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Niemals hätte Maia es für möglich gehalten, einmal der Kaiser des Elfenreichs zu werden. Schließlich ist er nur der vierte Sohn seines Vaters, der ihn so sehr verabscheut, dass er ihn vom kaiserlichen Hof verbannt hat. Doch nun sind Kaiser Varenechibel und seine anderen Söhne bei einem Unglück ums Leben gekommen und ausgerechnet der ungeliebte Nachkomme soll gekrönt werden. Da steht er nun, völlig ohne Vorbereitung und ihm ist klar, dass es am Hof vor Intrigen nur so wimmelt. Maia wird Freunde brauchen, wenn er als Kaiser bestehen will und das wird nicht einfach.
Es ist nicht immer leicht, sich in "Der Winterkaiser" zurechtzufinden, hat Autorin Katherine Addison doch eine unglaublich vielschichtige Welt mit nahezu unmöglich kompliziert erscheinenden Namen erdacht. Was die Handlung betrifft, so könnte diese auch in einer mit Menschen bevölkerten Welt spielen; lediglich die zahlreichen Hinweise auf die spitzen Ohren der Protagonisten verraten, dass es sich um Elfen oder Kobolde handelt. Doch die Gesellschaft des Elfenreichs ist so unübersichtlich gestaltet, dass es dem Leser bis zum Schluss nur mühsam gelingt, die einzelnen Namen den Charakteren zuzuordnen. Dabei hilft es nicht, dass die Autorin wirklich jeden beim Namen nennt, auch wenn derjenige nur ein einziges Mal in der Geschichte vorkommt und keinerlei Auswirkungen auf die Handlung hat, wie ein Dienstmädchen oder ein Priester. Da kommen dann einige Namen zusammen und zwar in dreifacher Ausführung, denn jeder Adelige hat nicht nur einen persönlichen Namen, sondern wird auch mit einem Titel oder der Familienzugehörigkeit angesprochen. Es gibt ein Namensverzeichnis am Ende des Buchs, was jedoch nicht weiterhilft, da es auch einige Dinge verrät, die erst im Laufe der Handlung enthüllt werden und der Leser daher Spoiler fürchten muss, wenn er Namen und Abstammungen nachschlagen will, um sich zum Beispiel zu merken, wer Maia Drazhar ist, der einzige Sohn des Kaisers Varenechibel von Ethuveraz und seiner vierten Gemahlin, der Koboldprinzessin Chenolo Drazharan, die vor ihrem Mann starb und ihr dadurch den Namen Drazharani erspart. Da kommt auch für geübte Leser Freude auf.
All diese Bezeichnungen hemmen den Lesefluss und blähen die Geschichte auf und doch, der Leser wird sich dabei ertappen, dass er weiterlesen will. Nicht umsonst hat das Buch den "Locus Award" gewonnen und war sowohl für den "Nebula Award" als auch den "Hugo Award" und den "World Fantasy Award" nominiert. Es steckt also noch mehr in der Geschichte, sie entfaltet sich Seite für Seite.
Maia ist ein sympathischer junger Mann mit schwieriger Vergangenheit. Seit Jahren lebt er im Exil, nur begleitet von seinem Cousin, der ihn und die Verbannung hasst und seine Wut an dem Königssohn auslässt. Diese Erlebnisse haben Maia geprägt, doch haben sie ihn nicht ungerecht werden lassen. Er will nicht, dass jemand seinetwegen leiden muss, was ihn oftmals naiv und für den Thron ungeeignet erscheinen lässt. Seine Beweggründe sind dem Leser jedoch immer klar und so wird deutlich, dass der junge Kaiser ein mitfühlender, durchaus nicht fehlerloser Mann ist, der entschlossen ist, gut und aufrichtig zu regieren. Kein Wunder, dass er polarisiert und sowohl loyale Freunde als auch entschlossene Gegner findet. Da braucht es gar kein großes Drama, damit die Geschichte interessant bleibt.
Ein kleines Manko ergibt sich daraus, dass diese nur einen relativ kurzen Zeitraum in Maias Leben umfasst, sodass noch viele Fragen unbeantwortet bleiben. Es ist durchaus möglich, dass der Leser dem jungen Koboldkaiser in weiteren Büchern begegnen wird - bisher handelt es sich aber nur um einen Einzelband, was ein bisschen schade ist, denn die von Kathereine Addison erzählte Geschichte hat noch jede Menge Potential und die Autorin hat die Gabe, jene Möglichkeiten zu nutzen und weiterzuentwickeln.
Eine Leseprobe findet sich auf der Seite des Fischer-Verlags.