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Band eins der Ramiro-Gesamtausgabe beinhaltet die ersten zwei Abenteuer des unehelichen Königssohns Kastiliens im 12. Jahrhundert.
Der Bastard
Ramiro kämpft Seite an Seite mit Soldaten und Rittern gegen die Heerscharen der Muselmanen. Als der Pater jedem, der einen Kameraden rettet 100 Tage Ablass verspricht, sind die Kastilier angespornter denn je, die fremden Ungläubigen zu Fall zu bringen und die eigenen Kämpfer zu beschützen.
Ramiro selbst ist dabei eher gekleidet wie ein Bettler denn ein Soldat. Und trotzdem wird er nicht verletzt und von allen Seiten beschützt. Dass er der Sohn des Königs ist, weiß er zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber dem General der Almohaden, Yagub, fällt Ramiros besondere Kriegslist und Stellung in den Reihen des Feindes auf. Besonders viele Kameraden scheinen ihn mit ihren eigenen Leben zu beschützen. Nach einem harten Kampf gelingt es ihm schließlich, den jungen Ramiro gefangen zu nehmen ...
Der Scharlatan
Auf der Suche nach seiner entführten Mutter trifft Ramiro auf einen reisenden Kräuterdoktor nebst seinen Kumpanen, die allerdings eher Banditen ähneln. Sie schaffen es schließlich sogar nach einem größeren Gerangel Ramiro zu überlisten und festzusetzen. Und tatsächlich ist Ramiros Mutter in der Gewalt dieses Gesindels. Jedoch ist sie schwer krank, spricht nicht, ist verwirrt und erkennt noch nicht einmal ihren eigenen Sohn. Der Kräuterdoktor behauptet, er würde sich um sie kümmern und heilen. Nur um bei ihr zu bleiben und zur Seite zu stehen, bleibt er bei dem kleinen Gefolge und dient dem "Heiler", um die Versorgung seiner kranken Mutter abzuzahlen. Aber geht es hier wirklich mit rechten Dingen zu?
Ganze 128 Seiten fasst der erste Band der Gesamtausgabe des historischen Abenteuerklassikers der Comicliteratur "Ramiro". William Vance orientierte sich in all seinen Illustrationen an historischen Vorgaben. Die originalgetreue Darstellung von Kleidungsstücken, Gebäuden, Landstrichen und Waffen aus dem 12. Jahrhundert ist sein Markenzeichen. Vergleichen kann der Leser hier anhand von vielen Fotos, die in den informativen Abschnitten des Bandes zu finden sind und auch beim ersten Erscheinen Ramiros in der Zeitschrift "Femmes d'Aujourd'hui" (Die Frau von heute) abgedruckt wurden. Die Gesamtausgabe folgt damit der Originalvorlage aus dem Jahr 1975 und bietet so einen schönen Mehrwert in dieser sonst auch bereits sehr wertigen Ausgabe der ersten zwei Ramiro-Abenteuer.
Verglichen mit modernen Helden wirkt Ramiro in seinem Äußeren recht unecht mit seinem fast zu hübschen Gesicht und der offensichtlich starken Wirkung auf die Frauenwelt. Allerdings passt er ganz einfach in die von Zeichner William Vance und Szenarist Jacques Stoquart Version des Mittelalters, die die beiden Künstler Mitte der siebziger Jahre ins Leben riefen. Mit klassischem Strich und starken Konturen erschuf Vance Comicseiten voller Detailreichtum. Die von seiner Frau Petra ausgeführte Kolorierung tut ihr Übriges und orientiert sich eher an den Emotionen und der Wirkung einzelner Szenen als an realistischen Farben. Farbübergänge in einzelnen Flächen gibt es wenn dann nur in Hintergründen, weniger aber bei der Kolorierung von Personen. Die Details sind hier größtenteils durch Vances schwarze Striche herausgearbeitet.
Im ersten Abenteuer folgt der Leser Ramiro auf dem Schlachtfeld gegen die Muselmanen, die damals Córdoba fest in muslimischer Hand hatten. Auf den zusätzlich zum Comic enthaltenen Seiten "Wissenswertes über Spanien" werden weiterführende Informationen zu den Orten und der Zeit der Handlung gegeben. Eine sehr schöne Ergänzung, die bereits beim ersten Erscheinen der Comics im Jahr 1975 in der französischen Frauenzeitschrift abgedruckt wurden. Im zweiten Abenteuer darf Ramiro etwas mehr über sich "erzählen" und der Leser folgt ihm bei seinem Weg durch das mittelalterliche Spanien.
Der Protagonist ist nicht der klassische Held, sondern eher eine Art jugendlicher Schönling, der allerdings noch einiges an Naivität loswerden könnte. Ob ihm dies gelingt, und wie sich seine Reise weiter gestaltet, in der er sich auf den Weg nach Santiago de Compostela machen wird, erzählen dann die folgenden Gesamtausgaben. Dieser erste Band lässt da zunächst ein Kennenlernen mit Ramiro und vor allem der beeindruckenden Kunst der Autoren zu.
Ein echter Klassiker der Abenteuerliteratur im Comic und dies in einer sehr schönen Ausgabe mit Liebe zum Detail nicht nur in den Zeichnungen. Die abgedruckten Originalcover, viele Fotos von Originalschauplätzen und Informationen zu den Erscheinungsterminen und -ausgaben tragen dazu bei.
Ramiro - auch geeignet für neue Fans der Serie, egal ob groß oder klein!
Auf der Webseite des Splitter Verlags gibt es eine Leseprobe.