Media-Mania.de

 Die Dynastie der Maschinen

Autoren: Daniel H. Wilson
Übersetzer: Oliver Plaschka
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Bereits in ihrer Kindheit beginnt June zu erahnen, dass es in unserer Welt Geheimnisse zu ergründen gibt, von denen die meisten Menschen nichts ahnen. Ihr Großvater erzählt ihr von einer Begegnung mit einem unbekannten Engel, die er im Zweiten Weltkrieg hatte und vererbt ihr ein mechanisches Teil, dessen Zweck ihm nicht klar ist.

Jahre später geht June diesem Geheimnis als Erwachsene nach und deckt auf, dass es unter uns die Awtomat gibt, mächtige Maschinen in Menschengestalt, die seit Jahrhunderten leben und deren Herkunft niemand kennt.

Wie alt er wirklich ist, kann Peter nicht sagen, doch seine zweite "Geburt" findet zur Zeit Peter des Großen statt, nachdem der Awtomat dann auch benannt wird. Den Zaren zu schützen ist seine Bestimmung und er kann nicht anders, als danach handeln. Als der Zar stirbt, verliert Peter seine Bestimmung und macht sich über die Jahrhunderte daran, seine Herkunft zu entdecken. Irgendwann trifft er auf June, die eindeutig seinen Schutz braucht und die ihm helfen könnte, seine Schicksalsgenossen zu retten. Denn deren Energiequelle droht zu versiegen und das wäre das Ende der nahezu unsterblichen Wesen. Doch nicht alle teilen Peters Meinung und so gerät er zusammen mit June in tödliche Gefahr.

Autor Daniel H. Wilson hat hier eine wirklich verlockende Idee zu Papier gebracht. In seinem Roman gibt es also Maschinen, die nicht nur Ewigkeiten funktionieren und Menschen ähnlich sind, sondern auch ein eigenes Bewusstsein haben. Angetrieben durch eine unbekannte Energiequelle und ein Wort, das ihnen zugeordnet wurde, überdauern sie Jahrhunderte, immer getrieben davon, das Wort in ihrem Inneren zu erfüllen. So ein bisschen erinnert das natürlich an einen Golem, jenem Wesen aus Lehm, das durch ein niedergeschriebenes Wort zum Leben erweckt wird. Jedoch, die Awtomat verfügen über Intelligenz, haben Fragen, leiden unter Sinnkrisen und ihrer Andersartigkeit. Dies wird in den Kapiteln, die aus Peters Sicht geschrieben sind, sehr deutlich. Jeder von ihnen ist anders, sucht nach etwas anderem und muss daher, selbst unter seinesgleichen, einsam sein. Was für eine Tragödie.

June dagegen, die junge Forscherin, die bereits ihr Leben lang den Awtomat auf der Spur ist, wird von Wissensdrang getrieben. Sie kann nicht anders, als das Ungekannte ergründen zu wollen, auch wenn die Gefahr, in der sie dann schwebt, sie zutiefst erschreckt. Als sie auf Peter trifft, ist es unausweichlich, dass sie ihm folgen wird. Alles andere wäre undenkbar.

Peter sucht also den Sinn seiner Existenz, June sucht Antwort auf ihre Fragen, aber wo will der Autor hin? So ganz erschließt sich dies dem Leser, zumal Daniel H. Wilson ihn in Peters Kapiteln durch die gesamte Welt(-geschichte) jagt. Ob Russland, Indien, China oder der Zweite Weltkrieg, Peter ist dabei und hadert mit sich selbst. Dabei deckt er seine Vergangenheit Stück für Stück auf, bleibt aber sich selber und damit auch dem Leser fremd. Es ist daher schwierig, mit ihm zu fühlen, aber gut, er ist eine Maschine, da wären Gefühlsausbrüche auch eher seltsam, wobei Peter durchaus fühlen kann. Nur verhält es sich so, dass er meistens an sich selbst verzweifelt und dabei seine Fehler ständig wiederholt. Auf Dauer ist das ermüdend.

Dummerweise ist auch June keine Frohnatur und das macht den Roman schwergängig. Ihre Kapitel spielen in der Gegenwart und es ist durchaus verständlich, dass sie nicht vor Freude in die Hände klatschen mag, wird sie doch fast das gesamte Buch hindurch gejagt und bedroht. Klar ist ihre Stimmung da nachvollziehbar, aber so ein bisschen drückt das Buch da auf das Gemüt.

Nun gibt es Schlimmeres als schwermütige Erzählungen, aber durch die unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten macht der Roman einen verworrenen Eindruck. Seine gesamte Vergangenheit hindurch ist der Awtomat mit sich und seiner Herkunft beschäftigt, um dann eine Dringlichkeit bei der Suche nach neuer Energie an den Tag zu legen, die verblüfft. Da fehlen eine deutlichere Verbindung zwischen den beiden Problemen und eine klare Motivation. Hier hätte der Autor die Geschichte ausfüllen und davor vielleicht an anderer Stelle kürzen müssen, um die zweifellos reizvolle Grundidee besser zur Geltung zu bringen. So kann die Handlung nicht ganz überzeugen. Zwar bietet der Stoff noch jede Menge Möglichkeiten zur Fortsetzung, doch dann muss Daniel H. Wilson noch eine Schippe drauflegen, um den Leser von der Faszination der Awtomat zu überzeugen.

Auf der Verlagseite gibt es weiter Informationen und die Möglichkeit im Buch zu blättern.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 219 | ISBN: 9783426521007 | Originaltitel: The Clockwork Dynasty | Preis: 14,99 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

Werbung

Dieser Artikel könnte interessant sein:

Zu "Die Dynastie der Maschinen" auf Amazon

Hinweis: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.



Ähnliche Titel