Im inzwischen 6. Nordfriesland-Krimi von Krischan Koch treffen Menschen und Gebräuche aus Little Italy in New York City und Fredenbüll, Nordfriesland, aufeinander. In Gestalt des attraktiven Italo-Amerikaners Tony einschließlich seiner weniger charmanten Frau und deren Kindern, eines weiteren, asthmatischen und mysteriösen Landsmannes, sowie des bereits aus den fünf vorherigen Krimis bekannten Personals aus Fredenbüll und seinem Imbiss „De Hidde Kist“. Dass dies nicht ohne Komplikationen vonstatten geht und das Leben in Fredenbüll gehörig durcheinanderbringt, versteht sich von selbst. Ebenso, dass die Neuankömmlinge nicht die Einzigen sind, die für Aufregung und Gesprächsstoff sorgen.

Denn in Fredenbüll soll ein Windpark entstehen. Ein Vorhaben, welches die Fredenbüller in Befürworter und Gegner des Projekts spaltet. Letztere fürchten, dass es nicht bei den drei geplanten Windrädern bleiben wird, und um den Fortbestand der Rotbauchunke. Sie gründen die Bürgerinitiative „Sei kein Frosch e. V.“ Eines Tages wird der leitende Ingenieur der Betreiber Firma WinWind und Bruder des örtlichen Postboten tot im noch feuchten Betonsockel eines Windrads gefunden. Und schon ist man mitten drin im prallen Leben im Küstendorf mit den drei Deichen. Als es weitere Tote bei Mensch und Tier gibt, eine Behördenmitarbeiterin spurlos verschwindet und der charismatische Tony sich immer mehr in das Dorf- und Geschäftsleben integriert, schießen die Gerüchte in die Höhe und nicht nur der ermittelnde Polizeibeamte ist der festen Überzeugung, dass es hier um internationale Verbrechen geht. Ist der vor allem bei der Damenwelt beliebte und bei einigen Männern weniger gut gelittene Tony ein Mafioso? Welche Rolle spielt der zweite Neuankömmling und warum wurde der Ingenieur ermordet? Oder war letztlich gar nicht er gemeint? Am Ende wird (fast) alles gut und sogar die Küche der „Hidde Kist“ wird dank der Kochkünste von Tony um einige schmackhafte Gerichte erweitert.

Auch im 6. Roman dieser Krimi Serie werden die handelnden Personen liebevoll herausgearbeitet und mit ihren Schrullen, Liebenswürdigkeiten und Fehlern treffend beschrieben. Wie in einem Brennglas bündeln sich die Themen unserer Zeit in dem Geschehen: Natur- und Tierschutz versus Profitstreben. Verbrechen wie Schutzgelderpressung, Mord, Wirtschaftskriminalität etc. werden zu einem engen Geflecht gewoben. Das ganze mit einem guten Gespür für Sprache und Wortwitz. Dabei spielt der Autor offen mit Klischees und abstrus-witzig übertriebenen Plots, sodass manchmal der Eindruck entsteht, hier handele es sich weniger um einen Kriminalroman als um eine Satire auf dieses Genre. Dies mag seinen Reiz haben, kann aber auf Dauer auch ganz schön nerven. Ein seichtes, aber dennoch unterhaltsames Lesevergnügen, bestens geeignet als Ferienlektüre oder als Vorbereitung für den nächsten Urlaub an der Nordsee. Und da die Rezepte einiger der im Buch beschriebenen Gerichte im Anhang vorgestellt werden, kann man sich nicht nur geistig, sondern auch kulinarisch in die im Buch beschriebene ganz spezifische nordfriesische Welt einfühlen und -schmecken.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.