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Johannes Raschauer und Hanna Finkbeiner sind seit nunmehr dreizehn Jahren zusammen. Nach dieser langen Zeit ist natürlich die Flamme der Leidenschaft etwas kleiner geworden, als sie früher gewesen ist. Fast scheint es, als wäre es ohnehin das Beste, sich zu trennen, da man kaum Gemeinsamkeiten vorzuweisen hat. Gut, da sind die beiden Kinder Raffael und Raffaela, die ihre Eltern brauchen. Aber können die Kinder der einzige Grund sein, um eine verfahrene Beziehung wieder zu kitten? Erst seit Johannes arbeitslos ist, hat sich herausgestellt, dass mit ihrer Beziehung etwas nicht stimmt. Es ist an der Zeit etwas zu ändern, da weder Johannes noch Hanna so weitermachen wollen wie bisher. Scheinbar gibt es nur zwei sinnvolle Optionen, nämlich die Trennung oder endlich die Heirat, die vielleicht wieder etwas Leben in die Liebe bringen könnte.
Als sie ihren beiden Freunden ihr Problem schildern, kommen diese mit einer kreativen Idee. Ulrike und Martin schlagen vor, dass sie doch einfach den sogenannten Perlenschnurtest urteilen lassen sollten. Hanna und Johannes müssen dabei zur selben Zeit jeweils an einer der Endstationen der Berliner S 1 einsteigen und einander entgegenfahren. Dabei geht es darum, dass man an der Station aussteigt, an der auch der andere ausgestiegen ist. Dies ist gar nicht so einfach und es ist fraglich, ob man diesen Test über seine Zukunft und die Zukunft seiner Beziehung entscheiden lassen will. Denn nur wenn beide an der gleichen Station aussteigen, gibt es noch Hoffnung für ihre Liebe, meint jedenfalls Martin. Also vereinbaren sie einen Termin, an dem der Test stattfinden soll.
Doch vorher gibt es noch eine ganze Menge zu überlegen. Schließlich verbinden sie beide mit den einzelnen Stationen alte Erinnerungen. Deshalb setzen sich Hanna und Johannes jeweils mit ihren Sekundanten Ulrike und Martin zusammen, um die einzelnen Stationen zu besprechen und sich für eine davon zu entscheiden. Um die richtige zu wählen, muss man sich nicht nur selbst die Bedeutung der einzelnen Ereignisse vor Augen halten, sondern auch versuchen zu ergründen, welche Dinge für den Partner wichtig gewesen sind. Und so beginnt für Hanna und Johannes eine Reise in ihre gemeinsame Vergangenheit.
Von Anfang an fragt sich der Leser, welchem extremen Zufall die beiden Hauptpersonen es zu verdanken haben, dass sie jemals zusammengekommen sind. Während Johannes aus einer gutbürgerlichen Familie stammt, in der Geld und Position alles bedeuten, setzt sich Hanna für die Rechte der Schwächeren ein. Sie selbst stammt aus einer einfachen Familie und hat Vorurteile gegen Menschen mit Geld und Macht. Als der Roman beginnt, steckt ihre Ehe in einer tiefen Krise und der von Martin entwickelte Perlenschnurtest soll für sie der Rettungsanker sein. Leider gerät die gedankliche Fahrt entlang der Stationen zu einer langwierigen Aufzählung bestimmter Erfahrungen ohne Leben und Unterhaltungswert. Sowohl Hanna als auch Johannes sind als Charaktere extrem überzogen. Hanna ist übermäßig revolutionär und Johannes wirft jeden Augenblick mit albernen Wortwitzen um sich, die sich zum größten Teil um Sex drehen. Die ganze Geschichte wirkt zu sehr konstruiert und die Versuche, Komik hineinzubringen, sind nur noch albern.
Die Idee, ein Paar seine Lebensstationen anhand von S-Bahn-Stationen Revue passieren zu lassen, ist wirklich gut. Leider ist das auch das einzige, was an diesem Buch gut ist. Weder die Charaktere noch die Erzählung an sich konnten mich großartig fesseln. Durch weite Strecken des Buches musste ich mich hindurchquälen. Die Geschichte ist unglaubwürdig, zieht sich lange hin und wirkt an manchen Stellen regelrecht langweilig. Vielleicht kann ein eingefleischter Berliner mehr damit anfangen, da er im Buch wenigstens nette Informationen zu den S-Bahn-Stationen erhält. Allen anderen Lesern rate ich ihre Zeit mit besseren Büchern zu verbringen.