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Lange ist es her, dass Lune, die Köngin der Fae, und Michael Deven, ein sterblicher Adeliger am Hof der Königin Elisabeth I., zusammen die Geschicke Londons lenkten. Mittlerweile sind Elisabeth und ihr Nachfolger lange tot, Charles I. regiert über Großbritannien - und zwar mehr schlecht als recht.
Unmut herrscht im Parlament der Menschen und am Onyxpalast der Fae sieht sich Lune mit unerwarteten Gefahren konfrontiert. Ihr zur Seite steht Anthony Ware, nun der neue Prinz vom Stein, der Mensch, der gemeinsam mit der Königin den Palast regiert. Durch die nächsten, gefahrvollen Jahre werden sie einander brauchen.
Im zweiten Band der Onyxpalast-Reihe dreht sich die Handlung wieder um die Geschichte Londons. Geschickt verwebt Autorin Marie Brennan einmal mehr die historischen Ereignisse Großbritanniens mit der von ihr erdachten Feenwelt, deren Zentrum unterhalb Londons liegt. Ob Aufstand der Puritaner, Krönung oder Katastrophe, alles hat Auswirkung auf die Fae, die unsterblich sind und Freundschaft oder Rache von langer Hand planen.
Letzteres stellt dann auch ein kleines Problem dar, denn es dauert viele Jahre, bis ein Eid erfüllt oder eine Rache vollendet werden kann. Für den Leser bedeutet dies, erst einmal zu warten. An sich wäre das nicht schlimm, hätten die Fae nicht die oben erwähnte Geduld. So aber dauert es eben auch zwanzig Jahre, bis ein abschätzender Blick, ein verdächtiger Satz ihre Wirkung entfalten und für die Geschichte wieder wichtig werden. Dabei geschieht viel am Hof der Fae, denn immer wieder gefährden Intrigen und die Verknüpfung mit dem Reich der Menschen den Frieden, den Lune so sehr zu bewahren sucht.
Wenn Charles I. Armeen nach Schottland senden will, dann werden auch die dort ansässigen Fae rebellisch und wollen ihre Heimat schützen. Wer könnte es ihnen verübeln? Wenn die Iren unterdrückt werden, dann spielt es keine Rolle, ob Fae oder Mensch, dann wird ihre Wut spürbar.
So bleibt Lune, einer gründlichen und bedächtigen Herrscherin, oft keine Wahl. Zwar legt sie viel Wert auf die Meinung ihres Mitregenten und würde sich niemals vorschnell in sein Leben einmischen. Wenn aber ein König entmachtet werden soll und ihr Vertrauter sein Leben aufs Spiel setzt, dann muss sie einfach eingreifen. Gleichzeitig scheinen die Schicksale der Menschen und Fae seltsam miteinander verknüpft. Geschieht dem einen Herrscher ein Unglück, so hat es auch Auswirkungen auf die Regentschaft des anderen.
Jedoch macht der manchmal spröde Stil der Autorin es dem Leser nicht leicht, ein Gespür für die Figuren zu entwickeln und sie in sein Herz zu lassen, sorgen doch die vielen Perspektivwechsel und einige Zeitsprünge dafür, dass der Erzählfluss sich immer wieder ändert. Mal dauern die Zeitsprünge nur wenige Stunden, mal dauern sie fast ein Jahrzehnt und zu allem Überfluss greift die Autorin mitten in der Geschichte bereits auf das Ende vor. Einfacher wird es für den Leser dadurch nicht.
Gemütliches Konsumieren des Romans sieht anders aus, doch Englands Geschichte, gerade in der Zeit vor dem großen Feuer, weiß durchaus zu fesseln und entschädigt reichlich für die Anstrengung, die es braucht, der Handlung zu folgen.
Eine Leseprobe ist auf der
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