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Als Nepo seinen dementen Großvater im Heim besucht und dieser ihn wieder einmal nicht erkennt, sondern für seinen – Nepos – Vater hält, zerreißt es den jungen Studenten fast. Er leidet nicht nur mit seinem verwirrten Opa, sondern fürchtet sich sehr davor, selbst wie dieser in relativ jungen Jahren an Alzheimer zu erkranken.
Auch seine Freundin Miranda kann ihn nicht trösten. Und plötzlich fasst Nepo ganz spontan den Plan, mit Miranda nach Büsum zu fahren, wo seine Großeltern vor langer Zeit glücklich ihren Urlaub verbrachten und wo der Großvater angeblich etwas Wichtiges vergraben hat. Nepo lässt sich von seinem Vorhaben nicht mehr abbringen.
Doch als die jungen Leute ihren Ausflug starten, geht von Anfang an alles schief. Als sollten all die ärgerlichen Vorfälle eine Warnung sein, scheint es im Rückblick. Denn am Ende des Spontanurlaubs steht ein gewaltsamer Tod.
Für Nepomuk, genannt Nepo, ist es immer eine Belastung, seinen stark dementen Großvater im Heim zu besuchen und stets für jemand anderen gehalten zu werden.
Doch der nach einem solchen Treffen spontan zur Ablenkung angetretene Ausflug vom heimischen Frankfurt an die Nordsee mit Nepos widerstrebender Freundin Miranda verspricht nicht, erholsam zu werden oder gar Nepos Kopf freizumachen, was er doch eigentlich sollte. Gleich am Anfang verlieren Nepo und Miranda ihre Bahntickets und ihr ganzes Geld samt Papieren, werden aus dem Zug geworfen und kommen trotz der spontanen Hilfe von Nepos Oma auch mit deren Auto nicht weit.
Und Nepo hätte ein bisschen Abschalten dringend nötig, denn die Angst, er könne frühzeitig dement werden wie sein Großvater, bedrängt ihn immer mehr. Aber auch in Büsum läuft nichts wie erhofft, zumal er nicht einmal weiß, was genau er sucht.
Zu allem Überfluss fühlt sich Miranda ständig beobachtet. Schließlich kommt es zum Streit und danach zu einer Katastrophe. Und ungefähr nach der Hälfte des Buchs wechselt die Perspektive, die Geschichte entwickelt sich nun ganz anders, hätte jedoch auch so geschehen können - wenn sie überhaupt geschah und geschehen konnte, denn vieles bleibt merkwürdig offen.
Dieser "All-Age"-Roman zielt eher auf jüngere Leser ab etwa vierzehn Jahren, eignet sich aber in der Tat für jedes Alter. Spannend ist er durchaus, zumindest stellenweise und vor allem unterschwellig, die Etikettierung "Thriller" erscheint dann allerdings doch etwas hoch gegriffen, denn atemlose Spannung ergibt sich höchstens zwei-, dreimal.
Was fehlt? Die Autorin versteht sich gut auf die Skizzierung von Orten und Stimmungen, aber die Charaktere bleiben seltsam flau; der Leser kann nicht so richtig warm mit ihnen werden. Ein echter Sympathieträger ist keiner von ihnen, und der Täter kann bereits früh erahnt werden. Als wesentliches Element dient der bekannte "Schmetterlingseffekt": kleine Ursache, große, nicht absehbare Wirkung. Als interessant erweist sich zwar der Perspektivwechsel in der Mitte des Romans, doch die sich daraus ergebenden Dopplungen bei einigen Abläufen erzeugen auch nicht gerade atemlose Spannung.
So hätte aus der Geschichte durchaus noch mehr gemacht werden können. Das Ende bleibt irgendwie unbefriedigend. Obwohl das Gedankenspiel zum "Schmetterlingseffekt" reizt, reicht es hier nicht ganz zu einem überzeugenden Thriller – was bleibt, ist eine gut gemachte, abwechslungsreiche und von einer düsteren Stimmung getragene Story.
Links zu einer Leseprobe, einem Trailer, einer Autorenlesung und weiteren Infos werden auf der Verlagsseite angeboten.