Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Im kleinen schwedischen Ort Fjällbacka verschwindet ein kleines Mädchen. Kurz darauf wird es tot aufgefunden. Der Fall erinnert fatal an einen weiteren Kindermord, der dreißig Jahre zurückliegt. Damals haben zwei dreizehnjährige Mädchen den Mord gestanden und ihr Geständnis kurz darauf widerrufen. Beide befinden sich nun wieder in Fjällbacka.
Und es gibt noch andere Parallelen. Womöglich liegt ein alter Fluch auf einigen Familien aus Fjällbacka, den eine als Hexe verurteilte und hingerichtete Frau ausgesprochen hat? Wie auch immer – die schwedische Stadt kommt nicht zur Ruhe, denn unter einigen Jugendlichen, darunter den Kindern der seinerzeit der Tat verdächtigten Mädchen, rumort es gewaltig, und es scheint, dass auch gänzlich Unbeteiligte in größte Gefahr geraten.
Eine Geschichte wiederholt sich nach dreißig Jahren: Vom selben Hof im schwedischen Fjällbacka verschwindet zwei Mal ein vierjähriges Kind scheinbar spurlos und wird dann tot am jeweils selben Ort aufgefunden. Nachdem zunächst eine Welle der Solidarität die Bewohner geeint hat, ergibt sich nun eine weitere Welle – jene der Verdächtigungen und Schuldzuweisungen.
Mittendrin sind zwei verzweifelte Jugendliche, die nach etlichen tiefen Kränkungen ein Fanal setzen möchten. Und eine Geschichte aus dem späten 17. Jahrhundert, als Hexen und Flüche noch allgegenwärtig waren.
Camilla Läckberg hat mit dem Polizisten Patrick Hedström und seiner Frau, der Autorin Erika Falck, ein interessantes Ermittler-Duo geschaffen. Dieses vermochte es, den Leser durch neun spannende Fälle und viele private Aufs und Abs zu begleiten. Nun liegt der zehnte Band vor, auch als Hörbuch. Und diesmal hat Läckberg es definitiv zu gut gemeint.
Zwar erweist sich die eigentliche Handlung als einigermaßen stimmig und nachvollziehbar, wenngleich die Auflösung nicht mehr wirklich überrascht. Doch es gibt einfach ein Zuviel an einigen Zutaten: Da sind zu viele überflüssige Handlungsstränge, zu viele Charaktere, die keine richtige Rolle spielen, zu viel Zierrat, alles wirkt so aufgebläht.
Natürlich ist die Geschichte um eine als Hexe verurteilte Frau aus dem 17. Jahrhundert ganz hübsch, die die Nachkommen ihrer Denunzianten verflucht. Doch dieser Handlungsstrang hat nichts mit den aktuellen Fällen zu tun, wenn der geneigte Hörer nicht an Flüche glaubt – und dass ein solcher am Werk sein soll, erfährt er erst am Ende. Zweifellos darf ein Autor auch Vorurteile der einheimischen Bevölkerung gegenüber syrischen Flüchtlingen thematisieren, aber bitte nicht darin schwelgen und ausschweifen, wie Läckberg das tut. Der eigentliche Krimi tritt hier an einigen Stellen völlig in den Hintergrund, der rote Faden geht verloren, und Spannung mutiert zum Fremdwort. Der in der skandinavischen Krimiliteratur verbreitete und zum Beispiel bei Mankell so attraktive sozialkritische Ansatz treibt hier destruktive Blüten.
Weil der Hörer Patrick, Erika und ein paar andere treu wieder auftretende Figuren lieb hat, hört er den Fall bis zum Ende an, das auch noch ziemlich mühsam verlängert wirkt. Die Freude an den positiven Aspekten, nicht zuletzt dem Einfühlungsvermögen der Autorin in ihre Charaktere und deren sehr differenzierte Zeichnung, kommt da leider über weite Strecken abhanden. Sagen wir, auch, um der engagierten Sprecherin Maria Hartmann gerecht zu werden, das Hörbuch sei überwiegend okay und die Grundidee sogar richtig gut. Aber es fehlt etwas, und dieses "Etwas" ist der Verzicht auf ein Zuviel.
Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.
Die beiden MP3-CDs befinden sich in einem attraktiv aufgemachten Karton-Leporello mit Steckfächern.