Wenn das Schicksal der Welt in den Händen eines Fuchsgeistes liegt, dann müssen die Umstände schon verzweifelt sein. Doch es scheint, als wäre genau dieser Moment gekommen, als die Mönche des Tempels, in dem Yumeko aufwuchs, ausgerechnet sie damit beauftragen, eine Schriftrolle zu einem anderen Tempel zu bringen.

Ihr Heim wird von Dämonen angegriffen und das junge Mädchen, eine Halb-Kitsune, ist die einzige Überlebende. Zum Glück trifft sie auf Tatsumi, einen jungen Samurai, der ihr verspricht, sie an ihr Ziel zu bringen. Doch auch Tatsumi sucht nach der Schriftrolle und wüsste er, wer Yumeko wirklich ist, würde er ihr ein schnelles Ende bereiten, denn er verbirgt ebenfalls ein düsteres Geheimnis.

Autorin Julie Kagawa geht ja nie wirklich zimperlich mit ihren Figuren um und „Im Schatten des Fuchses“ bietet da keine Ausnahme. Da werden Dienerinnen an mächtige Dämonen geopfert, Blutmagie gewirkt und ganze Tempelanlagen dem Erdboden gleich gemacht.

Bei alldem bleibt die Hauptfigur, Yumeko, sich selbst treu und richtet sich beherzt nach den Idealen, die ihr ihre Ziehväter, die Mönche, beigebracht haben. Dennoch besteht sie zur Hälfte aus einem Fuchsgeist und gilt damit als notorisch unzuverlässig und zu Streichen aufgelegt. Es ist auch nicht so, als würde sie ihre Magie nicht bei allerlei Tricks einsetzen, doch ihr Herz bleibt rein und sie lässt nicht ab von ihrem Entschluss, das Richtige zu tun.

Das muss auch Tatsumi lernen, ein junger Samurai, der dem Schattenclan angehört und ein Dämonenschwert bei sich führt, dessen Geist stetig danach trachtet, ihn zu besiegen und endlich die Freiheit wiederzuerlangen.

Das sind nicht die besten Voraussetzungen für eine Freundschaft, hat doch jeder der beiden nicht nur einen guten Grund, dem jeweils anderen zu misstrauen. Noch dazu ist beider Weg mit Geistern und Dämonen geradezu gepflastert. Immer wieder begegnen die beiden Verrat und Täuschung, unbarmherzigen Gegnern und schier unüberwindlichen Hindernissen. Aber auch unerwartete Hilfe und Freundschaft wird ihnen entgegengebracht und so bleibt die Handlung spannend, denn neue, interessante Weggefährten stoßen zur Reisegesellschaft, bis sich eine Gruppe ganz unterschiedlicher Freunde gefunden hat. Diese macht den Reiz der Geschichte aus und sorgt dafür, dass die Protagonisten dem Leser ans Herz wachsen.

Dazu kommt eine fundierte Kenntnis der Autorin über Japans Mythen und Sagengestalten. Ob Kitsunes, Yokai oder weitere, ganz verschiedene Geister, sie alle finden ihren Platz in Yumekos Welt und bis der Leser sich darin zurechtfindet, dauert es eine Weile.

Leicht macht ihm Julie Kagawa dies anfangs nicht, denn die Geschichte präsentiert sich mittels zweier unterschiedlicher Erzählperspektiven durchaus verwirrend, wechselt sie damit doch zwischen Yumekos Naivität und Tatsumis scheinbarer Gefühlskälte hin und her. Gerade Letzterer hat guten Grund, augenscheinlich keinerlei Freundschaft oder auch nur menschliche Regung zuzulassen, und dadurch braucht es seine Zeit, bis er dem Leser so ans Herz wächst, wie es bei Yumeko der Fall ist.
Langsam jedoch lassen sich beide aufeinander ein und ergänzen sich, so dass sich im Laufe der Handlung ein harmonisches Ganzes entwickelt und ehe der Leser sich versieht, hat die Autorin ihre Geschichte gewebt und ihn darin eingesponnen. Da die Handlung sich über drei Bände erstrecken wird, bleiben am Ende des Romans einige Fragen offen. Schön ist das nicht, doch da Trilogien in der Fantasy mittlerweile Standard sind, wird niemand überrascht sein, dass der Showdown noch auf sich warten lässt. Da der erste Band mit einem Knaller endet, wird auch niemand enttäuscht sein, im Gegenteil. Der zweite Band ist schon erschienen und so kann der gespannte Leser sich auch gleich auf das nächste Buch freuen.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.