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 Weiße Felder

Autoren: Sylvain Runberg
Illustratoren: Olivier Martin
Übersetzer: Swantje Baumgart
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Comiczeichner Vincent Marbier hat schon lange nichts mehr gezeichnet und das ist gerade jetzt eine Katastrophe. Nach Jahren, in denen er auf seinen Erfolg gewartet hat, ist ihm nun der große Wurf gelungen. Endlich ist eins seiner Comics ein Bestseller geworden. Verlag, Texter und Fangemeinde können es kaum erwarten. Seine Entwürfe für den Nachfolgeband zu sehen, doch Vincent zeichnet nicht. Seine Seiten bleiben leer, seine Inspiration fehlt. Zugeben will er das nicht, und so verstrickt er sich in immer neue Ausreden und Täuschungsmanöver. Währenddessen kann der Verlag nicht mehr lange auf die Bilder warten und plant insgeheim schon, Vincent zu ersetzen.

So ist das also, wenn nichts mehr geht. Vincent Marbier sitzt vor einem leeren Blatt Papier und jeder erwartet kleine Wunder von dem Zeichner, dem partout nichts einfallen will. Autor Sylvain Runberg erzählt die Handlung ganz wunderbar pointiert und leise. Seine Hauptfigur Vincent steht an einem Wendepunkt in seinem Leben und wird von den plötzlich an ihn gestellten Erwartungen überrollt. Am liebsten wäre ihm, er würde in Ruhe gelassen, doch er ist viel zu höflich, das auch zu sagen. So quält er sich tagtäglich vor dem Zeichenbrett und findet einfach keinen Zugang zu seiner Arbeit.

Die monochromen Bilder Olivier Martins fangen diese Atmosphäre wunderbar ein. Wie eine Schneedecke liegt Melancholie über dem gesamten Comic. Die Panels sind sparsam, nichts lenkt von Vincents Innenleben ab. Selbst die laute, quirlige Welt der Buchmessen und Autogrammstunden bleibt farblos, das exaltierte Treiben der anderen Zeichner und Verleger dringt nicht wirklich zu Vincent vor.
Lediglich eine Naturkatastrophe, die ihn aus seiner Lethargie reißt und ihn zwingt, zu handeln, ist farbig gezeichnet. Großartig.

"Weiße Felder" ist eine stille Geschichte, bei der lange Zeit keine dramatischen Höhepunkte zu erwarten sind, doch überzeugt sie nicht nur mit der stimmigen Umsetzung, sondern manches Mal auch mit feinem Witz.

Wenn Vincent das bekannte Comicfestival Saint-Malo besucht, um dort seine angebliche neue Arbeit vorzustellen, so trifft er dort auf seinen realen Zeichner, Olivier Martin. Auch weitere Kollegen der Comicszene werden dort ein wenig auf die Schippe genommen und die Kommerzialisierung ebenso feinsinnig wie treffend vorgeführt. Solche kleinen Spitzen sind es, die "Weiße Felder" so lesenswert machen, gerne auch mehrfach. Es gibt immer wieder etwas Neues in der Geschichte und den Zeichnungen zu entdecken.

Das gilt auch für das Interview am Ende des Bandes, ist es doch kein reales, sondern eine fiktive Befragung der Hauptfigur, in der nochmal reflektiert wird, wie Künstler sich im heutigen Comicgeschäft fühlen mögen. Zwar ist dies nur ein kleines Extra, doch eines, das liebevoll gemacht ist, dem Buch Seele verleiht und es außergewöhnlich macht.

Ein Blick ins Buch ist hier möglich.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2015 | ISBN: 9783958391444 | Originaltitel: Cases blanc | Preis: 17,80 Euro | 88 Seiten | Sprache: Deutsch

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