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Redwin vom Orden der Schmiede träumt davon, einmal ein großer und gefürchteter Kämpfer zu werden. Sein Vater ist zwar ein ausgezeichneter Schmied, weigert sich jedoch seine Kunst in den Dienst des Krieges zu stellen. Er schmiedet weder Waffen noch Rüstungen, ein Umstand, der ihn zum Außenseiter macht in einer Gesellschaft der Krieger. Und so ist auch Redwin ein Außenseiter. Er verabscheut den Pazifismus seines Vaters. Als er alt genug ist, läuft er fort zu seinem Onkel, lernt Waffen zu schmieden und mit ihnen umzugehen. Doch bis zu seinem Ziel, Meister der Runen zu werden, ist es ein langer und blutiger Weg.
Seit 2014 erscheint die erfolgreiche Reihe
Die Elfen auf Deutsch im
Splitter Verlag. Dieses Jahr startet aus derselben Schmiede eine Serie zum anderen großen Volk der Fantasy-Literatur, den Zwergen. Das Konzept ist grundlegend das gleiche: mehrere kurz aufeinander folgende Bände, die jeweils einen anderen Orden des Zwergenreiches in den Fokus rücken werden. Dabei wird jeder Band von einem anderen Zeichner gestaltet. Im Gegensatz zur Elfenreihe sind jedoch alle fünf Teile des ersten Zyklus von einem Autor geschrieben,
Nicolas Jarry. Dieser zeichnet sich schon für diverse Comicalben verantwortlich, wie etwa die herausragende Reihe "
Der tönerne Thron". Sein erster Band der
Saga der Zwerge beleuchtet den Orden der Schmiede. Die Hauptfigur Redwin erzählt in Retrospektive seinen Weg vom einfachen Außenseiter zum mächtigsten Kämpfer der Orden. Doch statt einer epischen Lobeshymne ist Redwins Geschichte voller Reue und Trauer. Der Band zeigt einerseits alle klassischen Elemente einer typischen Zwergensaga, Kampfeseifer, Tapferkeit, Härte und Entschlossenheit, doch stimmt er vor allem nachdenklich und spricht ebenso Themen an, wie Kälte, Abstumpfung und Gleichgültigkeit. Jarry erzählt die Geschichte des zornigen Sohnes, der seinen Vater nicht versteht und so dessen Vergangenheit Stück für Stück wiederholt. Eine zunächst unerwartete Handlung für den Auftakt einer Fantasy-Reihe. Doch scheint die Geschichte wie geschaffen dafür sie an Zwergen zu erzählen. Unaufdringlich und doch eindrücklich transportiert sie den Zorn, die Machtlosigkeit und auch das langsam einsetzende Verständnis der Hauptfigur. Im letzten Drittel des Bandes verfällt Jarry leider zunehmend in die Außensicht Redwins und seine Erzählung. Immer weniger Szenen sind direkte Handlung, statt bloßer Rückschau, wodurch die Geschichte den Leser zunehmend verliert. Insgesamt bleibt sie jedoch eindrucksvoll.
Ebenso gestaltet sich auch die Bildsprache. Perfekt an die einerseits kalte, wenn auch reumütige Erzählung angepasst, wechseln sich blutige Kampfbilder mit Darstellungen des einsamen Protagonisten ab, sei es allein in der Schmiede, in einem Durchgang, vor der Stadt oder besonders eindringlich im Regen in der Arena.
Pierre-Denis Goux, auch kein unbeschriebenes Blatt in der Szene, gelingt es allein durch die Gesichter der Figuren die gesamte Geschichte zu erzählen. Vom hoffnungsvollen jungen Schmied bis hin zum lebensmüden Kampfhelden, altert Redwin nicht nur glaubwürdig, jede Nuance seines inneren Kampfes findet sich in seinen Blicken, jedes Stück Kälte das in ihn einzieht, lässt sein Gesicht ein wenig mehr zur Maske werden. Diese Präzision und Liebe zum Detail zeigt sich auch in allen anderen Bildteilen. Die Rüstungen und Waffen, die Gebäude, die Hintergründe, ganz gleich ob draußen im freien Feld, oder im steinernen Gerichtsaal der Zwerge, alles ist opulent und gleichermaßen überzeugend. Ein Band, der auch bei mehrfacher Betrachtung immer mehr gewinnt.
Redwin von der Schmiede ist ein wirklich herausragender Auftakt in die
Saga der Zwerge. Optisch ein kleines Meisterwerk, eindringlich erzählt und durchgehend überzeugend.
Wer schon einmal einen Blick hineinwerfen möchte, kann sich die
Leseprobe auf der Website des Splitter Verlags ansehen.