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Frankreich im 14. Jahrhundert. Philipp IV. mit dem Beinamen "der Schöne" regiert das mächtige Reich. Eine seiner Töchter ist Isabella, die Königin von England. Bereits mit zwei Jahren war sie dem damaligen englischen Thronfolger versprochen worden. Die Hochzeit mit dem gut zehn Jahre älteren Edward II fand statt, da war sie gerade einmal zwölf. Und dieser ist nicht gerade ein Mustergatte: Neben politischen Misserfolge läuft auch in der Ehe einiges anders als erwünscht. Edwards Zuneigung gilt mehr seinen Günstlingen denn seiner Frau. Die Zeugung des gemeinsamen Nachkommen, wenn auch letztlich erfolgreich, gerät zum peinlichen Desaster. Doch Isabella ist eine starke Frau, die ihre Wünsche der Staatsraison unterordnet. Das hat sie schon als Kind getan, als sie einen Mann heiratete, den sie nicht liebt und der sie niemals lieben wird. Und das tut sie auch heute noch, wenn sie schweigend die Demütigungen erträgt, die ihr Ehemann ihr antut.
Im März 1314 ist sie gemeinsam mit Edward II. in Frankreich, am Hof ihres Vaters. Dieser setzt gerade mit der Hinrichtung des letzten Großmeisters des Templerordens einen Schlusspunkt in einem Verfahren, das 1307 mit dem Befehl zur Verhaftung aller Ordensmitglieder begann - in einer Nacht- und Nebelaktion am Freitag, den 13. Oktober. Doch ist das englische Königspaar nicht aus diesem Grund auf den Kontinent gekommen. Edward II. soll seinen Lehnseid erneuern, der ihm als Vasall des französischen Königs Ländereien in Frankreich zusichert.
Sehr zum Leidwesen Isabellas sind nicht alle Frauen ihrer Familie so tugendhaft wie sie selbst. Und so muss sie sich mit ihren intriganten und flatterhaften Cousinen herumschlagen. Und als wäre das nicht genug, spricht ihr Vater zu ihr von seinem Tod und seiner Nachfolge und bürdet Isabella auf, sich um die Stabilität des Reiches zu kümmern.
Mit dem Zweiteiler "Isabella" beginnt im
Splitter Verlag die neue Reihe "Königliches Blut", die sich um herausragende und umstrittene Herrscherinnen der Geschichte drehen soll. Es ist nicht die erste Rezeption der berühmten französischen Prinzessin. Bekannt wurde sie der breiten Öffentlichkeit sicher letztlich durch den Film "Braveheart". Die Geschichtsschreibung hat sie später Wölfin von Frankreich genannt. Isabella war sicherlich weit mehr als nur die Gattin des Königs. Sie reiste im Namen Edwards II., führte Verhandlungen in Frankreich und auch mit Robert the Bruce, dem König von Schottland. Sie war eine Frau, die an zentralen Geschehnissen der Geschichte eng beteiligt war - und so jede Menge spannenden Comicstoff bietet. Und auch wenn sich der erste Band eher auf die Intrigen der Hofdamen konzentriert und somit zunächst mehr einem Mädchenfilm denn einer historischen Erzählung gleicht, so transportieren die Szenen doch ein deutliches Bild einer starken, tugendhaften und klugen Frau und wirken wie eine Vorbereitung auf kommende Ereignisse. Erste Andeutungen weisen bereits darauf hin, welche Rolle Isabella nach dem Tod ihres Vaters spielen könnte, der noch im selben Jahr der Erzählung erfolgen wird. Die Autoren
Thierry und
Marie Gloris machten zuletzt durch die Reihe
Pik As von sich reden. "Isabella" startet ähnlich spannend, und die Erwartungen an den zweiten Band sind daher umso höher.
Zeichner
Jaime Calderón überzeugt mit akkuraten Szenen, die von
Johann Corgié teils farbenprächtig, teils stimmungsvoll eingefärbt wurden. Scharfe Linien und weiche Schattierungen bilden wunderschöne und ausdrucksstarke Gesichter. Von der Kleidung über den Schmuck bis zu den Hintergründen ist alles äußerst detailliert und gibt den Szenen somit Tiefe. Auffallend schön sind auch die einzelnen Panels, die außerhalb der normalen Einteilung die ganze Seitenbreite nutzen, wie etwa eine Szene aus der Wildschweinhatz, die Pariser Kanäle oder auch der Ritter beim Lanzengang im höfischen Turnier. Selbst die doppelseitige Ansicht der Verbrennung Jacques de Molays aus der Vogelperspektive ist so detailreich, dass man sogar Wasserfässer im Hinterhof oder eine Kiste in einem Torbogen entdecken kann.
Das Zusammenspiel aus interessanten, markanten Figuren, einem spannenden Erzählungsauftakt und fantastischen Illustrationen macht "Isabella" zu einem wirklichen Gewinn für jeden Comicfan.
Wer in den Band hereinschnuppern möchte, kann sich die ersten Seite auf der Homepage des Splitter Verlags ansehen.