Nie wieder will Rea von Robin, dem englischen Thronfolger getrennt sein. War sie zuerst seine Leibwächterin und Geliebte, so ist sie nun seine Verlobte und Verbündete. Gemeinsam wollen sie nach England zurückkehren und die Gesellschaft verändern. Gerade dies aber bedeutet eine unvorstellbar große Gefahr für Rea, denn sie ist eine Magdalena, ein Mensch, der andere durch die Kraft seines Geistes beeinflussen kann. Wird ihre Gabe entdeckt, ist sie verloren, denn die bloße Existenz der Magdalenen gilt in England als Verbrechen, das grausame Strafen nach sich zieht, bis hin zum Tod. Wie also um alles in der Welt, können Rea und Robin einen Wandel vollbringen und die strengen Gesetze abschaffen?

Hammerhart geht es im dritten Teil der Palace-Saga zu. Nachdem Rea aus England flüchten und in Frankreich eine freie Gesellschaft erleben durfte, in der sie ohne Angst leben konnte, kehrt sie nun aus Liebe nach England zurück, auf eine Insel, in der Menschen wie sie gejagt und gefoltert werden. Anders lässt es sich wirklich nicht ausdrücken, denn anders als in den ersten beiden Bänden belässt es Autorin C. E. Bernard nicht bei Andeutungen, sie beschreibt detailliert, wie Magdalenen für ihre Existenz bestraft werden. Angebliche Heilungen beinhalten das Zusammennähen des Mundes, der Gliedmaßen, unerträgliche Schmerzen und auch die Beeinflussung des Verstandes bis der "Kranke" wahnsinnig wird.

In dieser Welt nun sollen zwei liebende junge Menschen die Freiheit bringen und müssen dabei noch verschiedenen Intrigen um den Thron durchstehen. Besonders Rea ist in Gefahr, denn für Robin ist schnell klar, dass er nicht weiter der Kronprinz Englands bleiben kann. Nachdem er die sogenannte Korrektive gesehen hat, ist es ihm unmöglich, im Palast zu bleiben und seinem Vater zu gehorchen. Revolution erscheint der einzige Weg.

Rea dagegen muss zurückbleiben und scheint in immer größere Schwierigkeiten zu geraten. Ob König, Königin oder ihre eigene Mutter, jeder zerrt an ihr und gibt nichts darum, was das für Auswirkungen auf ihr Leben hat. Kein Wunder, dass Rea bald nicht mehr ein und aus weiß.

Durchaus möglich, dass Rea seit dem zweiten Band keine große Entwicklung durchgemacht hat, doch das kann der Leser gut verzeihen, denn die Serie macht mit dem dritten Band einen großen Sprung. Was sich an Verrat und Gewalt in Palace of Silk angedeutet hat, lässt sich hier nicht mehr verleugnen. Madame Hiver, Reas Mutter, will eine radikale Änderung der Gesellschaft. Was Nachsicht und Liebe nicht vollbringen können, soll zur Not auch mit Mord gelinden. Wer dabei auf der Strecke bleibt, ist ihr völlig egal, seien es der Kronprinz, der König oder gänzlich Unschuldige. Auch der Cousin des königlichen Leibwächters hat seine eigenen Ziele und will Rea dafür benutzen. Skrupel kennt er keine, nicht mal, wenn dabei seine eigene Familie zugrunde geht.

Wem also kann Rea noch vertrauen, zumal sie ihre ganz eigenen Zweifel mit sich herumträgt? Für den Leser wird es verwirrend, doch entsteht aus den verschiedenen Intrigen eine enorme Spannung, die die Handlung nach vorne treibt. Ebenso wie der Hauptfigur bleibt dem Leser keine Zeit, um nachzudenken. Schlimmer noch, wann immer er schockiert innehalten will, legt die Autorin noch eine Schippe drauf, bis es nicht mehr geht. Der Showdown verursacht Gänsehaut und leitet ein ungewöhnliches, doch gelungenes Ende ein. Zumindest lässt es sich als vorläufiges Ende auffassen. Denn so ganz endgültig scheint die Geschichte der Magdalenen nicht erzählt zu sein. Es sind offene Erzählstränge vorhanden und diese laden dazu ein, noch ein bisschen weiter zu erzählen. Es bleibt C. E. Bernard überlassen, ob sie das irgendwann einmal tut. Bis dahin darf gesagt werden, dass die Palace-Saga gelungen ist und es eine zwiespältige Freude war, in Reas Welt einzutauchen. Nein, glücklich war ihre Geschichte nicht immer, lohnend jedoch zu jeder Zeit.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.