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 Factfulness

Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist


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Werden Menschen in repräsentativen Umfragen aufgefordert, anzugeben, ob sich die Welt hin zum Positiven oder Negativen verändert, so zeigen die Befragten einen starken Hang zum Pessimismus.

Dies ist in etwa die Aussage, die schon zu Beginn von Hans Roslings Buch "Factfulness" im Mittelpunkt steht. Gleich am Anfang stellt der Autor eine Reihe von Fragen mit jeweils drei Auswahlantworten, etwa zur Mädchenbildung, zur Entwicklung des Anteils der in extremer Armut Lebenden an der Weltbevölkerung, der durchschnittlichen Lebenserwartung und des Anteils der Geimpften unter den einjährigen Kindern. Und er zeigt, dass die meisten Menschen aus den reichen "westlichen" Ländern mit ihren Antworten daneben liegen.

Im Anschluss erläutert Rosling, warum das so ist – welche Instinkte uns dazu anleiten, Informationen und Eindrücke in der Weise zu verarbeiten, in der wir das tun, und eine dramatische, aber falsche Weltsicht zu entwickeln.

Der Anhang enthält die Möglichkeit, das Abschneiden der Antworten zu den Umfragen aus verschiedenen Ländern zu vergleichen, darüber hinaus sind in ihm Anmerkungen, Quellen, biografische Hinweise und das Register versammelt.

Kein Zweifel – wir Menschen der reichsten Milliarde Menschen auf dieser Welt haben ziemlich falsche Vorstellungen davon, wie die weniger Begüterten und Ärmsten leben, wo sie leben und wie viele sie sind. Vielfach liegen wir weit daneben. Das zeigt "Factfulness" von Hans Rosling anhand von Daten aus seriösen, jedermann zugänglichen Quellen eindrucksvoll auf, und der Autor zielt von Anfang an darauf ab, die Diskrepanz zwischen dem subjektiven Empfinden der Menschen infolge der täglichen Bombardierung mit negativen Nachrichten – positive würden die Einschaltquote beziehungsweise Auflage oder Klicks minimieren – und der Realität deutlich zu machen. Tatsächlich dürften auch die meisten Leser mehr oder weniger gründlich danebenliegen, wenn sie etwa die Entwicklung von Geburtenraten und Lebenserwartung nicht zuletzt in Ländern mit eher geringem Durchschnittseinkommen schätzen sollen.

Anhand von sehr anschaulichen Diagrammen weist Rosling nach, dass die Welt sich wesentlich positiver verändert, als wir generell annehmen, von Umweltproblemen und Klimawandel, die den Menschen aus den wohlhabenden Ländern durchaus bewusst sind, abgesehen. So steht die Bildung heutiger junger Frauen im Schnitt kaum hinter jener gleichaltriger Männer im jeweiligen Land zurück; Frauenbildung wiederum ist der beste Schritt hin zu weniger Geburten und gesünderen Kindern. Trotz bis, so die UN-Prognose, zum Ende des Jahrhunderts noch verlangsamt steigender Weltbevölkerung, nimmt der Anteil an sehr armen Menschen deutlich ab und jener an wohlhabenden ebenso deutlich zu.

Rosling ermutigt den Leser auch, Leute, die sich als Experten aufspielen, nötigenfalls kritisch zu hinterfragen. In Anbetracht seiner Biografie kann am Experten-Status des Autors nicht gezweifelt werden, ein bisschen Arroganz schimmert freilich bisweilen durch, und manche inhaltliche Wiederholung zwecks Vertiefung des Gesagten wäre wohl eher unnötig. Das sind jedoch die einzigen Kritikpunkte. Freilich wäre eine Bearbeitung der Frage, wie unter Berücksichtigung der von Rosling dargestellten Trends ein effektiver Umweltschutz auszusehen hat, ein spannendes Thema für ein anderes Buch.

Auch wer keine Statistiken mag, dürfte jenen in "Factfulness" mit Interesse und Erstaunen begegnen, zumal es recht kurzweilig verfasst ist und eine Reihe von persönlichen Anekdoten enthält. Tatsächlich kann das Buch durchaus ein Aha-Erlebnis vermitteln. Rosling predigt natürlich nicht, alles sei gut. Doch er weist eindrucksvoll nach, dass wir – als Kollektiv aller Menschen - in vielerlei Hinsicht schon seit Jahrzehnten auf einem guten Weg sind und vor lauter Jammern nicht vergessen sollten, diesen weiter zu verfolgen. Und uns besinnen müssen, dass die Menschen aus materiell weniger gut gestellten Ländern kein geringeres Recht als die relativ Reichen haben, auf diesem Weg voranzustreben.
Klare Empfehlung!

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 30. August 2019 | ISBN: 9783548060415 | Originaltitel: Factfulness | Preis: 16,00 Euro | 393 Seiten | Sprache: Deutsch

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