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Wasja war immer schon anders als ihre Geschwister. Die jüngste Tochter des Pjotr Wladimirowitsch lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf am Rande des Waldes in Russland. Während die anderen Kinder den alten Geschichten der Dienerin Dunja zwar lauschen, ihre Lehren jedoch bald vergessen, kann Wasja die Naturgeister sehen, von denen die alte Magd erzählt. Sie allein hält sich an die alten Gebräuche, von denen die Kirche sagt, dass sie Sünde wären, und darum glaubt ihr auch niemand, als sie etwas uraltes Böses in den Wäldern spürt.
Wasja will um jeden Preis die Menschen um sich herum retten, doch diese sind sich immer sicherer, dass Wasja eine Hexe ist, eine Bedrohung für die Gemeinschaft.
Was für ein wunderschönes Buch! Autorin Katherine Arden fängt die herrlich schwermütige Stimmung des alten Russland und seiner Märchen ein und verwandelt sie in eine eigene, facettenreiche Geschichte. Um alte Mythen und Sagen herum spinnt sie das Leben der Bauerstochter Wasja, die eine schöne, starke Heldin ist und keinen Mann braucht, der sie retten muss, oder der ihr sagt, was sie zu tun hat.
Kein Wunder, dass die Menschen in der patriarchisch geprägten Gesellschaft sie gleichermaßen faszinierend wie gefährlich finden. Kein Wunder, dass der Winter selbst ein Auge auf sie wirft.
So nimmt denn das Unheil seinen Lauf, als der Priester Konstantin in ihr Dorf kommt und die Menschen näher an den Glauben führen soll. Konstantin, mit gutem Aussehen, einer schönen Stimme und Ehrgeiz gesegnet, hat sein Leben Gott geweiht, will aber schier daran verzweifeln, dass dieser nicht zu ihm spricht. Wasja, die ihn vor einer Rusalka, einem Wassergeist rettet, scheint ihm ein lebendiger Widerspruch zu seinem Glauben zu sein, da sie sich keinen Deut um seine Mission schert, und immer mehr beherrscht sie seine Gedanken.
Dem Mädchen wiederum sind Konstantin und seine Besessenheit fremd. Immer höher schaukelt sich der Konflikt und es könnte auch kein gutes Ende nehmen, wenn Wasja die Naturgeister nicht sehen und mit ihnen sprechen könnte. So ist die Katastrophe geradezu vorprogrammiert, als der Winter immer strenger und die Lebensbedingungen immer schwieriger werden.
Dann gerät Wasja auch noch in einen Streit zwischen dem Winterkönig und einem einäugigen Mann, der im Wald lebt und Bärengestalt hat.
Wenn Wasja die Ihren retten will, muss sie begreifen, wer die beiden sind und wie sie wieder Frieden in ihre Welt bringen kann.
Das ist mal eine gut ausgestaltete Handlung. Gekonnt steigert die Autorin die Spannung und sorgt dafür, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Sie beweist Kenntnis der russischen Sagen und lässt die Handlung eine Vielzahl an Haken schlagen. Wer sich auf "Der Bär und die Nachtigall" einlässt, findet keine einfache Liebesgeschichte vor, sondern eine großartige Welt, die vor Fantasie nur so strotzt. Man muss kein Freund von Märchen sein, um sich begeistern zu lassen, doch hier ist es eindeutig ein Vorteil. Im Original erstreckt sich Wasjas Geschichte über drei Teile, doch die hier dargebotene Erzählung kann durchaus für sich alleine stehen.
Eine Leseprobe findet sich auf der
Verlagsseite.