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 Galgendieb

Autoren: Bernard Cornwell
Übersetzer: Ulrike Bischoff
Verlag: Rowohlt Tb

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Kaum zu glauben, dass jemand wie Ryder Sandman so tief sinken konnte. Der ehemalige Offizier der britischen Krone könnte ein gutes Auskommen haben und die Frau seiner Träume heiraten, hätte sein Vater nicht das Vermögen der Familie durchgebracht. Um die Ehre der Familie zu retten, verkauft Ryder sein Offizierspatent und kam für die Schulden auf, was ihn mittellos zurücklies.

Gesellschaftlich ist er seither erledigt und hält sich mit kleinen Aufträgen über Wasser. Als der Innenminister ihn engagiert, um die Schuld eines zu Tode verurteilten Häftlings zu beweisen, wird Ryder schnell klar, dass seine Aufgabe schwerer wird, als gedacht. Dieser Sträfling kann den ihm vorgeworfenen Mord nicht begangen haben. Nur, wer ist dann der Mörder?

Nein, sympathisch ist Ryder der junge Mann, den er zu einem Schuldgeständnis überreden soll, nicht. Der ehemalige Soldat hat nichts übrig für verweichlichte Künstler, die nicht in der Lage sind, sich zu Wehr zu setzen. Doch kann Ryder nicht leugnen, dass sein Gegenüber denkbar ungeeignet wäre, eine Frau zu vergewaltigen und brutal zu töten. Daher kann sich der ehemalige Offizier nicht dazu durchringen, die Schuld des jungen Künstlers einfach zu bestätigen; er will vielmehr die Wahrheit herausfinden. Um dies zu bewerkstelligen macht Ryder sich an die Aufgabe, eine verschwundene Dienstmagd zu finden, die als Zeugin dienen soll. Zu diesem Zweck muss er sowohl seine ehemaligen Freunde in der Oberschicht als auch die dunkelsten Spelunken in London aufsuchen.

Was britische Geschichte angeht, so ist Bernard Cornwell ein Routinier. Würde er nachts um zwei Uhr geweckt, er wäre problemlos in der Lage, einen Bericht zum historischen Strafrecht Großbritanniens zu verfassen und das in unterhaltsamer Form. In seinem neusten Buch "Galgendieb" ist er geradezu launig. Ryder Sandman, die Hauptfigur des Romans ist ein Kerl, wie er im Buche steht, männlich, rechtschaffen und ehrenvoll. Gut, außerdem ist er stolz und jähzornig, doch sein Herz hat er definitiv am rechten Fleck. Auch Standesdünkel sind ihm fremd und obwohl er genau weiß, welche gesellschaftliche Stellung er innehat, so finden sich seine Freunde doch in allen Schichten der Gesellschaft. Da ist es kein Wunder, dass seine Geschichte sich so gut lesen lässt.
Bernard Cornwell treibt in dem Roman keine Charakterstudie und so kann niemand verlangen, dass die von ihm geschaffenen Charaktere vielschichtig oder gar kompliziert sein. Sie sind jedoch so mit Leben gefüllt, dass es leicht fällt, mit ihnen zu zittern und ihnen Glück zu wünschen. Ob sie einen Mordfall lösen, oder beim Kricket mitzittern, alle Figuren sind glaubhaft und haben sozusagen Fleisch auf den Knochen.

Eigentlicher Mittelpunkt des Buchs ist jedoch das London zur Regency-Zeit. Wenn Cornwell sich anschickt, die Hinrichtungen oder das Leben in der Zeit zu beschreiben, gelingt ihm dies so anschaulich, dass der Leser mehr als einmal zusammenzuckt, weil er das Getümmel um den Hinrichtungsplatz förmlich hören oder die berühmten scharfen Nierchen geradezu riechen kann.

"Galgendieb" ist ein gelungenes Buch, das Lesern von historischen Romanen vorbehaltlos empfohlen werden kann. Es unterhält, es fesselt und es macht den Abschied schwer, denn wenn der Leser die letzte Seite umblättert, hat er den Wunsch, Ryder noch auf weitere Abenteuer zu begleiten.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 25. September 2018 | ISBN: 9783499291432 | Originaltitel: Gallow Thief | Preis: 10,99 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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