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Oktober 1870. Die preußische Armee belagert Paris und die Bevölkerung leidet unter Kälte und Hunger. Besonders schwer ist es für die Frauen und Kinder, denn Arbeit ist knapp. Victoire, ein elfjähriges Mädchen, begleitet seine Mutter zu den Versammlungen der Frauenbewegung sowie zur Arbeit und muss in der freien Zeit Verantwortung für die Einkäufe und die Wohnung übernehmen. Am liebsten jedoch schleicht sie sich in den Jardin des Plantes, den botanischen Garten der Stadt, in dem auch viele Tiere untergebracht sind. Vor allem die beiden Elefanten Castor und Pollux haben es ihr angetan und sie kümmert sich rührend um die beiden. Bei anhaltender Lebensmittelknappheit und dem hereinbrechenden Winter muss sie sich jedoch bald Sorgen um die beiden Dickhäuter machen.
Wieder nimmt sich Wilfrid Lupano der Pariser Kommune an und erzählt, wie im
ersten Band eine Geschichte aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges. Auch dieses Mal stehen die Frauenfiguren im Vordergrund, die Politik hingegen spielt auf den ersten Blick nur eine untergeordnete Rolle. Es ist Victoire, ein abenteuerlustiges, keckes Mädchen, das sich bei allem Ernst der Lage doch oft in seinen Träumen verliert und Abenteuer erleben will. Ihre Mutter, eine einfache Näherin will das Beste für ihr Kind, eine Schulbildung, eine ordentliche Ausbildung und die Chance, etwas aus sich zu machen. Dafür engagiert die junge Frau sich, geht zu Versammlungen der Frauenbewegung und bläut ihrer Tochter bei jeder Gelegenheit ein, dass sie sich durchsetzen und für ihre Rechte einstehen muss.
Einfach ist das nicht bei einem Wildfang wie Victoire und in einer Situation wie der Belagerung. So müssen Mutter und Tochter kämpfen, um in ihrer Wohnung bleiben zu können und wissen oft nicht, wie sie etwas zu essen beschaffen sollen. Victoires Tante hat bereits vor den Tatsachen kapituliert und verdient sich nach ihrer Arbeit als Näherin noch beim sogenannten "fünften Viertel" etwas dazu, in dem sie Männern zu Diensten ist. So sieht die bittere Realität für viele Frauen aus und nur Victoires junges Alter und ihre Träume schützen sie davor, ihren unschuldigen Blick auf die Welt zu verlieren. So wird und so kann es nicht bleiben. Gerade die beiden Elefanten aus dem botanischen Garten der Stadt, die dem Mädchen so viel bedeuten, sind in höchster Gefahr, nicht nur bedroht durch die Kälte und den Krieg, sondern auch davon, dass bald für niemanden mehr genug Nahrung da sein wird.
Für die Zeichnungen hat sich Wilfrid Lupano dieses Mal Lucy Mazel ins Boot geholt, die dem zweiten Band ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt. Frech und verschmitzt, so ist ihre Victoire gestaltet, dieses mutige kleine Mädchen, dessen Träume hier so schön in Szene gesetzt werden. Trotz des offensichtlich kindlichen Blicks auf die Belagerung zeigen die herrlich colorierten Panels die Härte und Trostlosigkeit des Krieges. So träumt Victoire in großen Bildern davon, mit ihrer Kinderbande und den Elefanten die Belagerung zu durchbrechen, während in einer anderen Szene schon Ratten als Lebensmittel verkauft werden oder die Tante ihr zu erklären versucht, dass sie trotz ihrer Arbeit in einem Bordell kein schlechter Mensch ist.
Auch in diesem Band wechselt die Stimmung zwischen Mut und Melancholie, was ihm einen besonderen Charme verleiht und ihn lesenswert macht. "Die roten Elefanten" ist thematisch und zeichnerisch bemerkenswert und passt damit nahtlos zum ersten Band.
Eine Leseprobe befindet sich auf der Verlagsseite.