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Wo ist Luke? Wie geht es ihm? Diese Fragen lassen Abi Hadley keine Ruhe. Schließlich war sie es, die ihre Familie zum Sklavendienst bei der Familie Jardine gemeldet hat. Alles sollte einfach sein, zehn Jahre muss jeder Bürger dienen, dann ist er frei. Doch anstatt ein sicheres Leben in der Dienerschaft zu leben, wurde Luke nun des Mordes für schuldig befunden und seine Familie wird in die Fabrikstadt Millmoor deportiert. Für Abi bedeutet es nicht nur, ihren Bruder zu verlieren, auch ihre große Liebe, Jenner Jardine, wird sie nie wiedersehen, wenn ihr nicht eine Lösung einfällt.
Luke Hadley rechnet mit vielem, als er an Crovan übergeben wird, den grausamsten der Adeligen. Dieser ist berüchtigt dafür, sein "Geschick", die Gabe, die ihn als Adeligen auszeichnet, auf brutalste Weise einzusetzen und Seele und Verstand derer, die ihm ausgeliefert werden, zu zerbrechen. Stattdessen findet er sich in Abendgesellschaften wieder, bei freundlichen Gesprächen und guter Gesellschaft. Soll das seine Strafe sein? Zwar kann er seinen Aufenthaltsort nicht verlassen, doch ansonsten geht es ihm gut. Seltsam nur, dass er sich an so viele Dinge nicht mehr erinnern kann.
Bereits im ersten Band
"Zehn Jahre musst du opfern" macht Autorin Vic James klar, dass sie keinen Wohlfühlroman geschrieben hat. Mit Magie, hier "Geschick" genannt, ausgestattete Adelige haben die Bevölkerung Britanniens unterworfen. Jeder Geschicklose muss ihnen zehn Jahre lang dienen, erst dann ist er wahrhaft frei und kann reisen und leben, wie es ihm gefällt. In diesen Jahren der Sklaverei hat keiner der normalen Bürger auch nur irgendwelche Rechte und kann von den Adeligen behandelt werden, wie es ihm gefällt.
Kein Wunder, dass der Leser mit Luke und seiner Familie fiebert, denn was den Adeligen einfällt, um ihre Macht zu sichern, ist kaum auszuhalten. Doch nun muss er feststellen, dass die gewöhnlichen Bürger der Elite des Landes in nichts nachstehen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen.
Abi dagegen findet sich unter Lukes alten Freunden wieder, die im Widerstand arbeiten. Doch auch sie muss lernen, dass es Menschen gibt, die jede Moral ihren Zielen unterordnet.
"Dark Palace" ist eine Dystopie, die sich sehen lassen kann. Beinahe auf jeder Seite geschieht etwas, das den Leser aufrüttelt und ihn unruhig sein lässt. Keine der Figuren kann jemals sicher sein, dass ihr nichts geschieht und das gilt erstaunlicherweise nicht nur für die ausgebeuteten Arbeiter, sondern auch für die Adeligen, deren Leben manchmal nur als Figur auf einem Spielbrett dient. Die Ränke, die geschmiedet werden, verschonen niemanden und Vic James lässt keine Zweifel daran, dass auch Freunde sich in dieser Welt in kürzester Zeit gegeneinander wenden können.
Vor allem gilt das für die Familie Jardine, die nun an der Spitze Englands steht und deren Söhne Garvan, Silyen und Jenner ihre Plätze im Machtgefüge finden müssen. Was der Leser über sie erfährt, mag seine bisherige Meinung über sie auf den Kopf stellen. Vielleicht.
So muss sich der Leser auf verschiedene Perspektiven, immer neue Erkenntnisse und düstere Aussichten einstellen. Er wird es gerne tun, denn eins muss er der Geschichte lassen, diese weiß zu überraschen. Zu keiner Sekunde kommt Langeweile auf und selbst, wer auf jeden noch so kleinen Hinweis achtet, wird das Ende kaum erahnen. Zusammen mit den noch offenen Fragen weckt der Roman den dringenden Wunsch, der Folgeband möge bald erscheinen. Bei mittleren Bänden kommt ja manchmal der Verdacht auf, sie seien nur Lückenfüller, doch hat Vic James hier mit Verve deutlich aufgezeigt, dass sie sich damit auf keinen Fall zufrieden gibt. Nein, "Die letzte Tür tötet" hat sich ihren Platz in der Trilogie redlich verdient und hinterlässt Eindruck. Respekt.
Weitere Informationen finden sich auf der Verlagsseite .