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Als Stephen Hawking 2018 starb, war er längst eine Ikone - erstaunlich für einen Physiker, Einstein bildete bislang eine Ausnahme. Doch vielen Menschen gefiel nicht nur, wie gut Hawking auch hochkomplexe naturwissenschaftliche, insbesondere kosmologische Sachverhalte zu erklären wusste, sondern nicht zuletzt, mit welchem Mut und welcher psychischen Kraft er sich seiner zerstörerischen Krankheit ALS stellte. Diese zerstörte nach und nach fast seine gesamte Muskulatur. Dennoch forschte, lehrte und schrieb er. Hawking verstarb 2018 76-jährig.
Sein letztes, posthum erschienenen Buch – hier wird die Hörbuchfassung besprochen - "Kurze Antworten auf große Fragen" enthält folgende Kapitel:
- Gibt es einen Gott?
- Wie hat alles angefangen?
- Gibt es anderes intelligentes Leben im Universum?
- Können wir die Zukunft vorhersagen?
- Was befindet sich in einem schwarzen Loch?
- Sind Zeitreisen möglich?
- Werden wir auf der Erde überleben?
- Sollten wir den Weltraum besiedeln?
- Wird uns Künstliche Intelligenz überflügeln?
- Wie gestalten wir unsere Zukunft?
Diesen Fragen und Hawkings dazugehörige Antworten gehen eine Einführung von Kip S. Thorne, einem der bekannten Kollegen des Autors, sowie Vorworte von Eddie Redmayne, der Hawking im Film über dessen Leben spielte, und dem Autor selbst voraus. Dessen Tochter Lucy Hawking hat das Nachwort verfasst.
Den meisten Menschen, die sich für Naturwissenschaften interessieren - und sei es nur in deren Eigenschaft, Puzzlestücke zum Erklären der Welt zu liefern -, dürfte Stephen Hawking ein Begriff sein, der Mann im Rollstuhl und mit Sprachcomputer, der für die Physik und Kosmologie bahnbrechende Entdeckungen machte und diese auch in populärwissenschaftlichen Büchern allgemeinverständlich erklärte. Wer etwa "Eine kurze Geschichte der Zeit" gehört oder gelesen hat, weiß, dass Hawking keine profunden naturwissenschaftlichen Kenntnisse bei seinem Publikum voraussetzt, und das gilt auch für "Kurze Antworten auf große Fragen". Das Buch kann als Vermächtnis des Physikers verstanden werden. Es gelang ihm nicht, es vor seinem Tod zu beenden. So haben Helfer aus seinem Umfeld es fertiggestellt - ein Umstand, der sich stellenweise erahnen lässt, jedoch nicht stört.
Ob es sich bei den beantworteten zehn Fragen tatsächlich um die drängendsten der Menschheit handelt, wie es im Klappentext heißt, mag jeder für sich entscheiden. Hawking interessierte sich zunehmend für die Besiedlung des Weltraums aufgrund von Überbevölkerung, die mehreren Kapiteln auftaucht. Der Aufgabe, das Bevölkerungswachstum und die Umweltverschmutzung einzudämmen - die ohnehin Hand in Hand gehen -, schenkt er keine Beachtung, obwohl dies vermutlich eine einfachere und vor allem sehr viel billigere Lösung wäre. Für einen Spitzenphysiker ist sie wohl nicht spannend.
Durchgehend "abgehoben" erscheinen jedoch weder die Fragen noch die Antworten. Mit dem Thema "Existenz Gottes" geht der Atheist Hawking sensibel um. Und es macht Spaß, der stringenten Argumentation des Autors zu folgen, etwa, wenn er belegt, dass die Frage "Was war vor dem Urknall?" keinen Sinn ergibt. Alles funktioniert ohne Formeln bis auf jene bahnbrechende Einsteins, der zufolge die Energie das Produkt aus der Masse und dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit ist. Insgesamt meidet Hawking nach Möglichkeit Spekulationen, es sei denn, sie basieren auf bislang klaren Trends. Dann schaut er schon einmal ein paar hundert Jahre in die Zukunft. Es ist fesselnd, mitzuschauen. Auch bei der Frage zur Künstlichen Intelligenz - hier geht der Autor sehr differenziert auf Chancen und Risiken ein.
Anschaulich, gut nachvollziehbar, kurzweilig und mit einem Schuss Humor bringt Stephen Hawking seine Argumente vor, hervorragend gelesen von Frank Arnold. Vorwort, Einführung und Nachwort helfen, die Persönlichkeit des Mannes besser zu verstehen, der das Werk verfasst hat.
Insgesamt also eine sehr gut gelungene Hörbuch-Edition!
Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.