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Ulf, der gar nicht Ulf heißt, hat im Grunde sein ganzes Leben verbockt: keine richtige Ausbildung, Drogenhandel als Lebensgrundlage. Als der Fischer, der große Osloer Drogenboss, ihn verdächtigt, einen seiner Geldeintreiber erschossen zu haben, stellt er den vor Angst bebenden Ulf stattdessen ein. Das funktioniert so lange, bis Ulf auch säumige Schuldner töten soll. Ausgerechnet Ulf, der noch nie auf irgendjemanden schießen konnte – natürlich hat er auch seinerzeit den Geldeintreiber nicht erschossen. Dass seine Pistole mit im Spiel war, ist eine ganz andere und perfide Geschichte.
Also dreht Ulf ein krummes und dummes Ding, um den Klienten des Fischers zu verschonen. Dies rächt sich, und nun ist Ulf selbst im Visier des mächtigen Mannes und muss fliehen. Er sucht sich als Refugium das verschlafenste Kaff in der Finnmark aus, das er auf die Schnelle finden kann. Doch weder machen es ihm die Dorfbewohner wirklich leicht, noch kann er die Bluthunde des Fischers lange abschütteln. Auch in der Finnmark gibt es Telefone und nicht zuletzt Menschen, die Ulf Böses wollen.
Schon rasch präsentiert sich Protagonist Ulf, wie er sich nennt, als ein Verlierer, einer, dem mehr als flüchtige Liebesbeziehungen nicht gelingen, der keiner geregelten Arbeit nachgeht – das Haschverkaufen im Park gilt wohl eher nicht als solche – und der nicht mal jemanden erschießen kann, wenn es darauf ankommt.
Was Ulf jedoch ausmacht, ist ein weiches und warmes Herz und daher auch der Versuch, seine unabsichtlich gezeugte, doch geliebte Tochter, die an einer schweren Erkrankung leidet, durch eine teure Behandlung zu retten. Daher begibt er sich mehr und mehr in die Hände des Fischers, eines Drogenbosses in Oslo, den passionierte Jo-Nesbø-Fans bereits aus dem temperamentvollen ersten Band von "Blood on Snow" kennen. Er kann daher der Versuchung nicht widerstehen, sich auch zur Exekution von Schuldnern seines Chefs zur Verfügung zu stellen – nur vermag er es eben nicht, auf andere Menschen zu schießen, und so versemmelt er gleich den ersten Auftrag, probiert stattdessen einen "Deal" mit dem designierten Opfer und landet prompt selbst im Visier des Fischers, dem niemand entkommt.
Ulf flieht in ein Finnmark-Dorf, ins Samenland jenseits des Polarkreises. Dort lernt er das eine oder andere ländliche Original kennen, vor allem aber Lea, die wunderschöne, unglücklich verheiratete Tochter des Ortspredigers der dort heimischen Sekte, und ihren lebhaften Sohn. Er verliebt sich und möchte die beiden am liebsten mitnehmen: aber wohin? Schon sind ihm die Schergen des Fischers auf den Fersen, und Ulf bleibt nur ein extremer letzter Zufluchtsort, an dem er ihnen vielleicht entgehen kann.
Ein Thriller sieht irgendwie anders aus, da mag sich Sprecher Simon Jäger noch so sehr ins Zeug legen, der sich perfekt in die Rollen einfindet und das Hörbuch sehr lebhaft gestaltet, ohne es an der nun eben reichlich vorhandenen Romantik der Vorlage fehlen zu lassen. Jo Nesbø lässt sich da gar nicht so leicht wieder erkennen, nur an jenen Stellen, an denen die Handlung dann doch Fahrt aufnimmt, Klippen rasant umschifft oder überspringt und auch den Hörer mitreißt: wozu, wie gesagt, der Sprecher wesentlich beiträgt.
Ansonsten gibt es Romantik pur, vielleicht nicht ganz Rosamunde Pilcher, doch das abgedroschene Motiv der zwei Königskinder, die hatten einander so lieb, sie konnten beisammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief, es dominiert gewaltig. Dagegen kann auch Mary Higgins Clark nicht ankommen.
Nun mag der eine oder andere Hörer einen solchen Genre-Mix vielleicht schätzen. Dagegen spricht nichts außer dem Unbehagen des eingefleischten Thriller-Fans, der vergeblich auf neue und überraschende Elemente "seines" Genres wartet. Nicht mal Schnee fällt außer einzelnen Flocken am Ende - Blut auf Schnee kommt jedenfalls nicht vor. Dennoch bietet das Hörbuch gute Unterhaltung, denn die Romanze ist auf ihre Art reizvoll; sie vermittelt viel lokales Flair und hebt vereinzelt die ausgeprägte Schwäche des Thrillers wohl auf. Trotzdem: Der Thriller-Fan kann hier nicht in Begeisterung verfallen und hofft auf einen eher gelungenen dritten Teil.
Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite.
Das Hörbuch wird in einem Karton-Leporello mit Einsteckfächern für die fünf CDs geliefert.