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 Wenn ich dich hole


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Bendix Steensen ist auf der Rückreise von San Francisco nach Deutschland, doch durch ein Unwetter verschiebt sich sein Weiterflug von London nach Hamburg. Somit ist er machtlos, als ihn sein neunjähriger Sohn Lewe ganz verängstigt anruft, weil seine Mutter und Großmutter seit Stunden nicht mehr von ihrem Einkauf im nächsten Ort zurückgekehrt sind und er ganz alleine in dem Haus in Niebüll an der norddeutschen Küste ist. Während ein Schneesturm aufkommt, versucht Bendix verzweifelt, seine Frau Insa zu erreichen, doch die geht nicht ans Telefon. Er setzt alle Hebel in Bewegung, um zu seinem Sohn zu kommen, der mittlerweile davon überzeugt ist, nicht mehr alleine im Haus zu sein.

"Wenn ich dich hole" ist der erste Thriller von Autorin Anja Goerz, die vorher vor allem sogenannte Frauenromane geschrieben hatte. Sie stammt aus Norddeutschland und ist somit bestens mit der Kulisse für diesen Roman vertraut. Dies spiegelt sich dann auch in den Beschreibungen, Namen der Figuren und dem eingestreuten plattdeutschen Dialekt, den vor allem die älteren Protagonisten sprechen, wider.

Aufgeteilt ist dieser Thriller in viele kurze Kapitel, die zwischen dem Geschehen rund um Vater Bendix, Sohn Lewe, Mutter Insa und einer zu Beginn unbekannten Frau hin und her springen. So ist der Leser immer voll im Bilde und erlebt mit, wie sich die Situation stetig zuspitzt, während die einzelnen Personen versuchen, sich aus ihren jeweiligen verzweifelten Situationen zu befreien.
Allerdings blähen die vielen Kapitel mit teilweise halbleeren Seiten das Buch unnötig auf knapp 250 Seiten auf. Bereits nach den ersten Kapiteln ist klar, worauf es in diesem Roman hinauslaufen wird, auch der Verlauf der Handlung ist äußerst vorhersehbar. Selbst Leser, die kaum Spannungsromane lesen, dürften nur bedingt von der Handlung gefesselt werden. Die Bezeichnung Thriller ist deswegen sehr wohlwollend gewählt. Wie Sebastian Fitzek dazu kommt, das Buch mit den Worten "Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, lassen Sie unbedingt das Licht brennen!" anzupreisen, ist nicht nachvollziehbar. Nur die Zartbesaitesten dürften beim Lesen eine Gänsehaut bekommen.

Neben Sohn Lewe steht der Vater Bendix im Mittelpunkt der Handlung und ist gefühlt die meiste Zeit damit beschäftigt, seine Mitmenschen davon zu überzeugen, dass sein Sohn in Gefahr ist. Doch so wirklich will ihm niemand glauben. Der Höhepunkt ist dabei der fast stupide Dorfpolizist, der sich von seiner Lebensgefährtin lieber davon überzeugen lässt, die fremde Frau im Haus mit dem kleinen Jungen sei die heimliche Geliebte des Vaters, obwohl dieser gerade den Polizisten im Telefon angefleht hatte, Lewe vor dieser Frau zu schützen. Solche Szenen sind einfach ein Ärgernis, da sie nur wie ein Vehikel wirken, um die Handlung weiter in die Länge zu ziehen und die Spannung in die Höhe treiben zu können. Allerdings funktioniert zumindest Letzteres nicht, sondern trägt zur weiteren Ermüdung des Lesers bei.

Fazit: Als Thriller kann "Wenn ich dich hole" nicht überzeugen. Die Handlung ist vorhersehbar, Spannung kommt kaum auf. Hinzu kommen konstruiert wirkende Szenen, die lediglich dafür sorgen, dass der Plot künstlich in die Länge gezogen wird.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.

Annika Schukies



Taschenbuch | Erschienen: 7. April 2017 | ISBN: 9783423261470 | Preis: 14,90 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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