Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Wieso nur nennen ihn alle Miguel? Mike Cervantes hat mit Literatur nicht viel am Hut, daher sagt ihm der Vorname seines berühmten Namensvetter nichts. Dabei ähnelt sein Leben dem des berühmten Schriftstellers doch sehr, wie Mike bemerkt, als er in einer Gefängnisbibliothek schließlich auf ein Werk des Autors stößt. Wie dieser dient Mike in der Armee, wird gefangen genommen und versucht zu fliehen und wie Cervantes "Don Quijote" gerät Mike immer wieder in Schwierigkeiten, bei seinem fast aussichtslosen Bestreben, Gerechtigkeit zu finden und gegen Missstände anzugehen.
Doch den Widerstand aufzugeben, fällt Mike nicht ein. Er nimmt sich den Ritter als Vorbild und von der Obrigkeit verfolgt, macht er sich auf, durchs Land zu ziehen und seiner Bestimmung zu folgen.
Wirklich idealistisch war Mike Cervantes eigentlich nie. Nach Afghanistan kam er nur, weil er zuhause Ärger hatte. Ein bisschen Marihuana hatte er angebaut und nun ist er in der Army und hat keinen Bock. Glück hat er offensichtlich auch nicht, denn bei einem Anschlag kommt seine restliche Einheit ums Leben. Er selbst verliert eine Hand und gerät in Gefangenschaft. Alle Fluchtversuche helfen nicht, er muss Monate bei den Taliban verbringen.
Zurück in den USA ist Mike ein gebrochener Mann, der Kontakte zu seiner Umwelt ablehnt, bis er eine Prothese bekommt. Lediglich sein bester Freund unterstützt ihn, und als dieser die Raten für sein Geschäft nicht mehr zahlen kann, gerät Mike in Zorn. Es ist der Beginn einer Abwärtsspirale, aus welcher sich der impulsive Ex-Soldat nicht mehr lösen kann.
Christian Lax, Texter und Zeichner des Comics, hat sich einen sperrigen, unbequemen Helden ausgedacht, dessen Leben einige Parallelen zu dem Schriftsteller Miguel De Cervantes aufweist. Da bietet es sich an, dass Mike sein Gegenstück in einer Gefängnisbibliothek entdeckt, sich im Geiste mit ihm unterhält und ihn bald als Verbündeten gegen die Regierung sieht. Den kann Mike auch ganz gut gebrauchen, denn alsbald stößt er auf einige Dinge, die nicht in Ordnung sind.
Der Autor nutzt die Geschichte für eine kaum verhüllte Kritik an der Gesellschaft und den Regierungen. Wenn sein Mike Cervantes die Anweisung bekommt, unbequeme Bücher aus einer Bibliothek zu entsorgen, dann ist seine Wut darüber spürbar und seine Reaktion zwar unüberlegt, doch nachvollziehbar.
Gerade ein Einzelgänger, wie Mike, eckt in einer Zeit, in der Stromlinienförmigkeit gefragt ist, immer wieder an, ist dieser doch ein Individualist, der mit der zunehmenden lückenlosen Überwachung, der Datensammelwut und der Finanzmacht der Konzerne nicht zurechtkommt, weil sie einfach nicht seinem Gefühl für Gerechtigkeit entsprechen. Mikes Wut ist spürbar und wird auch in den kargen, harten Bildern widergespiegelt, die schwarz-weiß gehalten sind, und zwar detailliert, doch nie überladen wirken. Große Bilder schaffen die richtige Stimmung für seine Mission, sei es in der afghanischen Einöde oder im amerikanischen Hinterland.
Der Vergleich zu Miguel de Cervantes und seinem Werk Don Quijote ist allgegenwärtig. So wird zu Beginn der Geschichte herausgestellt, wie ähnlich die Lebensläufe der beiden Männer verlaufen. Später dann, wenn Mike sich mit dem Leben des Schriftstellers auseinandergesetzt hat, erscheint ihm dieser sogar und die beiden führen Unterhaltungen.
"Ein Mann namens Cervantes" ist ein ungewöhnlicher, nachdenklich stimmender Comic, der ebenso individuell ist, wie seine Hauptfigur, was ihn hervorhebt und ihm einen eckigen Charme verleiht. Es ist möglich, ihn einfach zu lesen und dann ins Regal zu stellen, doch eigentlich ist das zu schade, denn es lohnt sich, einen zweiten und dritten Blick zu investieren.
Ein Blick in die Geschichte wird auf der Seite des Splitter Verlags möglich.