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Ruhig liegt die See im hellen Tageslicht, dahinter die sanften Ebenen des Festlands sowie eine schwarz konturierte Fläche - eine Kleinstadt vielleicht oder ein Schiff. Oberhalb davon Wolkentürme, die sich in den Himmel emportürmen und doch so harmonisch wirken als wären sie harmlose Schäfchenwolken. Das Gemälde stammt von dem finnischen Maler Akseli Gallen-Kallela und ziert den Umschlag des vorliegenden Bandes, welcher die nordische Malerei der Moderne umfassend erschließt - angefangen bei einer kunstgeografischen Bestimmung des Nordens sowie der Ausdifferenzierung einzelner Räume, Grenzen und Identitäten und fortgeführt über die Erschließung verschiedener Bildmotivgruppen wie Porträts, Körperbilder, Landschafts- und Innenraumdarstellungen, abstrakten und modernen Bildmotiven bis hin zu zeitgenössischen Kunst-Installationen.
Die kulturelle Vielfalt des Nordens spiegelte sich in der Kunstproduktion wider, die auf diverse Weise an den avantgardistischen Strömungen der Moderne partizipierte.
Wer an nordische Malerei denkt, dem kommen sicherlich als Erstes Winterlandschaften und Sommernächte in den Sinn. Vielleicht hier und da noch ein Rentier oder eine einsame Hütte. Eine ziemlich eingeengte Perspektive - wie der vorliegende Band zeigt. Denn die nordische Malerei hat weit mehr zu bieten. Allein schon die Regionen des Nordens lassen sich eben nicht über einen Kamm scheren, ganz zu schweigen von der motivischen Vielfalt, die in dem Band präsentiert wird. Neben formvollendeter Schönheit wie auf dem Titelbild zeigt der Band so auch die düsteren Seiten des Nordens wie zum Beispiel eine Grindwaljagd. Immer wieder scheint dabei auf, wie modern diese Künstler waren, wenn zum Beispiel alternative Rollenentwürfe wie der Dandyismus, Nacktheit oder abstrakte Formen in Bilder gefasst werden. Ungewöhnlich ist zudem, dass auch Exotisches wie der nordische Blick auf die Fremde Eingang in den Band findet. Ungeachtet dessen verzichtet der Band selbstverständlich jedoch nicht das typisch Nordische durch seine Bildauswahl zu repräsentieren, wobei hier die Reichhaltigkeit in der Motivwahl ebenfalls zeigt, wie ungemein facettenreich die Kunst des Nordens ist - von topografisch geprägten Gemälden über Personendarstellungen bis hin zum Interieur.
Charakteristisch für den nordischen Künstler der Moderne ist sicherlich, dass diese anfangs Autodidakten waren, welche durch eigene Reisen und insbesondere durch Reisende, welche den Norden aufsuchten, neue Impulse erhielten. Auch die gegenseitige Vernetzung spielte eine große Rolle - nicht umsonst beschäftigt sich ein Teilabschnitt mit Künstlerkolonien, die bisweilen sogar Kontakte zu deutschen Künstlern aufwiesen.
Trotz des Umfangs dieses schwergewichtigen Bandes bringen die Begleittexte die Entwicklungen klar auf den Punk, erweisen sich die Beschreibungen messerscharf. Veränderungen und Gemeinsamkeiten in der regionalen Entwicklung werden dabei genauso prägnant herausgearbeitet wie die bereits erwähnte motivische Vielfalt. Auch Besonderheiten, Kennzeichen oder der Schaffensprozess einzelner Künstler, die allerdings selbst Kunstinteressierten oft kaum geläufig sind, werden dargelegt. So erhalten zahlreiche beachtenswerte Künstler zu Recht eine Würdigung, insbesondere da deren Werke im Band auch optisch hochwertig in Szene gesetzt werden - mit vielen großformatigen Abbildungen in gestochen scharfer Druckqualität auf einem robusten Papier.
FAZIT: Ein prächtiger Kunstband, der die ganze Vielfalt der nordischen Malerei perfekt präsentiert - informativ, visuell ansprechend, umfassend.
Weitere Informationen sowie ein Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.