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Eigentlich haben es Hap und Lennart gar nicht mehr nötig zu arbeiten, seit Ersterer vor einiger Zeit angeschossen wurde und eine Entschädigung erhielt. Doch aus Langeweile und dem Gefühl, das Richtige zu tun, übernehmen sie einen Auftrag von ihrem Freund, dem Privatdetektiv Marvin Hanson. Vor einigen Jahren geschah einen Doppelmord, und die Angehörigen der Opfer, wollen endlich wissen, wer der Mörder ist und warum die Tat geschah. Nun sind die beiden Freunde vielleicht nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, doch sie schaffen es immer wieder Ärger aufzuspüren und sie sind fest entschlossen, die Lösung zu finden. Jedoch haben sie nicht damit gerechnet auf eine Clique von Vampiren zu stoßen, und in das Visier eines Profimörders zu geraten.
Da sind sie wieder, der typische Südstaatler Hap und sein schwuler Freund Leonard machen sich in ihrem achten Abenteuer auf, der Welt ein bisschen mehr Gerechtigkeit zu bringen. Na gut, vielleicht sind ihre Pläne nicht ganz so hochtrabend, aber sie arbeiten nicht für Geld, sondern dafür, alten Damen ihr Geld wieder zu beschaffen und trauernden Angehörigen den Frieden zu bringen, den sie verdienen.
Wie machen die beiden das nur? Egal wo Hap und Leonard sich aufhalten, sie greifen immer ins Wespennest. Schon bei ihrem letzten Abenteuer trafen sie auf die Profikillerin Vanilla Ride, die ihnen ans Leder wollte. Damals entkamen sie mit viel Glück und ihren typischen Charme, den sie auch dieses Mal wieder spielen lassen.
Dabei sind sie keinesfalls zimperlich, wie sie direkt auf den ersten Seiten beweisen. Sie beginnen ihr Abenteuer damit, bei zwei wirklich lausigen Dieben einzubrechen, um einer alten Dame ihre Geldbörse wiederzubringen. Natürlich belassen sie es nicht bei einigen mahnenden Worten, sondern hinterlassen gebrochene Rippen, Kniescheiben, Nasen und einen bleibenden Eindruck. Autor Joe Lansdale erzählt aus Haps Perspektive mit dem für die Figur typischen Humor, sodass die Beschreibung der Szene zwar drastisch, aber nicht unappetitlich klingt. Überhaupt lebt die Geschichte von dem Humor und der Warmherzigkeit der Figuren. Und so ist es die Freundschaft zwischen den beiden Männern oder auch die Beziehung zwischen Hap und seiner Freundin Brett, die diesen Roman so außergewöhnlich machen. Deutlich wird das, als Hap an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt und mit den Ereignissen nicht mehr wirklich zurechtkommt. Wie Brett und Leonard sich um ihren Freund kümmern und sich um ihn sorgen, berührt das Herz. Überhaupt ist Freundschaft der zentrale Schwerpunkt des Buchs.
Der eigentliche Kriminalfall ist denn auch weniger spannend, als schräg. So treffen die Protagonisten auf Verdächtige, die sich für Vampire halten, einen Gangster, der sie lieber früher als später tot sehen möchte, und Angehörige, die ordentlich Dreck am Stecken haben. Die Verknüpfung der Ereignisse ist unglaublich und unterhaltsam, daher ist "Rote Rache" nicht nur ein Buch für typische Krimifans, sondern auch für Leute, die Spaß an ungewöhnlich geschriebenen Büchern und wirklich schrägem Humor haben. Wer Gewalt in Büchern gegenüber abgeneigt ist, sollte hier vorsichtig sein, denn nicht nur im ersten Kapitel wird geprügelt und geschossen, was das Zeug hält. Vor allem der Showdown gipfelt in einer Gewaltorgie, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
Nach einem oder zwei Ausrutschern der Serie, die nicht so interessant waren, besinnt sich zu Lansdale hier auf seine Stärken, und liefert wieder einen äußerst unterhaltsamen Roman ab, der Lust auf mehr macht, und dessen Hauptfiguren dem Leser ans Herz wachsen. Es ist schwer, den Roman aus der Hand zu legen und er ist im besten Sinne ungewöhnlich. So kann es weitergehen und es wäre schade, würden sich Hap und Leonard in naher Zukunft von Ihren Lesern verabschieden. Bleibt zu hoffen, dass dem nicht so ist, und sie noch viele Male ermitteln werden.