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Vor mehreren Jahren zündete der Teenager Daryl in Kansas das Haus seiner Familie an und sah zu, wie dieses in Flammen aufging und seine Eltern im Feuer starben. Später kreuzen sich scheinbar wahllos die Wege von zwölf Menschen, die selbst Grauenvolles erfahren oder zu brutalen Taten fähig sind. Ein Mann tötet seine Ehefrau, ein Kind wird entführt und eine Frau nimmt grausame Rache in dem Mörder ihres Freundes. Was verbindet diese Personen miteinander?
Mit "Die Wölfe kommen" hat der französische Autor Jérémy Fel sein Roman-Debut vorgelegt. Dieser Thriller ist ein Puzzle, das sich erst zum Ende hin nach und nach zusammenfügt. Jedes Kapitel ist mit dem Namen der jeweiligen Hauptfigur überschrieben. Diese kann entweder Opfer oder Täter sein, meist steht eine besonders grausame Tat im Mittelpunkt. Über die gesamte Welt sind die Handlungsorte verstreut, hauptsächlich sind diese jedoch in den USA zu finden, aber auch in Frankreich und England.
Aufgrund dieser vielen Episoden dauert es lange, bis der Leser wirklich in die Gesamthandlung hineinfindet und sich tatsächlich Spannung aufbaut. Die kleinen Geschichten sind für sich durchaus interessant, sorgen aber nicht dafür, dass das Buch nach Abschluss des Kapitels nicht aus der Hand gelegt werden mag.
Zum Finale fügten sich fast alle Einzelgeschichten zu einem großen Ganzen zusammen, aber es bleiben immer noch einzelne Kapitel übrig, die wie kleine Fremdkörper wirken und nur am Rande mit der Gesamthandlung zu tun haben. Auch wenn vermutlich damit gezeigt werden, dass Wölfe in Menschengestalt überall sind, bleibt dadurch der große Aha-Effekt aber aus. Dennoch empfiehlt es sich, beim Lesen aufmerksam zu sein, damit alle vorhandenen Verbindungen tatsächlich erkannt werden.
Nach und nach kristallisiert sich eine Hauptfigur heraus, zu der sogar eine Bindung hergestellt und Sympathien entwickelt werden können. Ab diesem Zeitpunkt schafft es der Thriller, den Leser mehr an sich fesseln. Leider bleibt dagegen der Haupttäter, um den sich alles dreht, recht eindimensional, etwas mehr Tiefe hätte für noch mehr Grauen gesorgt.
Die Taten rangieren von einfachem Mord bis Missbrauch, Folter und purem Sadismus, wobei sich die Grausamkeiten im Laufe der Episoden gefühlt steigern. Besonders das Finale könnte für manchen Leser zu ekelhaft sein, wobei nicht allzu sehr ins Detail gegangen wird, aber das Wissen um die Taten reicht. Da sehr mit Emotionen gespart wird, hat dies zur Folge, dass immer eine gewisse Distanz des Lesers zu den Opfern bleibt. Ganz neu sind die Ideen des Autors nicht, Thrillerlesern werden alle Tatvarianten schon einmal untergekommen sein, aber die Kombination mit dem Stilmittel der Episoden sorgt für frischen Wind.
Fazit: Es dauert lange, bis "Die Wölfe kommen" wirklich in Fahrt kommt. Zwar schleichen die Wölfe in Menschengestalt durch jedes einzelne Kapitel, aber aufgrund der einzelnen Episoden, die zumindest zu Beginn ohne Zusammenhang scheinen, baut sich kein konstanter Handlungsbogen auf. Wer jedoch bis zum Ende durchhält, wird schließlich belohnt.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.