Kurt Sloane bewundert seinen Bruder, den Karate Champion Eric. Beide träumen davon, ihr eigenes Dojo bekannt zu machen und von ihren Kampfkünsten zu leben. Dennoch ist Kurt besorgt, als Eric das Angebot annimmt, in Thailand an einem Untergrundkampf teilzunehmen, dessen Preisgeld es ihnen ermöglichen würde, ihren Traum zu verwirklichen. Eric, gekränkt, dass sein Bruder ihm den Sieg nicht zutraut, macht sich alleine auf den Weg und sucht sich in Thailand einen Trainer. Als der Kampf näher rückt, folgt Kurt seinem Bruder, um ihn kämpfen zu sehen, doch wird er bei dem Kampf nur Zeuge dessen Todes. Der berüchtigte Kämpfer Tong Po tötet Eric, ohne mit der Wimper zu zucken. Fortan ist Kurt von dem Gedanken beseelt, Rache zu nehmen und zu diesem Zweck wendet er sich an Durant, den Trainer seines Bruders, damit dieser ihn trainiert und ihm einen Kampf gegen Tong Po ermöglicht. Nun hat er gleich mehrere Probleme, seinen Gegner, die Polizei, welche den Kampf verhindern möchte und die Promoter, die an diesen illegalen Kämpfen eine Menge Geld verdienen, doch Kurt ist niemand, der so leicht aufgibt. Er ist fest entschlossen, den Kampf zu gewinnen und Tong Po das Handwerk zu legen.
Wen bei diesem Film das ungute Gefühl beschleicht, das alles schon mal gesehen zu haben, und zwar besser, der hat nicht ganz Unrecht. "Kickboxer – Die Vergeltung" ist ein Remake des 1989 erschienen Films mit Jean-Claude Van Damme in der Hauptrolle. Bereits das Original überzeugte nicht unbedingt durch Schauspielleistungen, doch es traf den Nerv der damaligen Zeit und wurde ein Überraschungserfolg an den Kinokassen. Mit gerade mal 2,7 Millionen Produktionskosten spielte er über 14 Millionen ein. Kein Wunder, dass die Versuchung groß war, diesen Coup noch einmal zu versuchen, indes, das hat nicht geklappt.
Van Damme ist dieses Mal nur in einer Nebenrolle zu sehen, bei der er zwar recht häufig zu sehen ist, die Handlung jedoch nicht weitertreibt. Als Trainer des Fighters Kurt Sloane darf er durchtrainiert und cool aussehen, wirkt jedoch zu keinem Zeitpunkt überzeugend. Nun war Schauspielen nie seine Stärke und allein sein Kultstatus reicht aus, um zu unterhalten. Das geht schon so in Ordnung.
Tong Po wird von Dave Bautista dargestellt, der sich nach einer erfolgreichen Wrestlingkarriere in einigen interessanten Kinofilmen einen Namen als Schauspieler gemacht hat, unter anderem in "Guardians of the Galaxy". Seine Rolle ist fies und einprägsam, wenn er auch viel zu wenig Screentime hat.
Schlimmer hat es die Hauptrolle getroffen. Alain Moussi ist Kurt Sloane, der Kämpfer, der nicht nur den Tod seines Bruders verkraften muss, sondern sich auch durch einen dilettantischen Film hangelt, der so unmotiviert geschnitten ist, als hätte der Cutter die Szenen wahllos aneinander geschnitten, um endlich an sein Feierabendbier zu kommen. Was will der arme Mann auch sonst machen, mit dem Material?
So etwas wie ein Spannungsbogen kommt zu keinem Zeitpunkt zustande und nicht nur das, es fehlt auch die Logik an allen Ecken und Enden. Dramaturgisch ist der Film ein Totalausfall, sowohl bei der Handlung als auch bei den Kampfszenen. Schlimmer noch, die Kämpfe sind so schlecht gefilmt, dass der Zuschauer nicht anders kann, als sich fremdzuschämen. Billige Kulissen simulieren zum Beispiel einen Kampf auf dem Rücken von Elefanten, wobei ebendiese Elefantenrücken so deutlich nach Pappmaché aussehen, dass es nur zum Lachen reizt.
Auch die Interaktionen zwischen den einzelnen Figuren sind einerseits sehr schlecht gespielt, andererseits ist auch das Drehbuch so lückenhaft, dass es keinen Sinn macht. Bestes Beispiel dafür ist die Figur der Liu, einer örtlichen Polizistin, die immer mal wieder auftaucht, um die Geschichte aufzumischen. So soll sie Kurt zum Flughafen bringen, macht stattdessen den Trainer seines Bruders ausfindig und bringt Kurt dort unter. Später wird sie beide aus genau dem Grund verhaften, da es sich bei diesem Arrangement angeblich um eine Flucht samt dazugehöriger Fluchthilfe handelt. Nein, das macht keinen Sinn; eigentlich wäre es komplett unnötig, würde es nicht dazu dienen einen coolen Gefängnisausbruch zu zeigen, bei dem Thailands Polizei zu zögerlich und ängstlich ist, zwei unbewaffnete Männer zu stoppen. Verschenkte Zeit.
Weitaus schlimmer ist, dass Liu dann auch noch als Love Interest für den Hauptdarsteller dient und beide ohne äußeren Grund aus dem Nichts heraus eine der schlechtesten Liebesszenen hinlegen, die je gezeigt wurden. Abgesehen davon, dass diese nur eine knappe Minute dauert, von der Erkenntnis, dass sie Sex miteinander haben wollen, bis zu dessen Ende, muss der Kameramann wohl im Streik gewesen sein, denn die Szene bleibt so statisch, dass der Verdacht sich aufdrängt, es würde ein Standbild gezeigt. Vielleicht war es auch wieder der Cutter. Er hätte allen Grund dazu. Was soll so was?
Bleiben die Kämpfe. Es hätte so schön sein können, immerhin sind die Darsteller allesamt durchtrainiert, können sich bewegen und der gesamte Film dreht sich um Kampfsport. Da geht doch was, oder? Es ist der Zuschauer, der geht - und zwar Kaffee holen. Alles ist besser, als sich durch diesen Film zu quälen. Es kommt einfach keine Dramatik auf, egal wie sehr die Kämpfer sich bemühen. Schlimmer noch, hatten die Karatefilme der Achtziger Jahre noch so etwas wie eine Message, dass er Kämpfer mit dem mutigen, ehrlichen Herzen gewinnt, so geht dieser Aspekt hier völlig über Bord. Rache ist es, die Kurt antreibt und gut ist. Das Ende gibt der Logik dann endgültig den Rest. Schwamm drüber, je schneller dieser Film vergessen wird, um so besser.
Im Klartext
Auch schlechte Filme können Spaß machen, doch auf "Kickboxer – Die Vergeltung" trifft nicht einmal das zu. Zu Recht ist der Film an den Kinokassen gefloppt; er ist meilenweit davon entfernt, seinem Vorgänger das Wasser reichen zu können. Auch hartgesottene Van Damme Fans vergeuden hier ihre Lebenszeit. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich es bereut habe, einen Film gesehen zu haben, aber meine Güte, der war schlecht.