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Endlich wurde der Krieg gegen die Briten gewonnen und die amerikanischen Staaten sind unabhängig. Die Armeen der Kolonialmacht müssen Amerika verlassen und Frieden soll einziehen und doch erreichen schlechte Nachrichten Captain Ulysses McHendrik. Sein Widersacher Colonel Montrose hat sein Heimatdorf besetzt, Nachbarn getötet und bedroht nun seine Frau. McHendrik will nun auf dem schnellsten Weg nach Hause und macht sich mit seinen Männern auf, die Wildnis zu durchqueren und das Dorf zu retten. Bei ihm ist auch sein Sohn, der fest glaubt, dass Ulysses eigentlich gar nicht den Wunsch hat heimzukehren und seine Familie stattdessen lieber vergessen würde.
Autor Xavier Dorison ("Heiligtum", "Undertaker") macht keinen Hehl daraus, Homers Odysseus war die Inspiration für seinen neuen Comic. Nicht nur, dass sein Held heißt, wie der griechische Seefahrer, denn Ulysses ist die englische Bezeichnung für Odysseus, Dorison lässt ihn auch noch ähnliche Abenteuer erleben. Sein Heimatdorf heißt Itakee und Ulysses macht sich per Schiff auf den Heimweg. Wer immer noch nicht merkt, wohin die Reise geht, für den hat Dorison auch noch Zitate aus der Odyssee im Comic platziert. Deutlicher geht es nun wirklich nicht.
Nun denn, genügend Hinweise hat der Autor hinterlassen, doch funktioniert die Geschichte auch im 18. Jahrhundert, statt im alten Griechenland? Es funktioniert! Auch Ulysses McHendriks lebt in einer Welt, in der zwar ein Krieg beendet, doch nicht alle Schlachten geschlagen sind. Überall finden noch Scharmützel statt, werden alte Rechnungen beglichen. Die vergangenen Jahre sind in die Gesichter und Herzen der Männer eingegraben, die Zivilisation nur eine dünne Tünche über der Verrohung, die sich in den Kriegsjahren eingeschlichen hat. Nun, da die Mannschaft wieder eine Mission hat, bröckelt diese Schicht und sie zeigen ihr wahres Gesicht, das sich kaum von dem ihrer Gegner unterscheidet. Zeichner Eric Hérenguel ("Silbermond über Providence") hat hier eindrucksvolle Panels geschaffen, Bilder, in denen ein Blick in die Gesichter Gänsehaut verursacht. Die Kämpfe sind kraftvoll gezeichnet und zeigen die Brutalität des Krieges unmissverständlich, doch den intensivsten Eindruck hinterlassen die Augen seiner Figuren, die bereit sind zum Mord, die alles tun und alles opfern würden, um ihr Ziel zu erreichen.
Einen starken Kontrast dazu bildet Ulysses Sohn, der von seinem Vater Hilfe erhofft und doch so bitter von ihm enttäuscht ist. Der Junge ist ein Schöngeist, ein begabter Zeichner und er ist behütet aufgewachsen. Für die Wut und das kriegerische Benehmen seines Vaters hat er kein Verständnis und es braucht diese Reise, damit er ihn auch nur ansatzweise verstehen kann. Der erste Band, das ist klar, endet noch nicht mit einer glücklichen Ankunft. Ob diese jemals erfolgt, bleibt unklar, denn es scheint, als müsse Ulysses ebenso wie sein Namensvetter noch viele Abenteuer bestehen und Irrwegen folgen, bis er sein Ziel erreicht, wie immer es auch aussehen mag. Vielleicht erklären Dorison und Hérenguel auch noch, warum um alles in der Welt die Männer ein Schiff mit sich schleppen, wo sie doch auf dem Landweg unterwegs sind. Sicher, es gibt eine hervorragende Kulisse ab und wirkt fantastisch verrückt, doch sollte es auf Dauer noch einen weiteren Sinn haben, der sich hoffentlich im nächsten Teil erklärt.
Über den ersten Band lässt sich jedenfalls sagen, dass er ein Augenschmaus ist und eine bemerkenswerte Geschichte dazu. Die Sympathien liegen eindeutig bei Ulysses, dem wilden, mutigen und so treuen Captain.
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