Der dramatische Abschluss der Ermittlungen im Fall "Langlois" (vorletzte Episode der zweiten Staffel) bleibt nicht ohne Folgen: Antoine Dumas ist nach seiner Schussverletzung zwar aus dem Koma erwacht, jedoch noch nicht in den Dienst zurückgekehrt. Jean-Baptiste Medjaoui hat die Abteilung gewechselt, da seine Frau den Außendienst nun für viel zu gefährlich hält. Und so sind Chrystelle da Silva und Candice Renoir nur noch zu zweit und völlig überlastet.
Als Antoine das erfährt, beschließt er eigenmächtig wieder einzusteigen. Er belügt seinen Arzt, betrügt beim Schießtraining und auch seiner Chefin tischt er falsche Geschichten auf. Doch immer wieder löst die Erinnerung an den Schuss Panik in ihm aus, bis er schließlich versucht mit Tabletten seine Nerven zu beruhigen. Chrystelle hingegen hat endlich eine gemeinsame Wohnung für sich und ihren Sohn Lucas, zusammen mit ihrem Lebensgefährten. Da taucht plötzlich der Vater von Lucas auf, sucht Kontakt und weckt erneut den Zorn, den Chrystelle verspürte, als er sie vor etlichen Jahren hochschwanger sitzen ließ. Auch Candice kämpft mit den Männern. Sie führt eine lose Beziehung mit David Canovas, doch der Kollege von der BRI will eigentlich gar nicht so recht zu der starken, weltmännischen und kultivierten Blondine passen. Und dann gibt es da ja auch immer noch Antoine, der charmante Kollege, der Candice mehr am Herzen liegt, als sie vielleicht zugeben möchte.
Auch die dritte Staffel der französischen Krimiserie "Candice Renoir" verspricht wieder jede Menge Spannung. Und wie auch schon in den vorherigen Staffeln, scheint sich ein verbindendes Thema durch die zehn neuen Folgen zu ziehen. Während Staffel eins sich mit dem Problem berufstätiger, alleinerziehender Mütter auseinandersetzte und Staffel zwei sich um moralische Fragen im Polizeidienst drehte, rückt nun das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern in den Mittelpunkt. In immer unterschiedlichen, abgeschlossenen Fällen, werden verschiedene familiäre Bindungen beleuchtet: etwa im Mordfall Joachim Brisset, einem jungen Mann, der in Sète Tod aufgefunden wird, obwohl sein Vater in eigentlich in Kuba vermutete. Oder die Verwicklungen um die Segellehrerin Emilie Lafarge, die offenbar eine Tochter hat, von der offiziell niemand weiß. Und immer wieder rückt Chrystelle ins Zentrum, ihre Vergangenheit, als Teenager-Mutter, sitzen gelassen vom Freund, überfordert mit dem Kind, schließlich aufgefangen von den Eltern. Dabei wird jedoch nicht nur stückchenweise die Vorgeschichte der verschlossenen und stets abweisenden jungen Polizistin erzählt, sondern auch ihre aktuelle Lage, ihr heutiges Verhältnis zu den eigenen Eltern und ihrem Sohn. Nachdem die letzte Staffel Antoine vorstellte, wird nun also die dritte Kollegin des Teams der BSU (Brigade de Sûreté Urbaine), näher beleuchtet. Und während Chrystelle zwischen Vergangenheit und Zukunft gefangen scheint, sitzt Candice zwischen zwei Männern fest, ihrer Affäre David und ihrem Kollegen Antoine. Während David sich nach und nach immer mehr nähert, entfernt Antoine sich zusehends durch einen Schleier an Lügen. Doch wessen Nähe ist Candice eigentlich wichtiger? Und wird die Powerfrau mit Canovas wirklich glücklich? Auch hier spielt das Verhältnis von Eltern und Kindern mit hinein. Tochter Emma und ihre Brüder sind nicht gerade zurückhaltend, wenn es darum geht, ihre Meinung über Mamas neuen Freund kundzutun, und Canovas bietet viel Angriffsfläche für den Spot der Kinder. Auch die dritte Staffel von "Candice Renoir" hält wieder gekonnt die Balance zwischen dem Privatleben der Protagonisten und den einzelnen abgeschlossenen Kriminalfällen. Dabei zieht sich einerseits das übergreifende Thema, aber auch die Nebenhandlung wie ein roter Faden durch die Folgen. Die französische Produktion schafft hierdurch den für moderne Serien typischen Suchteffekt, immer noch eine Episode an die gerade gesehene anschließen zu wollen. Doch während viele zumeist amerikanische Serien den sogenannte Metaplot so dominant setzen, dass abgeschlossene Handlungsstränge in einzelnen Episoden immer weiter in den Hintergrund geraten, schafft "Candice Renoir" eine spannende fortlaufende Erzählung, ohne die einzelnen Kriminalfälle in die Banalität abzudrängen. Zudem zeichnet sich die Serie durch einen besonderen Charme aus, mit einer hervorragend geschriebenen und ebenso brillant (von Cécile Bois) gespielten Hauptfigur. Die einzelnen Charaktere sind unterschiedlich, doch alle glaubhaft. Nur selten rutschen sie in typische Klischees des Genres; immer wieder verstehen einzelne Figuren, dagegen zu überraschen. "Candice Renoir" ist eine Krimiserie, die nicht nur spannende Abende verspricht, sondern dem Zuschauer ans Herz wächst. Wirklich sehenswert.