingang gefunden.
Arno Rinks Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit dem Surrealismus - Anklänge an Dalí, um ein Beispiel zu nennen, zeigen sich recht offensichtlich. Auch erweist sich eine gewisse Nähe zum Manierismus, ohne dass Rink je seinen individuellen Stil aufgibt oder auch nur zurückstellt.
Seine Motivwelten können bestürzen und verwirren, vor allem aber faszinieren sie. Einige Szenen aus der klassischen Mythologie - etwa der seinen toten Sohn tragende Aeneas oder Leda - und der Bibel, wie Lots Töchter, Salome und Judith, treten in Abwandlungen immer wieder auf; auch weitere Figuren und Kompositionen wie "Karneval", "Versuchung", "Nacht der Gaukler" und der sitzende Akt nach Courbet sowie Selbstporträts finden sich in modifizierter Form über die Jahrzehnte mehrfach. Erotik, angedeutet oder sehr offen dargestellt, gehört zu Rinks wesentlichen Themen; nicht zuletzt sind Liebespaare häufig Motive der Zeichnungen und einiger Gemälde.
Anspielungen auf die jeweils aktuelle Politik sind ebenso Teil des Oeuvres wie diverse Porträts und zum Abstrakten neigende Arbeiten oder Stillleben. Rink setzt dabei sowohl auf das Überraschungsmoment als auch vermutlich auf die Wiedererkennung bereits vertrauter Figuren und Szenen in neuer Fassung oder einem anderen Zusammenhang. Den intensiv ausgearbeiteten Gemälden stehen die rudimentär anmutenden Zeichnungen gegenüber, die im Allgemeinen lediglich Umrisse herausstellen.
An der Abbildungsqualität gibt es nichts zu kritisieren, auch gefällt das großzügig bemessene Buchformat, das eine angemessene Präsentation der Werke zulässt. Die Auswahl der auf Doppelseiten in Gegenüberstellung gezeigten Exponate erfolgte offensichtlich sehr umsichtig, sodass es hier nicht zu ungewollten Disharmonien und Brüchen kommt (gibt es kein passendes Pendant, so bleibt auch einmal eine Seite leer), auch wenn zwei Porträtierte schon einmal voneinander fort- und aus dem Buch herausblicken, was für eine gewisse Spannung sorgt. Angegeben sind im Katalogteil Titel, Entstehungsjahr, Material und Maße; die Eigentümer finden sich im Anhang.
Ein weniger mit Rink vertrauter Leser mag sich einen Essay mit Ausarbeitungen zu den Motivwelten und der künstlerischen Entwicklung des Malers wünschen. Diesbezüglich können die im Übrigen gut geschriebenen Texte von Rinks Schülern nicht ausreichend aufklären, wiewohl sie natürlich einen Eindruck von seinen Verdiensten als Lehrer und Künstler vermitteln.
Insgesamt ein sehr gut gelungener Katalog zur Werkschau eines durchaus rätselhaften Künstlers, der Neugier auf die Ausstellung weckt, jedoch auch als Kunst-Bildband zu überzeugen vermag.
Weitere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.