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In diesem Band, der sich schon optisch von den anderen Bänden der Reihe unterscheidet, entführt Autor Kai Meyer den Leser in das Jahr 999, um die Vorgeschichte von Kyra und den sieben Siegeln und die Geschichte von Dea, Kyras Mutter, zu erzählen.
Im Jahr 999 haben Wandertprediger es recht leicht, denn mit der Angst vor der Jahrtausendwende sind viele Menschen leichtsinnig und leichtgläubig geworden. Dea, ein im Dorf Giebelstein lebendes Mädchen, kann die Panik nicht verstehen.
Eines Tages wird sie Zeuge, wie ein reicher und betrügerischer Händler sich mit seiner Familie und seinem Gefolge in der örtlichen Kirche einschließt. Er glaubt, im Gotteshaus die Jahrtausendwende überleben zu können und was hingegen mit den Bewohnern Giebelsteins geschieht, ist ihm egal. Der Dorfpriester ruft nach Goten, dem berühmt-berüchtigten Hexenjäger. Dieser reist tatsächlich nach Giebelstein und Dea sieht mit an, wie er dem Händler eine Frist setzt und ihn, als dieser überhaupt nicht reagiert, mitsamt der Kirche in Brand steckt.
Dea hingegen wurde von ihrer Mutter kurzerhand vor die Tür gesetzt, als diese von Gotens Ankunft erfuhr. Sie schickte Dea zu ihm und gab ihr nur mit auf den Weg, dass Goten alle Antworten für Dea habe.
Dea folgt also dem unheimlichen Goten und stellt fest, dass dieser ihr Vater ist. Er erlaubt ihr, bei ihm zu bleiben, und Dea lernt so vieles in kurzer Zeit, das sie in ihrem bisherigen Leben nicht wusste. Sie gewöhnt sich an Goten und akzeptiert ihn schließlich als Vater.
Doch ein Schatten senkt sich über das Schicksal der beiden, als Abakus in Deas Leben tritt. Abakus, der mächtigste Hexenjäger von allen, trägt das kirchentreue Gesicht nur nach außen hin. Eigentlich ist er im Begriff, einen mächtigen Hexenzirkel aufzubauen und will die Weltherrschaft an sich reißen. Auch Goten und Dea bekommen das Angebot mitzuwirken und - zu Deas Entsetzen - Goten nimmt das Angebot an. Fortan sind Vater und Tochter mehr getrennt als zusammen und Dea wird zu einer mächtigen Hexe. Doch ist sie mächtig genug, um Abakus noch rechtzeitig das Handwerk zu legen?
Dieses Buch, das auf den ersten Blick optisch erscheint wie die anderen Bücher der Reihe, ist mit 188 Seiten nicht nur das umfangreichste Buch der Reihe, sondern das Buch ist auch höher als alle anderen. In diesem deutlich erhöhten Umfang also erzählt Kai Meyer die Geschichte Deas und zugleich die Vorgeschichte zur in der Gegenwart spielenden Reihe "Die sieben Siegel".
Hier erfährt der Leser, wie Kyras Mutter zur Hexe und zu einem Mitglied des Arkanums wurde, wie Abakus das Arkanum überhaupt gründete und auch, wie die sieben Siegel erstmals vergeben wurden, von wem und zu welchem Zweck. Außerdem hat der Leser mit diesem Band die Gelegenheit, sich selbst auf die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Kyra und ihrer Mutter zu machen.
Das Thema ist eigentlich ein sehr tiefgreifendes und auch ein sehr kontrovers diskutiertes: Christentum und Gottgläubigkeit stehen gegen Heiden und Hexen.
Der Autor macht jedoch weder den Fehler, diese Kontroverse zu einer leichten Entscheidung zwischen "Gut" und "Böse" zu machen, noch geht er allzu leichtmütig mit dem Thema um. Kai Meyer versteht es, dem Ganzen eine Balance zu geben - und zwar eine, die sich durchaus für Kinder und Jugendliche eignet.
Auch die Magie, die Existenz von wahren Hexen und Dämonen, streut Meyer mit Bedacht in seine Geschichte ein, trennt sie deutlich von denen, die die alten Götter anbeten, und lässt seine Erzählung nicht in billige Klischees verkommen.
An den zahlreichen Bildern, die der Autor entwirft, an seinen Darstellungen der Zeit im Jahre 999 ebenso, wie an den geschickt eingewobenen Anspielungen auf Geschichten, die andere Bücher erzählen, haben sicherlich auch Erwachsene Spaß.
Dieses Buch eignet sich vor allem, um es zu lesen, bevor man mit den einzelnen Bänden der Serie anfängt, jedoch kann es getrost auch mittendrin oder nach Abschluss der Reihe gelesen werden. Tatsächlich handelt es sich aber um ein Buch, das man gelesen haben sollte, wenn man historische Fantasy mag, denn dieses Buch kann auch ohne die Serie bestehen - auch, wenn es dann sicherlich nur halb soviel Spaß macht, es zu lesen.