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Als Zwölfjährige wurde Reeve entführt und vier Jahre lang in einem Keller gefangen gehalten, wo sie missbraucht und gefoltert wurde. Eher durch einen Zufall konnte sie befreit werden und hat es nun geschafft, ein relativ normales Leben in San Francisco zu führen. Doch dann bricht Flint, ihr ehemaliger Entführer, aus der Psychiatrie aus. Reeve ist davon überzeugt, dass sie ihn aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit am besten kennt und so den Behörden helfen und wichtige Hinweise zu seiner Flucht geben kann. Sie wendet sich an den ehemaligen FBI-Beamten Milo Bender, mit dem zusammen sie auch auf eine erste Spur von Flint kommt. Dabei ahnt sie nicht, dass ihr früherer Entführer immer noch von ihr besessen ist und sie erneut zu seiner Zielscheibe machen will.
Bereits in
"Und nachts die Angst" half das ehemalige Entführungsopfer Reeve dem FBI. Damals war es sechs Jahre her, dass sie befreit werden konnte, und ihr Leben war immer noch von starken Ängsten geprägt. Entgegen dem Rat ihres behandelnden Psychiaters hatte sie sich dazu entschlossen, ein Mädchen zu unterstützen, das ebenfalls ihrem Entführer entkommen konnte, aber nicht über ihre Gefangenschaft sprechen wollte und konnte. Im Mittelpunkt dieses faszinierenden und unter die Haut gehenden Thrillers standen die Opfer einer solchen Gewalttat und wie sie versuchten, ihre Vergangenheit zu bewältigen und wieder ins normale Leben zu kommen. "Und morgen dein Tod" ist da schon etwas konventioneller, hier steht die Jagd nach dem Täter im Mittelpunkt, Reeve selbst wirkt mittlerweile sehr gefestigt, auch wenn sie natürlich immer mal wieder von Erinnerungen an ihre Vergangenheit überwältigt wird. Aber der Leser hat dennoch den Eindruck, dass sie es geschafft hat, nicht zu zerbrechen.
Neben Reeve lernt der Leser auch Milo Bender, den FBI-Agenten, der ihren Fall bearbeitet und sich später um sie gekümmert hatte, besser kennen. Milo ist mittlerweile im Ruhestand, steht ihr aber sofort zur Seite und nimmt stellvertretend die Position eines Vaters ein. Auch andere alte Bekannte aus dem vorherigen Teil tauchen wieder auf.
Während der Fokus auf Reeve und ihrer Suche nach ihrem damaligen Peiniger Flint liegt, schildert ein großer Teil der Kapitel die Sicht ihres ehemaligen Peinigers. Durch das Eintauchen in seine Gedankenwelt, dem Begleiten seiner Flucht und Observationen taucht der Leser noch tiefer in die Handlung ein, was der Spannung sehr zuträglich ist. Obwohl eine Fortsetzung noch nicht angekündigt wurde, bleibt zu hoffen, dass der Leser auch zukünftig über ihr Leben lesen kann. Genügend Ideen dürfte die Autorin haben, diese Lebensgeschichte ist sicherlich noch nicht zu Ende erzählt.
Bevor Carla Norton fiktive Thriller schrieb, hatte sie sich einen Namen mit True-Crime-Romanen gemacht. Ihr Buch über eine Frau, die sieben Jahre lang gefangen gehalten und teilweise bis zu 23 Stunden pro Tag in einer Kiste leben musste, wurde vom FBI auf die Leseliste der Einheit für Verhaltensanalyse gesetzt.
Fazit: "Und morgen der Tod" ist die Fortsetzung zu "Und nachts die Angst". Dieses Mal ist es weniger ein Thriller, in dem es primär um die Bewältigung des Lebens nach Jahren in Gefangenschaft mit Folter und Missbrauch geht, sondern vor allem um die Jagd nach dem geflohenen Täter, der sich wieder auf die Pirsch macht. Dies sorgt zwar für mehr Nervenkitzel, geht aber auch psychisch weniger an die Substanz.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.