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Nach einem TV-Auftritt, in dem Leia Lane ihr neues Sozialprojekt vorstellt, bekommt sie Drohungen per SMS und Email. Die Hasskommentare häufen sich und Leia hat das Gefühl, dass sie verfolgt wird. Währenddessen versucht der Politiker Tarmo Häkkila an das Video einer Indiskretion zu gelangen, das jederzeit im Internet auftauchen könnte. Engagiert wird der Spezialist und Hacker Land-O, der das Netz nach dem Video durchforstet. Dabei führt eine Spur zu Leia und ihre Tochter Viivi. Jetzt ist Land-O in seinem Element, schließlich beobachtet und trollt er Leia schon seit der Fernsehsendung. Doch die Ereignisse nehmen ihren eigenen Lauf und bald wird das Spiel tödlich.
Autorin Pauliina Susi stammt aus Finnland, wo auch ihr Thriller "Das Fenster" spielt. Finnische Thriller sind in dem Genre im Vergleich zu anderen skandinavischen Spannungsromanen eher unterproportional vertreten, aber dieser Roman sticht dennoch aus der Masse heraus.
Unterteilen lässt sich der Thriller in zwei Hälften. Im zweiten Teil geht es wesentlich turbulenter als im ersten zu, es überschlagen sich die Ereignisse und es droht tatsächlich auch Todesgefahr. Der erste Teil ist jedoch nicht weniger spannend, zumindest wenn der Leser sich für Cybermobbing interessiert. Wer sich täglich im Internet tummelt und sich die Kommentare zu Onlineartikeln durchliest, dem werden die hässlichen Beiträge, die nach Leias Fernsehauftritt auf der Homepage des Senders auftauchen, nicht unbekannt vorkommen. Auch die verschiedenen Typen an Kommentatoren und die sich daraus entwickelnde Dynamik sind gut wiedergegeben. Hier ist die traurige Realität im anonymen Umgang miteinander gut getroffen.
Interessantester Charakter des Thrillers ist der Hacker Land-O. Zu Beginn wirkt er noch wie der Bösewicht des Romans, ein Troll, der Leia das Leben zur Hölle macht und sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln tyrannisiert. Doch dann entdeckt Land-O sein Gewissen und setzt sein Können für vermeintlich höhere Ziele ein. Privat ist er eine gescheiterte Persönlichkeit, die nicht über den Verlust seines Sohns, den er seit der Trennung von seiner Frau nicht mehr sehen darf, hinwegkommt und immer mehr zum Sonderling und Einsiedler, der zum Stalking neigt, wird. Land-O, selbst getauft nach Lando Calrissian aus der Star Wars-Reihe, lebt in einer Fantasywelt und hat immer wieder Probleme, zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden. Seine Fixierung auf Leia beruht auch darauf, dass sie nach der Prinzessin Leia Organa, ebenfalls aus Star Wars, benannt ist.
Wer sich bei dem Titel übrigens an den Hitchcock-Klassiker "Das Fenster zum Hof" erinnert fühlt, liegt damit nicht ganz falsch, auch wenn nur eine Szene aus dem Film im Buch eine kleine, abgewandelte Rolle spielt.
Fazit: "Das Fenster" ist ein spannender Thriller aus Finnland mit einem ungewöhnlichen Protagonisten, einem Hacker, der vom stalkenden Troll zum Helden wird. Faszinierend und abstoßend ist die Welt dieser Hacker und des Cybermobbings. Da stört es auch nicht, dass die Handlung erst in der zweiten Hälfte rasanter und auch spannender wird.
Eine Leseprobe ist auf der
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