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Weil ihm der Mord an seinem Bruder untergeschoben wurde, sitzt der ehemalige Polizist Ash Henderson im Gefängnis. Seine Feindin, die Unterweltgröße Mrs. Kerrigan, sorgt dank ihrer Komplizen vor Ort regelmäßig dafür, dass die Haftentlassungsprüfung jedes Mal negativ ausfällt. Doch dann schlägt acht Jahre nach seiner letzten Tat der Inside Man, der Frauen entführt, ihnen den Bauch aufschlitzt und eine Babypuppe einnäht, wieder zu. DS Jacobson, Leiter der zuständigen Sonderermittlungseinheit, erinnert sich daran, dass Ash damals die Ermittlungen geführt hatte, und leiht ihn sich aus dem Gefängnis aus. Zusammen mit der Polizeipsychologin Alice McDonald begibt sich Ash auf die Spuren des Inside Mans, plant parallel aber immer noch seine Rache an Mrs. Kerrigan.
Leser, die erst mit diesem Band in die Ash Henderson-Reihe einsteigen, werden vom Autor direkt ins kalte Wasser geworfen und bekommen kaum Informationen zu den Ereignissen des ersten Bands "Das 13. Opfer", an dessen Ende Ash ins Gefängnis gehen musste. Vermutlich ist dies auch gut so, da Stuart MacBride scheinbar mit großem Vergnügen seine männliche Hauptfigur zerbrechen und zu Boden gehen ließ und auch nicht davor zurückschreckte, sinnbildlich auf ihm herumzutrampeln. Aber während Ash damals noch miterleben musste, wie seine Töchter von einem Serienmörder, der sein zusätzliches Vergnügen daraus zog, die Eltern der Opfer noch Jahre später zu quälen, getötet und sein Bruder ermordet wurden, meint es das Schicksal in "Die Stimmen der Toten" nun fast gut mit ihm.
Möglicherweise hat sich MacBride den Aufschrei und die Kritik seiner Leser zu Herzen genommen. Zwar säumen immer noch Leichen Ashs Weg, aber seine Familie ist mittlerweile so dezimiert, dass keine potenziellen Opfer mehr übrig bleiben. Charakterlich ist er der gleiche geblieben: zur Selbstjustiz neigend, Beweismittel manipulierend und aufbrausend. Am Ende sind Ash und seine Kollegen dem Leser dennoch ans Herz gewachsen. Besonders Polizeipsychologin Alice McDonald, die Ashs Bürgin ist und den Sensor für seine elektronische Fußfessel trägt, bekommt in diesem Roman nun mehr Raum. Da sie und der ehemalige Gefängnisinsasse sich nur hundert Meter voneinander entfernen dürfen, werden sie und sein bester Freund zwangsläufig in seine Rachepläne, die seine Erzfeindin Mrs. Kerrigan betreffen, eingebunden. Dass das eine oder andere Körperteil darunter leiden muss, ist vorhersehbar.
Anders als die Reihe um Logan McRae zeichnet sich dieser Thriller kaum durch schwarzen Humor aus, aber die Fälle sind genauso spannend und blutig beschrieben, auch hier werden gleich mehrere Fälle ineinander verwoben. Die schottische Stadt Oldcastle scheint der reinste Sündenpfuhl zu sein, wo sich Kriminelle, Mörder, Pädophile und jähzornige Irre tummeln. Da ist es bei der Verbrechungsaufklärung auch nicht hilfreich, dass in der örtlichen Polizei Korruption kein Fremdwort ist.
Fazit: "Die Stimme der Toten" ist ein fast schon zynischer Thriller mit einer Hauptfigur, die polarisiert. Ash Henderson ist aufbrausend, schreckt nicht vor körperlicher Gewalt und Selbstjustiz zurück und hat auch keine Hemmungen, Tatorte oder Beweise zu manipulieren. Wie von Stuart MacBride gewohnt, ist der Kriminalfall brutal, aber mit einer überraschenden Lösung.
Eine
Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.